Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

äh

Die Aussprache wird oft sehr in die Länge gezogen, was schriftlich durch Hinzufügen weiterer ä (ääh, äääh usw.) angedeutet wird.
Grammatik Interjektion
Nebenform ähm
Aussprache [ɛː] · [ɛːm]
DWDS-Vollartikel

Bedeutung

Laut, mit dem Sprechpausen überbrückt werden und angedeutet wird, dass man die aktuelle Äußerung noch fortsetzen möchte, bevor der Gesprächspartner wieder zu Wort kommen soll
a)
verwendet, wenn man kurz nachdenken muss oder nach dem richtigen Wort sucht
Beispiele:
Ähm, Moment, mal überlegen … Moment … äh … gute Frage. [Süddeutsche Zeitung, 20.04.2020]
Der Arzt legte mir einen … ähm, wie hieß das? [Süddeutsche Zeitung, 12.06.2020]
Schon drei oder vier Flaschen Wein am Abend können zu Krebs, Herzinfarkt, Parkinson und, äh, na, Alzheimer führen. [Welt am Sonntag, 16.09.2018]
H[…] spricht immer frei, kaum ein »Äh« stört den Strom seiner Worte. [Die Zeit, 09.09.2013]
Ich, äh, ich gehe für eine ganze Weile, äh, nach Argentinien. [Kopetzky, Steffen: Grand Tour. Frankfurt a. M.: Eichborn 2002, S. 93]
Sie sollten mal hören, was mein Mann über diesen Dingsda sagt – äh – den Kommunismus und die ganze Weltsituation! [Die Zeit, 10.09.1953]
b)
verwendet, wenn man verlegen ist und nach den richtigen Worten sucht
Beispiele:
[Man muss das eingestehen.] Wie in der Stuhlgruppe der Suchtkranken […]: »Hallo, also, hm, ich bin der Gerhard, und ich bin, äh, okay: Ich zähle meine Schritte. Immer. Überall. Ich brauche Hilfe.« [Süddeutsche Zeitung, 18.02.2021]
Also, ähm, ja, okay, wir sind also, ähm, so mutig, dass wir den Meistertitel, äh, nehmen würden, wenn die Bayern, also, wenn sie ihn uns freiwillig schenken, aber ähm, ja, okay, das tun sie wahrscheinlich eh nicht. [Süddeutsche Zeitung, 30.05.2020]
Na, bist du noch in New York? – Klar, ich bin mittlerweile für Westafrika verantwortlich, und wohin hat es dich noch mal seit dem Abschied von den UN verschlagen? – Ich bin der Premierminister von Kenia. – Ooooh, das … das, äh, hätte [ich wissen müssen] … ja klar! Oh Mann, das tut mir leid. [Süddeutsche Zeitung, 20.01.2020]
Ähm, wie verhüten wir denn jetzt? [Bild, 25.09.2019]
»Nun, Herr von L[…], Sie sind gewiss mit dem Grundprinzip des Hyperraumsprungs vertraut.« »Ja, natürlich, äh … im Prinzip …« [C’t, 1999, Nr. 16]
c)
verwendet, wenn man sich korrigieren will, besonders nach absichtlichen Versprechern
Beispiele:
Während die Welt nun [wegen der Pandemie] von zuhause aus streamt, äh, arbeitet, sorgen sich Analysten, ob die Bandbreiten dem Ansturm standhalten. [Süddeutsche Zeitung, 16.03.2020]
Und dann im Laufe des langen Abends ein weiteres Interview: »Bei mir habe ich jetzt Thilo Stöhr.« Pause. »Äh, Verzeihung, ich meine natürlich Sarrazin«, stammelte der Reporter peinlich berührt. [Berliner Zeitung, 19.01.2002]
Die Pandemischen … äh … die Olympischen Spiele werden ein Fest der Menschlichkeit, verstehen Sie. [Süddeutsche Zeitung, 10.08.2020]
Boah, ist die Uferwand langweilig, ääh, lang, meine ich. [Die Zeit, 23.06.2015]
Die »Anordnung von oben« ist eine seit Jahrhunderten bewährte Einrichtung, die dem Bürger die Möglichkeit bietet, leben zu können, ohne selbst denken zu dürfen äh, müssen, wollte ich sagen. [Berliner Zeitung, 22.08.1953]
d)
verwendet, wenn man Einwände, Vorbehalte, Zweifel vorbringen will, (unangenehm) überrascht oder verwirrt ist
Beispiele:
Und anderntags behaupten sie, das heiße nicht, dass das Mittel nichts taugt. Äh, Entschuldigung, doch, das heißt es. [Hamburger Abendblatt, 19.06.2021]
Frage: »Wer ist der aktuelle Bundeskanzler?« Antwort: »Die Bundeskanzlerin.« Frage: »Wie findeste die?« Antwort: »Ähm ja, sag ich jetzt nichts zu.« (= Ich mag sie gar nicht.) [Der Spiegel, 18.06.2015 (online)]
»Für jede Eins auf dem Zeugnis bekommst du von mir fünf Euro«, verspricht die Oma. Darauf ihr Enkel: »Äh. Oma, wollen wir nicht lieber klein anfangen und du gibst mir für jede Fünf einen Euro?« [Bild, 03.04.2020]
Personalausweis über den Tresen, Schlüsselkarte zurück, ach übrigens, eins noch: »Sie haben das Hotel heute Nacht für sich allein!« – »Äh, ganz allein?« – »Ja.« – »Und Sie?« – »Wir sind nachts weg, weil zu wenig Gäste.« [Süddeutsche Zeitung, 04.01.2021]
»Ääh, Papa«, hob Karl noch einmal an, »könntest Du Dich bitte einfach unsichtbar machen, wenn Du zurückkommst, bitte.« [Der Spiegel, 11.03.2008 (online)]

letzte Änderung:

Typische Verbindungen zu ›äh‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›äh‹.

Zitationshilfe
„äh“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/%C3%A4h#1>.

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äh

Die Aussprache wird oft sehr in die Länge gezogen, was schriftlich durch Hinzufügen weiterer ä (ääh, äääh usw.) angedeutet wird.
Grammatik Interjektion
Aussprache [ɛː]
DWDS-Vollartikel

Bedeutung

Laut, der ein Ekelgefühl des Sprechers ausdrückt
Synonym zu igitt, pfui
Beispiele:
»Äh, igitt, pfui Spinne«, tönt es im Chor. [Saarbrücker Zeitung, 20.04.1998]
Auch freue ich mich, dass in den bisherigen Kommentaren nicht dauernd »äh, bäh, eklig« geäußert wird, sondern Zustimmung. [Verschmähte Leckerbissen, 26.01.2014, aufgerufen am 01.09.2020]
Anschließend verschwand der arme Mann im Keller[,] […] äh, ih, pfui, igitt, bäh schimpfenderweise. [Szenen aus einem L-H-Haushalt, 20.03.2009, aufgerufen am 01.09.2020]
»Ääh, eine Wespe«, sagt das Kind angeekelt und deutet auf ein heranfliegendes Tier. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.09.2000]
Frauen bringen uns [Männer] ja nicht nur auf die Welt (obwohl das an sich schon beängstigend genug ist). Jahrelang sind wir ihnen hilflos ausgeliefert. Sie sagen »äh bäh!« und hauen uns auf die Finger, wenn wir an uns herumfummeln. [Der Spiegel, 12.01.1981]

letzte Änderung:

Typische Verbindungen zu ›äh‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›äh‹.

Zitationshilfe
„äh“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/%C3%A4h#2>.

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