laufen
Vb.
‘(zu Fuß) gehen, rennen, fließen’.
Für das
gemeingerm. reduplizierende Verb
ahd.
(h)loufan
(8. Jh.),
mhd.
loufen,
asächs.
-hlōpan,
mnd.
mnl.
lōpen,
nl.
lopen,
aengl.
hlēapan
‘laufen, treten, tanzen’,
engl.
to leap
‘springen, hüpfen’,
anord.
hlaupa
‘laufen, springen’,
schwed.
löpa
‘laufen’,
got.
ushlaupan
‘aufspringen’
sind
ie. Verwandte nicht mit Sicherheit nachzuweisen;
eine (lautlich mögliche) Verbindung mit
lit.
šlubúoti
‘lahmen, hinken’
bzw.
klùpti
‘niederknien, stolpern’
befriedigt semantisch nicht.
Seebold 261
sieht Anknüpfungsmöglichkeiten in
lit.
keliáuti
‘wandern, reisen’,
griech.
kéleuthos
(
κέλευθος)
‘Weg, Pfad, Bahn, Reise’.
Dann vielleicht über eine Erweiterung
ie.
*keleu-
‘wandern, Weg’
zur Wurzel
ie.
*kel-
‘treiben, zu schneller Bewegung antreiben’
(s.
halten)?
Die Vorstellung größerer Schnelligkeit
tritt in neuerer Sprache vielfach zurück,
so daß
laufen
für
gehen
eintreten kann.
In nhd. Zeit wird
laufen
häufig auf Bewegungen von Fahrzeugen und Maschinen
und speziell von Flüssigkeiten bezogen.
–
Lauf
m.
‘das Laufen, Verlauf, Flußlauf, Bein des Haarwilds’,
auch
‘Rohr von Handfeuerwaffen’
(vgl.
Gewehrlauf),
ahd.
(h)louf
(9. Jh.),
mhd.
louf,
mnd.
lōp,
mnl.
nl.
loop
‘Gang, Lauf, Verlauf’,
anord.
hlaupr
‘Sprung’
führen auf
germ.
*hlaupa-,
daneben
(mit anderer Stammbildung)
aengl.
hlīep
‘Sprung’,
anord.
hlaup
n.
‘Sprung, Lauf, Galopp (des Pferdes)’.
Im
Dt. auch das
ti-Abstraktum
germ.
*hlaufti-
mit
ahd.
(h)louft
(8. Jh.),
mhd.
louft,
nhd.
(älter)
Lauft,
erhalten in
Zeitläufte
(s. unten).
Läufer
m.
‘wer (gut) läuft, Sportler einer Laufdisziplin, langer Teppich’,
ahd.
(h)loufāri
(um 800),
mhd.
loufære,
löufære
‘Bote, Rennpferd’.
Zeitläufte
Plur.
‘Zeitabschnitte mit ihren Ereignissen’
(18. Jh.),
Zusammensetzung mit
Lauft
m.
das im Anschluß an
ahd.
(h)louft
(9. Jh.),
mhd.
louft
im älteren
Nhd. neben
Lauf
(s. oben)
gebraucht wird;
daneben
Zeitlauf
m.
seit dem 17. Jh. bezeugt
und im Sing. wie im Plur. verwendet.
läufig
Adj.
‘brünstig’,
besonders von Hunden
(15. Jh.),
mhd.
löufec,
löufic
‘gangbar, bewandert, gerieben’,
noch bis ins 18. Jh. im Sinne von
‘häufig vorkommend, gebräuchlich’
(wofür dann
geläufig).
geläufig
Adj.
‘häufig vorkommend, allgemein bekannt, vertraut, fließend, perfekt’
(17. Jh.).
beiläufig
Adj.
‘wie zufällig, nebenher’,
(
südd.)
‘ungefähr’
(um 1500),
daneben
frühnhd.
auch
beiläuftig
(15. Jh.).
landläufig
Adj.
‘üblich, allgemein bekannt’,
frühnhd.
lantlöufig,
auch
‘im Lande umgehend’
(15. Jh.).
vorläufig
Adj.
‘nicht endgültig, einstweilig’
(17. Jh.),
eigentlich
‘vorher-, vorausgehend’.
ablaufen
Vb.
‘weglaufen, abfließen, zu Ende gehen, sich ereignen, seinen Verlauf nehmen’,
mhd.
abeloufen;
Ablauf
m.
‘das Ablaufen, Abfluß(graben), Verlauf’,
mhd.
abelouf.
anlaufen
Vb.
‘sich in Bewegung setzen, anstürmen, ansteuern, beginnen, beschlagen, zunehmen’,
ahd.
ana(h)loufan
(9. Jh.),
mhd.
aneloufen;
Anlauf
m.
‘das Anlaufen, Beginn, Anstoß’,
ahd.
ana(h)louf
(10./11. Jh.),
ana(h)louft
(8. Jh.),
mhd.
anlouf
‘Ansturm, Angriff’.
auflaufen
Vb.
‘auf Grund laufen, aufgehen, anwachsen’,
mhd.
ūfloufen,
auch
‘einen Auflauf bilden, anschwellen’;
Auflauf
m.
‘Zusammenlaufen einer erregten Menschenmenge’,
mhd.
ūflouf;
‘überbackene Speise’
(19. Jh.).
auslaufen
Vb.
‘herausfahren, zu Ende gehen, aufhören’,
mhd.
ūʒloufen,
auch
‘hinauslaufen, entlaufen’;
Auslauf
m.
‘das Auslaufen, Strecke hinter dem Ziel’,
mhd.
ūʒlouf
‘Auszug, Durchfall, Ruhr’.
belaufen
Vb.
‘anlaufen, beschlagen’,
sich belaufen auf
‘betragen’,
mhd.
beloufen,
auch
‘durchlaufen, überlaufen’.
einlaufen
Vb.
‘kleiner werden, ankommen, eingehen’
(17. Jh.).
Einlauf
m.
‘Ankunft am Ziel, Darmspülung’,
frühnhd.
‘Einfall, das Eindringen’
(16. Jh.).
überlaufen
Vb.
‘desertieren, überfließen’,
mhd.
überloufen,
auch
‘treffen, befallen, übergehen, auslassen, durchlaufen’;
Überläufer
m.
‘Deserteur’
(15. Jh.),
mhd.
überloufer
‘wer etw. kurz behandelt, abtut’.
verlaufen
Vb.
‘ablaufen, vergehen, verirren’,
ahd.
fir(h)loufan
‘vorauslaufen, überholen’
(9. Jh.),
‘vergehen’
(um 1000),
mhd.
verloufen,
auch
‘vorüberlaufen, sich begeben, sich abnützen’;
Verlauf
m.
‘Ablauf, Entwicklung, Vorgang’
(15. Jh.).
zerlaufen
Vb.
‘auseinandergehen, -fließen’,
ahd.
zi(h)loufan
‘herab-, auseinanderlaufen’
(8. Jh.),
mhd.
zerloufen,
auch
‘vergehen’.
Laufbahn
f.
‘Bahn für Wettrennen’
(17. Jh.),
‘Werdegang, Berufsweg’
(seit dem 18. Jh. als Verdeutschung von
Karriere,
s. d.).
Lauffeuer
n.
‘Feuer (zur Fernzündung), das sich über einen Strich ausgeschütteten Pulvers bewegt’
(17. Jh.),
in der Wendung
wie ein Lauffeuer (sich ausbreiten)
‘sehr schnell’;
in jüngerer Zeit als
‘sich schnell (über trockenes Laub und Gras hin) ausbreitendes Feuer’
aufgefaßt
(vgl.
schweiz.
Laubfeuer).
Laufgraben
m.
‘zum Schutz vor Geschossen angelegter Graben’
(16. Jh.).
Laufpaß
m.
‘Ausweis für entlassene (invalide) Soldaten und Arbeitsuchende, der die freie Bewegung innerhalb eines Landes zusichert’
(18. Jh.),
heute noch in der Wendung
jmdm. den Laufpaß geben
‘jmdn. wegschicken’.
Laufzettel
m.
zunächst (17. Jh.) wie jüngeres
Laufpaß,
dann
‘Zettel an Werkstücken zur Eintragung bestimmter Arbeitsgänge, Zettel, der durch eine Reihe von Büros läuft’.