Ökumene, die
Grammatik Substantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Ökumene · wird nur im Singular verwendet
Aussprache [økuˈmeːnə]
Worttrennung Öku-me-ne
Wortbildung
mit ›Ökumene‹ als Erstglied:
Ökumenismus · ökumenisch
Herkunft zu oikūménē (gḗ)griech (οἰκουμένη γῆ) ‘die bewohnte (Erde)’ < oiké͞ingriech (οἰκεῖν) ‘wohnen’
Bedeutungsübersicht
Duden, GWDS, 1999 und DWDS
Bedeutungen
1.
Theologie
a)
Gesamtheit der Christen und der christlichen Kirchen
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: evangelisch-katholische Ökumene
Beispiele:
Ökumene (altgriechisch) bedeutet »Gesamtheit der
christlichen Kirchen«. [Bild, 28.05.2003]
Unter »Ökumene« wird die Gesamtheit der
christlichen Kirchen verstanden, doch identifizieren die Katholiken den
Begriff mit ihrer Auffassung von der einen, einzig rechtgläubigen und
allumfassenden heiligen Kirche. [Der Spiegel, 13.04.1960, Nr. 16]
Der Generalsekretär der Ökumene, Dr.
Visser t’Hooft, ein holländischer Reformierter, hat diese weltweite
Brüderlichkeit in einer Ansprache ausdrücklich betont und zugleich im
Sinne Luthers zum Kampf gegen die »falsche Sicherheit« aufgerufen, die
zum Unglauben gehöre. [Die Zeit, 07.08.1952, Nr. 32]
b)
Bewegung der christlichen Kirchen und Konfessionen zur Einigung in Fragen des Glaubens und zum gemeinsamen Handeln
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: gelebte, praktizierte Ökumene
als Akkusativobjekt: die Ökumene voranbringen
in Koordination: Mission, Diakonie und Ökumene
als Genitivattribut: die Wegbereiter der Ökumene
Beispiele:
Paul VI. bezeichnete das Papstamt als größtes Hindernis für die
Ökumene. Schließlich ist eine der
dogmatischen Schluchten zwischen Protestanten und Katholiken die
Anerkennung des päpstlichen Primats. [Die Zeit, 03.11.2016 (online)]
[…] mit dem Zusammentreffen von katholischen
und evangelischen Spitzenvertretern in Lund wurde eine neue Basis
geschaffen. Die Motivation, den steinigen Weg der
Ökumene weiter zu gehen, ist zurück. Oder wie
Papst Franziskus in seiner Predigt formulierte: »Wir Katholiken und
Lutheraner haben begonnen, auf dem Weg der Versöhnung voranzugehen.« [Der Standard, 01.11.2016]
Gewünscht wird religiöse Toleranz, Verständigung zwischen den
Glaubensgemeinschaften, Ökumene. [Süddeutsche Zeitung, 14.09.2016]
Seit der Gründung seines Ordens 1949 hatte sich Frère Roger für
Frieden, Verständigung und Ökumene eingesetzt. [Bild, 18.08.2005]
In ethischen Fragen werden in der katholischen Bewegung »Kirche
von unten« Anliegen formuliert, die auch im konfessionellen Sinn als
evangelisch bezeichnet werden können. Hier kann
Ökumene fruchtbarer als mit Rom praktiziert
und entwickelt werden. Die Lutheraner sollten sich die Agenda
ökumenischer Praxis nicht weiter von Rom diktieren lassen, sondern
selbstbewußter und streitbarer auftreten. [Die Zeit, 23.07.1998, Nr. 31]
2.
Geografie von naturgegebenen Grenzen bestimmter Lebens- und Siedlungsraum des Menschen auf der Erde
Beispiele:
Die gebildeten Römer sprachen griechisch, als ihr Reich zur
Ökumene antiker Weltbürger wurde. [Süddeutsche Zeitung, 24.07.1993]
[…] die gleichfalls seit dem 4. Jahrhundert v.
Chr. begegnende »Ökumene«, ein feminines Partizip
Präsens Passiv zu dem Verb oikeín, »bewohnen«: oikuméne
[…] heisst eigentlich »bewohnte (Erde)«. [Neue Zürcher Zeitung, 06.07.2005]
Der hohe Salzgehalt des Bodens hielt zersetzende Bakterien ab. Das
alles zusammen machte die frappierende Erhaltung von Körper und Kleidung
über die Jahrtausende möglich – ein einmaliger Fundus zur Beantwortung der
Frage: Wie weit dehnte sich die Ökumene vor 5000
Jahren? War China tatsächlich so von aller Welt geschieden, wie es
Selbstverständnis und Geschichtsschreibung im Reich der Mitte vorgeben? [Bild der Wissenschaft auf CD-ROM, 2000 [1999]]
Die ganze Ökumene ist dem Reich der Römer
untertan […]. Dem freien Volk Israel, das Gott allein dienen
will, bleibt nur der Auszug in die Wüste[…] übrig. [Taubes, Jacob: Abendländische Eschatologie, München: Matthes und Seitz, 1991 [1947], S. 54]
letzte Änderung:
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Ökumene · ökumenisch
Ökumene f. ‘die bewohnte, wirtschaftlich nutzbar gemachte Erde’, Übernahme (19. Jh.) von lat. oecūmenē, griech. oikūménē (gḗ) (οἰκουμένη γῆ) ‘die (besonders von den Griechen) bewohnte Erde’, substantiviertem Part. Präs. Fem. (Mediopass.) von griech. oiké͞in (οἰκεῖν) ‘wohnen’; vgl. griech. ó͞ikos (οἶκος) ‘Haus, Wohnung’. Lat. oecūmenē wird Fachwort der römischen Feldvermesser. In Anlehnung an mlat. oecumenicus (s. unten) bezeichnet Ökumene schließlich die ‘Gesamtheit der Christen und christlichen Kirchen’ (1. Hälfte 20. Jh.). – ökumenisch Adj. ‘die ganze bewohnte Erde betreffend, sie umfassend, allgemeingültig’ sowie ‘die Gemeinsamkeiten, das gemeinsame Vorgehen der christlichen Kirchen in der Welt betreffend’ (um 1800); vgl. griech. oikūmenikós (οἰκουμενικός), spätlat. oecūmenicus ‘die ganze von Griechen bewohnte Welt betreffend’, dann ‘das ganze römische Reich betreffend, dazu gehörend’, mlat. ‘zur Kirche als Ganzem gehörend, sie vertretend, allgemeine kirchliche Gültigkeit besitzend’.
Thesaurus
Synonymgruppe
Ökumene ·
ökumenische Bewegung
Unterbegriffe |
|
Assoziationen |
Geografie
Synonymgruppe
Dauersiedlungsraum ·
Ökumene
Typische Verbindungen zu ›Ökumene‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Ökumene‹.
Zitationshilfe
„Ökumene“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/%C3%96kumene>.
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