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ärmlich

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GrammatikAdjektiv
Aussprache 
Worttrennung ärm-lich
Wortzerlegung arm -lich
Wortbildung  mit ›ärmlich‹ als Erstglied: Ärmlichkeit
eWDG

Bedeutungen

1.
von materieller Armut zeugend, dürftig
Beispiele:
ärmliche Kleidung
ein ärmliches Haus, eine ärmliche Hütte
ärmlich wohnen, leben
in ärmlichen Verhältnissen leben
ein ärmliches Dasein
[er dachte] an die ärmliche Bibliothek einer kleinen Universität [ A. ZweigErziehung300]
Aber es lädt der ärmliche Esser die Ehre zu Tisch [ BrechtGedichte247]
2.
mangelhaft, unzulänglich
Beispiele:
Ein ärmlich düster brennend Fackelpaar, das Sturm / Und Regen jeden Augenblick zu löschen droht [ C. F. Meyer2,12]
sein Deutsch war … sehr ärmlich [ RennAdel179]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
arm · Armut · ärmlich · armselig · verarmen
arm Adj. ‘mittellos, dürftig, bedauernswert’. Die Herkunft von ahd. (8. Jh.), mhd. arm, asächs. mnd. mnl. nl. arm (mnl. auch aerm, arem), aengl. earm, anord. armr, schwed. dän. arm, got. arms ‘beklagenswert, elend, besitzlos’ ist umstritten. Meist wird Verwandtschaft mit Arbeit und Erbe1 (s. d.) angenommen und germ. *arƀma- im Sinne von ‘vereinsamt, verlassen’ als Bildung mit m-Suffix an das dort behandelte ie. *orbh- ‘verwaist, Waise’ angeschlossen. Weisweiler in: IF 41 (1923) 304 ff. nimmt eine Bedeutungsentwicklung von ‘vereinsamt, verlassen’ über ‘friedlos, rechtlos, schutzlos’ zu ‘beklagenswert’ und ‘arm’ an; unter dieser Voraussetzung wäre eine Verwandtschaft von arm mit griech. erḗmos (ἐρῆμος) ‘einsam, verlassen’ erwägenswert. – Armut f. ‘Mittellosigkeit, Not’, ahd. armuoti n., armuotī f. ‘Elend, Mangel, Not’ (8. Jh.), mhd. armuote n., armout f. ‘Armut, ärmliches Besitztum’; vgl. asächs. armōdi n., mnd. armōde n. f., armōt m. f., mnl. armoet, armoede m. f. n., nl. armoede f.; zu ahd. -uotī̌ (nach ahd. muot) aus -ōti, s. Einöde. ärmlich Adj. ‘dürftig, kümmerlich’, ahd. armalīh ‘erbärmlich, böse, gottlos’ (9. Jh.), mhd. ermelich ‘dürftig’; vgl. asächs. armlīk, mnl. armelijc, aengl. earmlic. armselig Adj. ‘kümmerlich, dürftig’, abgeleitet (15. Jh.) von mhd. armsal n. ‘Armut, Elend’. verarmen Vb. ‘arm werden’, mhd. verarmen ‘in Armut, in Not geraten’, Präfixbildung zu ahd. armēn (9. Jh.), mhd. armen ‘arm sein, werden’; vgl. ahd. firermen ‘jmdn. in Armut, in Not bringen’ (10. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(finanziell) nicht gut dastehen · arm · auf öffentliche Unterstützung angewiesen · bedürftig · dürftig · einkommensschwach · finanzschwach · hilfebedürftig · mittellos · notleidend · ohne das Nötigste · prekär · sozial schwach · unvermögend · verarmt · ärmlich
Unterbegriffe
Assoziationen
  • (ein) kümmerliches Leben fristen · (sein) Leben fristen · in ärmlichen Verhältnissen (leben) · kümmerlich leben · unter ärmlichen Bedingungen  ●  unter äußerst bescheidenen Verhältnissen leben positiv, verhüllend · zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig (haben) Spruch · äußerst bescheiden leben positiv, verhüllend · vegetieren ugs.
  • (schon) bessere Tage gesehen haben · abgewirtschaftet · an den Bettelstab gekommen · arm geworden · auf den Hund gekommen · heruntergekommen · ruiniert · verarmt · verelendet  ●  in Armut abgesunken geh. · in Armut gesunken geh. · prekarisiert fachspr., Jargon
  • arbeitslos (sein) · arbeitssuchend · beschäftigungslos · erwerbslos · nicht erwerbstätig · ohne Arbeit · ohne Arbeitsverhältnis · ohne Beschäftigungsverhältnis · unbeschäftigt  ●  brotlos fig. · keine Arbeit haben variabel · ohne Job (dastehen) ugs.
  • (äußerlich) heruntergekommen · abgerissen · abgetakelt · abgewirtschaftet · am Ende · desolat · in einem schlechten Zustand · marode · schäbig · ungepflegt · verkommen · verlottert · verludert · verlumpt · verschlissen · verwahrlost · verwildert · zerfasert · zerfleddert · zerlumpt · zerschlissen  ●  (herumlaufen) wie ein Penner derb, abwertend · abgefuckt derb, jugendsprachlich · abgeranzt ugs. · abgerockt ugs., salopp · abgewrackt ugs. · auf den Hund gekommen ugs. · gammelig ugs. · muchtig ugs., berlinerisch · runtergerockt ugs. · vergammelt ugs.
  • alles ausgegeben haben · kein Geld mehr haben · keinen Cent mehr haben · nicht einen Cent haben  ●  auf dem Trockenen sitzen fig.
  • (einen) finanziellen Engpass haben · Geldsorgen haben · finanziell in der Klemme sitzen · gerade nicht zahlen können · in Geldnot · in finanzieller Verlegenheit (sein) · klamm  ●  (bei jemandem ist) Ebbe in der Kasse fig. · gerade kein Geld haben variabel · (es) gerade nicht klein haben ugs., ironisch · auf dem Trockenen Sitzen ugs., Redensart · bei jemandem sieht es finanziell (momentan) nicht so rosig aus ugs., variabel · in pekuniärer Verlegenheit geh. · knapp bei Kasse ugs. · knapp dran ugs.
  • (bei jemandem) ist nichts zu holen · kein Geld haben · keine Arbeit haben · mittellos dastehen · mittellos sein · nichts verdienen · nichts zu beißen haben · von Luft und Liebe leben  ●  am Hungertuch nagen ugs.
  • Armer · Bettler · Habenichts · Mittelloser  ●  Hungerleider auch figurativ · Knochenrappler ugs., selten · armer Schlucker ugs.
  • (es) nicht (so) dicke haben · nicht Rockefeller sein  ●  nicht auf Rosen gebettet (sein) fig. · (sein) Geld nicht scheißen können derb, fig. · nicht in Geld schwimmen ugs., fig.
  • (sozial) benachteiligt (sein) · auf der Schattenseite des Lebens (stehen) · nicht auf der Sonnenseite des Lebens (geboren) · sozioökonomisch benachteiligt · wirtschaftlich benachteiligt · zu kurz gekommen (sein)
  • abgehängt · strukturschwach · wirtschaftsschwach
  • (das Geld) reicht hinten und vorne nicht · (von etwas) nicht leben und nicht sterben können · kaum über die Runden kommen (finanziell) · so gerade (eben) über die Runden kommen · ums Überleben kämpfen (müssen) · wenig verdienen  ●  jeden Cent zweimal umdrehen müssen fig. · jeden Pfennig zweimal umdrehen müssen veraltet, fig. · zum Leben zu wenig, und zum Sterben zu viel sein sprichwörtlich · zum Sterben zu viel, und zum Leben zu wenig sein sprichwörtlich
  • (nur) den Mindestlohn bekommen · (sehr) wenig verdienen · (sich) mit (...) Euro begnügen müssen · für einen Hungerlohn arbeiten · mit (...) Euro abgespeist werden · schlecht bezahlt werden
  • (finanziell) am Ende · (seine) Rechnungen nicht mehr (be)zahlen können · bankrott · insolvent · mittellos · ohne Geld (dastehen) · ohne einen Cent in der Tasche · pleite · zahlungsunfähig  ●  abgebrannt ugs. · blank ugs. · illiquid(e) geh.
  • (nur) wenig Geld (zur Verfügung) haben · (sehr) aufs Geld achten müssen · haushalten müssen · sich (etwas) nicht leisten können · sich nichts erlauben können · sich nichts leisten können  ●  sich nach der Decke strecken (müssen) fig. · aufs Geld gucken müssen ugs. · es nicht so dicke haben ugs. · jeden Cent zwei mal umdrehen (müssen) ugs., fig. · keine großen Sprünge machen können ugs., fig. · nicht drinsitzen ugs. · nichts zu verschenken haben ugs. · sein Geld zusammenhalten (müssen) ugs.

Typische Verbindungen zu ›ärmlich‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›ärmlich‹.

Verwendungsbeispiele für ›ärmlich‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Dann ist das Essen noch ärmlicher und noch schlechter geworden. [Weiß-Rüthel, Arnold: Musketier Reue. In: Kesten, Hermann (Hg.) 24 neue deutsche Erzähler, Leipzig u. a.: Kiepenheuer 1983 [1929], S. 226]
Die Bauern wurden immer geringer und die Hütten immer ärmlicher. [Traven, B.: Das Totenschiff, Berlin: Büchergilde Gutenberg 1929 [1926], S. 61]
Da sind die Leistungen des Computers bis heute eher ärmlich. [o. A.: Profit vom Baum der Erkenntnis. In: Bild der Wissenschaft auf CD-ROM, Stuttgart: Dt. Verl.-Anst. 1999 [1998]]
Wir leben in einer kometenreichen Zeit – nach einigen ärmlichen Jahrzehnten. [o. A.: Hale-Bopp – der siebenschweifige Himmelsbote. In: Bild der Wissenschaft auf CD-ROM, Stuttgart: Dt. Verl.-Anst. 1998 [1997]]
Die Nachbarn kümmern sich umeinander, die Häuser sind klein, aber nicht ärmlich. [Die Zeit, 16.05.2011, Nr. 20]
Zitationshilfe
„ärmlich“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/%C3%A4rmlich>.

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