Auge
n.
Organ des Gesichtssinnes.
Ahd.
ouga
(8. Jh.),
mhd.
ouge
stimmt mit
asächs.
ōga,
mnd.
ōge,
mnl.
ōghe,
nl.
oog,
aengl.
ēage,
(
angl.)
ēge,
engl.
eye,
anord.
auga,
schwed.
öga,
dän.
øje,
got.
augō
überein.
Die Herleitung von
germ.
*augan-
aus
ie.
*okū-
‘sehen, Auge’,
das sich aus
aind.
ákṣi,
griech.
ómma
(
ὄμμα),
Dual
ósse
(
ὄσσε),
lat.
oculus
(s.
Okular),
aslaw.
oko,
russ.
(älter)
óko
(
око),
lit.
akìs
‘Auge’
erschließen läßt,
ist durch die
germ. Lautgestalt erschwert,
wird aber doch für wahrscheinlich gehalten.
Allgemein nimmt man an,
daß der Vokal eines regulär entwickelten
germ.
*agw-
(dieses z. B. noch in
ahd.
awizoraht
‘augenscheinlich’,
um 800,
acsiunī
‘äußere Erscheinung’,
9. Jh.)
unter dem Einfluß von
germ.
*auzan-
‘Ohr’,
vgl.
ahd.
ōra
und
(mit grammatischem Wechsel)
got.
ausō
(s.
Ohr),
umgebildet wurde.
Vielleicht hat dabei auch Ausgleich zwischen verschiedenen Flexionsformen
eine Rolle gespielt;
vgl.
Feist
³64.
Augapfel
m.
‘kugelförmiger Sehkörper des Auges’,
ahd.
ougaphul
(Hs. 12. Jh.),
mhd.
ougapfel;
die durch Ähnlichkeit mit der runden Frucht
motivierte übertragene Verwendung von
Apfel
(s. d.)
ebenfalls in
aengl.
ēagæppel,
mnl.
ōgheappel,
nl.
oogappel.
Gleichbed.
anord.
augasteinn,
schwed.
ögonsten,
engl.
eyeball
oder
frz.
globe de l’œil
gehen von ähnlichen Vorstellungen aus.
äugeln
Vb.
‘jmdm. bedeutungsvolle Blicke zuwerfen’,
als Ausdruck des Gartenbaus
‘okulieren’.
Mhd.
öugeln,
wohl zur Deminutivform
öugel
von
mhd.
ouge
‘Auge’
gebildet,
heißt zunächst
‘mit Augen versehen’
(so Part. Prät.
geöugelt
mit Bezug auf Pfauenfedern,
Mitte 14. Jh.).
Die Bedeutung
‘verliebte Blicke tauschen’,
mhd. nur durch den substantivierten Infinitiv
daʒ öugeln
belegt
(daneben steht
mnd.
ȫgelen
‘äugeln, schmeicheln’),
findet sich seit dem 16. Jh.
und häufiger vom 18. Jh. an.
Im 16. Jh. verbreiteter als das einfache Verb ist gleichbed.
liebäugeln
Vb.
wie älteres
liebkosen
(s. d.)
als Zusammenrückung entstanden
und heute vorwiegend in übertragenem Sinne
‘mit dem Gedanken an etw. spielen’
geläufig.
Die Verwendung von
äugeln
für das schon dem mittelalterlichen Weinbau bekannte Veredelungsverfahren,
die dem übertragenen Gebrauch von
Auge
für
‘Knospe’
folgt,
wird im 17. Jh. üblich.
äugen
Vb.
‘blicken’,
besonders in der Jägersprache von Tieren.
Ahd.
ougen
(8. Jh.),
mhd.
ougen,
öugen
bedeutet
‘vor Augen bringen, zeigen’
(s.
ereignen;
außerdem ist
ahd.
ougen
‘Knospen ansetzen’,
um 1000,
bezeugt),
daneben
mnd.
ȫgen
auch
‘sehen, schauen’;
in diesem Sinne im älteren
Nhd. selten,
seit Anfang des 19. Jhs. öfter vorkommend,
namentlich als Jagdausdruck.