weibliche Person, die mystische, auf einer Offenbarung beruhende oder durch Offenbarung gewonnene Ideen, Lehren o. Ä. vertritt bzw. verbreitet
Juliana von Lüttich, eine fromme Ordensfrau, hat bereits in jungen Jahren eine wiederkehrende Vision. Darin sieht sie den Mond in vollem Glanz – abgesehen von einem Stück, das der Mondscheibe fehlt. Zunächst weiß sie dies nicht zu deuten, bis ihr eines Tages Jesus selbst erscheint, um das Rätsel zu entschlüsseln: Der Mond stehe für die Kirche, das fehlende Stück für das Fehlen eines Fests im Kirchenjahr. Als der Bischof von Lüttich von dieser Vision erfährt, ordnet er für seine Diözese ein Fest zu Ehren der Einsetzung der Eucharistie an. So kam es, dass 1247 das erste Fronleichnamsfest in Lüttich begangen wurde. Im Jahr 1264 erklärte Papst Urban IV. es schließlich – inspiriert vom Blutwunder von Bolsena – zu einem Fest der gesamten Kirche, dem „Hochfest des allerheiligsten Leibes und Blutes Christi“. Noch heute ist Fronleichnam (wörtlich: ‚Leib des Herrn‘) in katholisch geprägten Gegenden ein Feiertag.