übergeschnappt
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
schnappen · überschnappen · übergeschnappt · schnapp · Schnapphahn · Schnappschuß
schnappen
Vb.
‘(mit Mund, Maul, Schnauze, Schnabel bzw. vergleichbaren Geräten geräuschvoll) ergreifen und festhalten, zupacken, eine schnell zufassende Bewegung machen, schnell zuklappen’,
mhd.
snappen
intransitiv
‘schnappen, wanken, plaudern, schwatzen’,
transitiv
‘jmdn., etw. packen, angreifen, schnappend essen bzw. fressen’,
mnd.
snappen
‘nach Atem schnappen, plappern, schwatzen’,
mnl.
snappen
‘schwatzen’,
nl.
snappen
‘erhaschen, verstehen, schwatzen’
stehen mit expressiver Konsonantendopplung neben
mhd.
snaben,
auch
(md.)
sneben
‘schnelle und klappernde Bewegungen machen, schnauben, hüpfen, stolpern, wanken’,
transitiv
‘stoßen’,
nl.
(mundartlich)
snāpen
‘schnappen’,
fläm.
snaperen
‘naschen’,
anord.
snapa
‘schnappen’,
isl.
snapa,
auch
‘schmarotzen’.
Sämtlich lautmalende Bildungen
(s. auch einen anderen Vokal aufweisendes
schnippen)
mit anlautendem
germ.
sn-
(s.
Schnabel).
überschnappen
Vb.
‘fehlerhaft einrasten, überdrehen’
(17. Jh.),
von der Stimme
‘sich überschlagen’
(18. Jh.),
vom Verstand
‘ein bißchen verrückt werden’
(Anfang 19. Jh.).
übergeschnappt
Part.adj.
‘wirr im Kopf’
(19. Jh.).
schnapp
Interjektion
ein schnappendes Geräusch nachahmend;
dazu mit Sekundärablaut
schnippschnapp
(15. Jh.),
mhd.
snippensnap.
Schnapphahn
m.
‘berittener Wegelagerer’
(15. Jh.),
dann
‘Dieb, Wegelagerer’
überhaupt
(16. Jh.),
zu
schnappen
‘schnell zufassen’
und
Hahn
‘kecker Kerl’.
Vgl.
mhd.
snap
m.
‘das Schnappen, Straßenraub, Geschwätz’.
Schnappschuß
m.
schnell zupackender Schuß
(Jägersprache),
abgefeuert ohne genaues Anvisieren auf ein sich rasch bewegendes Nahziel
(19. Jh.);
‘Momentaufnahme’
mit dem Fotoapparat
(1. Hälfte 20. Jh.),
nach
engl.
snapshot
(vgl. aus dem Mnd. oder Mnl. entlehntes
engl.
to snap
‘schnappen’).
Thesaurus
Synonymgruppe
Synonymgruppe
(herumspringen) wie Rumpelstilzchen
·
ausgeflippt
·
ausgetickt
·
durchgedreht
·
durchgeknallt
·
wildgeworden
·
überdreht
·
übergeschnappt
●
frei drehen(d)
ugs., Neologismus
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
(völlig) überdimensioniert
·
gigantomanisch
·
größenwahnsinnig
·
megaloman
·
megalomanisch
·
übergeschnappt
Verwendungsbeispiele für ›übergeschnappt‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Viele hielten ihn wohl damals für übergeschnappt, doch man nannte ihn den Löwen und er ließ sich nicht beirren.
[Süddeutsche Zeitung, 16.09.1999]
Schon der Teenager wird als anmaßend beschrieben, herrschsüchtig, übergeschnappt, größenwahnsinnig.
[Die Welt, 07.01.2000]
Seine Frau sei "in ihrer keifenden Art" ausfallend geworden, ihre Stimme sei "übergeschnappt".
[Süddeutsche Zeitung, 10.04.2000]
Alle hielten den Grünschnabel für übergeschnappt, doch das kümmerte ihn nicht.
[Die Welt, 14.09.2000]
Theoretisch ließe sich das auch mit Filmprojektoren bewerkstelligen, praktisch wäre es übergeschnappte Gigantomanie.
[Süddeutsche Zeitung, 10.05.2004]
Zitationshilfe
„übergeschnappt“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/%C3%BCbergeschnappt>.
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