Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

überleben

Grammatik Verb · überlebt, überlebte, hat überlebt
Aussprache  [ˌyːbɐˈleːbn̩]
Worttrennung über-le-ben
Wortzerlegung über- leben
Wortbildung  mit ›überleben‹ als Grundform: Überleben · Überlebende
Dieser Eintrag war DWDS-Artikel des Tages am 13.09.2023.

Bedeutungsübersicht+

  1. 1. ⟨jmd. überlebt etw.⟩ etw. (Schweres, Gefahrvolles) lebend überstehen
  2. 2. ⟨jmd. überlebt jmdn.⟩ über jmds. Tod hinaus leben
  3. 3. ⟨etw. überlebt sich⟩, ⟨etw. hat sich überlebt⟩ nicht mehr in die gegenwärtige Zeit passen; veraltet sein
Duden, GWDS, 1999 und DWDS

Bedeutungen

1.
jmd. überlebt etw.etw. (Schweres, Gefahrvolles) lebend überstehen
Kollokationen:
mit Adverbialbestimmung: etw. schwerverletzt, unverletzt, unbeschadet, knapp überleben
mit Akkusativobjekt: einen Unfall, ein Unglück, den Krieg, den Holocaust, einen Anschlag, eine Katastrophe überleben
hat Präpositionalgruppe/-objekt: etw. mit schweren Verletzungen, mit Knochenbrüchen, durch eine Notoperation überleben; [etw.] wie durch ein Wunder überleben
Beispiele:
Den Absturz einer Boeing im russischen Rostow überlebte keiner der 62 Insassen. [Der Spiegel, 19.12.2016 (online)]
Die Wahrscheinlichkeit, in der Stadt zu überleben, ist [für manche Zugvogelarten inzwischen] einfach viel größer, als den Flug ins Winterquartier rund ums Mittelmeer zu überstehen[…]. [Die Welt, 28.12.2016]
ironischGegen deinen Freund läuft ein Verfahren wegen Zechprellerei und Diebstahls. Die werden ihn ein paar Tage einknasten, dann auf freien Fuß setzen. Er wird es überleben. [Krausser, Helmut: Eros, Köln: DuMont 2006, S. 166]
übertragenLebendig blieb die Illusion, dass Deutschlands besserer Teil, die Kultur, die mörderischen Aktionen des [nationalsozialistischen] Staates unbeschädigt überleben würde. [Lepenies, Wolf: Kultur und Politik, München, Wien: Carl Hanser Verlag 2006, S. 121]
Keiner weiß, wieso sie [die schwer an Krebs erkrankte Frau] noch lebt, das heißt, wie sie es geschafft hat, den Horror, den die Krankheit und die Therapie mit ihr anstellen, zu überleben. [Braun, Marcus: Hochzeitsvorbereitungen, Berlin: Berlin Verlag 2003, S. 56]
Ohne die Rinder würden sie [die Bewohner einer entlegenen Insel im Südatlantik] noch dürftiger überleben; was sich diese in den kurzen Sommern anfressen, wird ihnen im Winter zu Fleisch und Milch und Käse. [Schrott, Raoul: Tristan da Cunha oder die Hälfte der Erde. [o. O.]: Hanser Verlag 2003, S. 226]
Von den einst rund 600.000 Juden, die vor 1933 in Deutschland gelebt haben, waren rund 400.000 ausgewandert. Von den restlichen deutschen Juden haben lediglich 12.000 Menschen den Naziterror überlebt. [Archiv der Gegenwart, 2001 [2000]]
2.
jmd. überlebt jmdn.über jmds. Tod hinaus leben
Beispiele:
Fast 100 Jahre wurde [die Schauspielerin] Zsa Zsa Gabor alt – viele ihrer Freunde und alten Weggefährten überlebte sie. Dementsprechend klein fiel die Trauerfeier für die einst glamouröse Diva aus. [Der Spiegel, 31.12.2016 (online)]
übertragen [Der Schauspieler Thomas] Braus ist schon seit 15 Jahren in Wuppertal fest engagiert und hat einige, sehr unterschiedliche Intendanten überlebt. [Welt am Sonntag, 25.12.2016]
Anneliese war sich sicher, ihren [kranken Ehemann] Hardy um Jahrzehnte zu überleben, und sparte nie mit entsprechenden Andeutungen. [Noll, Ingrid: Ladylike, Zürich: Diogenes 2006, S. 10]
Die »grande Dame« [die Französin Jeanne Calment, die am 21. 2. 1995 ihren 120. Geburtstag feierte] hat ihre Familie lange überlebt. Ihre einzige Tochter Yvonne starb im Alter von 36 Jahren, auch ihren Enkel hat sie früh verloren. [Berliner Zeitung, 18.02.1995]
Im Mittelalter hatte das durchschnittliche Paar neun Kinder, wenn es lange lebte. Meistens lebte es nur kurz und hatte vier Kinder, von denen zwei als Säuglinge starben. Zwei Kinder überlebten die Eltern – die Bevölkerung blieb gleich groß. [Die Zeit, 04.04.1980]
3.
etw. überlebt sich, etw. hat sich überlebtnicht mehr in die gegenwärtige Zeit passen; veraltet sein
Beispiele:
Der schlaue, aber nicht sehr kluge [Reichspräsident] Hindenburg verkörpert alle Tugenden und Untugenden des ostelbischen Junkertums und der Militärkaste Preußens. Aus Adenauers Sicht ist das eine Schicht, die sich historisch überlebt hat. [Schwarz, Hans-Peter: Anmerkungen zu Adenauer, München: Deutsche Verlags-Anstalt 2005 [2004], S. 38]
Durch die Digitalisierung ist es heute möglich, dass sich die Künstler selbst vermarkten. Hat sich das Geschäftsmodell der großen Musikfirmen bald überlebt? [Süddeutsche Zeitung, 24.12.2016]
Der Kalte Krieg ist vorbei, und mit ihm hat sich auch die Nato überlebt. [Welt am Sonntag, 18.12.2016, Nr. 51]
Die [russische, vorrevolutionäre] Gesellschaft war [zu Beginn des 20. Jahrhunderts] zum Leben erwacht, und die alten Formen gesellschaftlichen und politischen Kampfs schienen endgültig überlebt. [Schlögel, Karl: Petersburg, München Wien: Carl Hanser Verlag 2002, S. 149]
Digitale Technik überlebt sich schnell – noch vor wenigen Jahren gebräuchliche Datenträger sind technisch längst überholt[…]. [C’t, 2000, Nr. 24]
Frau und Mann haben in unserer Gesellschaft die gleichen Rechte, aber auch die gleichen Pflichten. Eine Familie aufzubauen, abhängig vom Geld und Ansehen des Mannes, diese Ansicht ist überlebt. [Berliner Zeitung, 09.12.1960]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

leben · Leben · Lebenslauf · Lebensmittel · lebendig · lebhaft · Lebemann · Lebewesen · Lebewohl · ableben · erleben · Erlebnis · überleben · verleben · verlebt
leben Vb. ‘lebendig, nicht tot sein, existieren, sich von etw. ernähren, wohnen’, ahd. lebēn ‘leben, wohnen, überleben’ (8. Jh.), mhd. leben, asächs. libbian, mnd. mnl. lēven, nl. leven, aengl. libban, engl. to live, anord. lifa ‘leben’, schwed. leva und got. liban sind verwandt mit bleiben (s. d.) und im Sinne von ‘beharren, dauern’ (wie auch Leib, s. d.) an die dort genannte Wurzel anzuschließen. – Leben n. ‘das Existieren, lebhaftes Treiben, Betrieb’, ahd. lebēn ‘Leben, Umgang’ (um 1000), mhd. leben, auch ‘Lebensweise, Stand, Orden’, substantivierter Infinitiv, der für das in alter Zeit gleichbed., unter Leib (s. d.) behandelte Substantiv eintritt. Lebenslauf m. (17. Jh.), Übersetzung von lat. curriculum vītae. Lebensmittel Plur. ‘Nahrungsmittel’ (17. Jh.). lebendig Adj. ‘lebend, lebhaft’, ahd. lebēntīg (9. Jh.), mhd. lebendec, lebendic. lebhaft Adj. ‘frisch, munter’, mhd. lebehaft ‘Leben habend, lebendig’. Lebemann m. ‘seinen Vergnügungen lebender Mann’, Ende 18. Jh. für Bonvivant (s. d.). Lebewesen n. ‘lebender Organismus’ (16. Jh.). Lebewohl n. Substantivierung des imperativischen Abschiedsgrußes lebe wohl! (17. Jh.). ableben Vb. ‘sterben, verscheiden’ (17. Jh.), zuvor ‘erleben, durchleben’ (16. Jh.), vgl. mnd. aflēven ‘erleben’ (14. Jh.). erleben Vb. ‘bis zu einer bestimmten Zeit leben, etw. erfahren, von etw. betroffen werden’ (15. Jh.). Erlebnis n. ‘miterlebtes Geschehnis, Ereignis von nachhaltiger Wirkung’ (1. Hälfte 19. Jh.). überleben Vb. ‘länger leben als, überstehen’, ahd. ubarlebēn (9. Jh.), mhd. überleben. verleben Vb. ‘(eine Zeit) verbringen, (Geld, Geldeswert) für den Lebensunterhalt aufbrauchen’, mhd. verleben ‘(eine Zeit) verbringen, überleben, ableben, verwelken’. verlebt Part.adj. ‘alt geworden, durch ungesunde Lebensführung verbraucht’ (16. Jh.).

Thesaurus

Synonymgruppe
(etwas) überstehen · am Leben bleiben · durchkommen · durchstehen · mit dem Leben davonkommen · überleben  ●  (er / sie) wird wieder ugs. · (es) schaffen ugs., fig. · wieder auf die Beine kommen ugs., fig. · über den Berg kommen ugs., fig.
Assoziationen
Antonyme
  • zu Tode kommen geh.
Synonymgruppe
(sich) halten · bleiben · durchhalten · erhalten bleiben · fortbestehen · fortdauern · fortleben · sich behaupten · sich über die Zeit retten · standhalten · weiter bestehen · weiterbestehen · überdauern · überleben  ●  dicke Bretter bohren ugs., fig.
Assoziationen
  • (sich) halten (an) · bleiben (bei) · festhalten (an) · nicht abgehen (von) · nicht aufgeben
  • (eine) schwere Aufgabe  ●  hartes Brot fig.
  • (etwas) unbeirrt fortsetzen · (jemanden) nicht anfechten · (sich) nicht abbringen lassen (von) · (sich) nicht beirren lassen · (unbeirrt) weitermachen wie bisher · aufrechterhalten · bleiben (bei) · dabei bleiben · fest im Blick behalten · festhalten an · nicht abgehen von · nicht ablassen von · nicht aus den Augen verlieren · seiner Linie treu bleiben · standhaft bleiben  ●  (sich) nicht aus dem Konzept bringen lassen fig. · Kurs halten fig.
  • (sich) Respekt verschaffen · (sich) behaupten · (sich) nicht unterkriegen lassen · nicht klein beigeben  ●  (sich) nicht unterbuttern lassen fig. · (sich) nicht alles gefallen lassen ugs. · (sich) nicht die Butter vom Brot nehmen lassen ugs., fig.
  • Falle · Fußangel · Hindernis · Schwierigkeit  ●  dickes Brett, das gebohrt werden muss ugs., sprichwörtlich · harte Nuss ugs., sprichwörtlich, fig.
Synonymgruppe
(sein) Auskommen finden · (sein) Auskommen haben · (sich) den Lebensunterhalt verdienen  ●  überleben fig. · (sich seine) Brötchen verdienen (mit) ugs., fig. · (sich) über Wasser halten (mit) ugs., fig.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›überleben‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›überleben‹.

Zitationshilfe
„überleben“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/%C3%BCberleben>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

Wortverlaufskurve

Wortverlaufskurve 1600−1999
Wortverlaufskurve ab 1946

Geografische Verteilung

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