historisch Verhängung der Acht über jmdn.
Ächtung, die
Duden, GWDS, 1999
Bedeutungen
a)
b)
Verdammung, Verfemung, Boykott
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Acht1 · ächten · Ächtung
Acht1
f.
‘Recht- und Friedlosigkeit’,
d. h.
‘Ausschluß aus der Gesellschaft’
(der Ausgeschlossene konnte von jedermann verfolgt
und straflos getötet werden),
ahd.
āhta
(11. Jh.),
mhd.
āhte,
æhte,
mnd.
mnl.
achte,
nl.
acht,
aengl.
ōht
‘(durch Rechtsspruch angeordnete) Verfolgung, Friedlosigkeit’
läßt sich mit
ir.
ēcht
‘Totschlag (aus Rache)’
verknüpfen.
Außerhalb des Westgerm.
(*anhtō?)
und des Kelt.
sind weitere Verwandte nicht mit Sicherheit feststellbar,
so daß die Herkunft des Wortes ungeklärt bleibt.
Im Mittelalter
ist die von der weltlichen Gerichtsbarkeit ausgesprochene
Acht
oft verbunden mit dem von der Kirche verhängten
Bann
(s. d.),
dem Ausschluß aus der religiösen Gemeinschaft;
daher die Wendung
Acht und Bann
(Anfang 14. Jh.).
ächten
Vb.
‘in die Acht erklären, als rechtlos ausstoßen’.
Von den verschiedenen Formen des Substantivs
Acht
sind abgeleitet die
(zum Teil früher belegten)
westgerm. Verben
ahd.
āhten
(8. Jh.),
mhd.
āhten,
æhten,
asächs.
āhtian,
mnd.
achten,
echten,
mnl.
echten,
aengl.
ēht(i)an
‘verfolgen’.
Ächtung
f.
‘Verhängung der Acht, Ausstoßung aus der Gemeinschaft, Verdammung, Verfemung’,
ahd.
āhtunga
(um 800),
mhd.
āhtunge,
æhtunge;
vgl.
mnd.
echtinge,
aengl.
ēhtung
‘Verfolgung’.
Acht2 · achten · Achtung · achtbar · achtsam · unachtsam · beachten · beachtlich · erachten · verachten · verächtlich · Verachtung
Acht2
f.
‘Aufmerksamkeit, Beachtung’,
heute vornehmlich in Wendungen wie
(sich) in acht nehmen,
außer acht lassen,
achtgeben,
achthaben,
in denen der substantivische Charakter des Wortes verblaßt ist.
Ahd.
ahta
‘Überlegung, Meinung, Ansehen’
(um 800),
mhd.
aht(e),
mnd.
mnl.
acht(e),
nl.
acht,
aengl.
eaht
sind verwandt mit
got.
aha
‘Sinn, Verstand’,
ahjan
‘meinen’
und lassen eine Verbalwurzel
germ.
*ah-
‘denken, meinen’
erkennen.
Ob sich die germ. Gruppe mit außergerm. Formen wie
griech.
óknos
(ὄκνος)
‘Bedenklichkeit, Zaudern’,
okné͞in
(ὀκνεῖν)
‘zögern, Bedenken tragen’,
toch. B
āks-
‘wach sein’
verbinden
und der Wurzel
ie.
*ok-
‘überlegen’
zuordnen läßt,
ist nicht mit Sicherheit zu erweisen.
Vom Substantiv abgeleitet ist
achten
Vb.
‘schätzen, aufpassen, Rücksicht nehmen’,
ahd.
ahtōn
(um 800),
mhd.
ahten
‘erwägen, beachten, schätzen’,
asächs.
ahton,
mnd.
mnl.
nl.
achten,
aengl.
eahtian
‘schätzen, achten, erwägen’;
vgl.
anord.
ætla
(aus
*ahtilōn)
‘meinen, glauben, vorhaben, beabsichtigen’;
dazu
Achtung
f.
‘Aufmerksamkeit, Wertschätzung, Ansehen’,
ahd.
ahtunga
(9. Jh.),
mhd.
ahtunge
‘Überlegung, Wertschätzung’.
Imperativisches
habt,
gebt Achtung!
wird verkürzt zum Kommando- und Warnungsruf
Achtung!
(Ende 18. Jh.).
achtbar
Adj.
‘geachtet, angesehen, achtenswert, anerkennenswert, beachtlich’,
mhd.
aht(e)bære,
zu
mhd.
ahte
im Sinne von
‘Schätzung, Stand, Rang’,
danach eigentlich
‘rangtragend’.
achtsam
Adj.
‘aufmerksam, wachsam, behutsam’
(16. Jh.);
früher bezeugt ist
unachtsam
Adj.
‘nicht auf das achtend, worauf man achten sollte’,
mhd.
unahtsam.
beachten
Vb.
‘achten auf, berücksichtigen, Aufmerksamkeit schenken’,
ahd.
biahtōn
(10. Jh.),
mhd.
beahten;
beachtlich
Adj.
‘bemerkenswert, wichtig’,
geläufig seit 19. Jh.,
spätmhd.
beahtlich.
erachten
Vb.
‘wofür halten, ansehen’,
ahd.
irahtōn
(9. Jh.),
mhd.
erahten.
verachten
Vb.
‘als schlecht, minderwertig ansehen, geringschätzen, verschmähen’,
mhd.
verahten;
verächtlich
Adj.
‘Verachtung ausdrückend, abfällig, verachtenswert’
(15. Jh.);
Verachtung
f.
‘Geringschätzung, Abscheu’,
spätmhd.
verahtunge.
Thesaurus
Synonymgruppe
Ausgrenzung
·
Ausschluss
·
Bann
·
Bannfluch
·
Untersagung
·
Verbannung
·
Verbot
·
Verdammung
·
Verfemung
·
Ächtung
●
Bannstrahl
fig.
Typische Verbindungen zu ›Ächtung‹ (berechnet)
Angriffskrieg
Antisemitismus
Atombombe
Atomwaffe
Chemiewaffe
Folter
Gewalt
Klonen
Landmine
Massenvernichtungsmittel
Mine
Personenmine
Sklaverei
Streumunition
Todesstrafe
Waffenhandel
einsetzen
eintreten
erfahren
fordern
fürchten
gesellschaftlich
international
moralisch
setzen
sozial
verfallen
völkerrechtlich
weltweit
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Ächtung‹.
Verwendungsbeispiele für ›Ächtung‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Achtung für das Gesetz nötigt nur die Idee des Guten selbst ab.
[Henrich, D.: Legalität. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1960], S. 23408]
Um so größer aber wird die Achtung vor der menschlichen Energie, die alles daransetzt, das Leben neu zu schaffen.
[Die Zeit, 11.07.1946, Nr. 21]
Was der Koch einkauft, wie er es zubereitet und anrichtet – alle Achtung.
[Bild, 24.10.2003]
Kurz, von allen Tugenden des Mannes heischte auf einmal die kriegerische allgemeine Achtung.
[Salomon, Ernst von: Der Fragebogen, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1961 [1951], S. 214]
Ist Zanken bei dir das Zeichen der Liebe und Achtung?
[Walser, Robert: Jakob von Gunten, Zürich: Suhrkamp 1973 [1909], S. 66]
Zitationshilfe
„Ächtung“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/%C3%84chtung>.
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