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übermütig

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GrammatikAdjektiv
Aussprache 
Worttrennung über-mü-tig
Wortzerlegung Übermut -ig

Bedeutungsübersicht

  1. 1. entsprechend der Bedeutung von Übermut (1)
  2. 2. [veraltend, abwertend] überheblich, anmaßend
eWDG

Bedeutungen

1.
entsprechend der Bedeutung von Übermut (1)
Beispiele:
ein übermütiger Streich, Spaß
ein übermütiger Bursche
die Gesellschaft war in übermütiger Stimmung
die Kinder tollten übermütig durch den Garten
Lotte blickte ihr erstaunt in die übermütig blitzenden Augen [ KästnerLottchen24]
2.
veraltend, abwertend überheblich, anmaßend
Beispiel:
Jenatsch … schritt, das Haupt übermütig zurückwerfend, dem Eingange zu [ C. F. MeyerJenatsch1,200]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Mut · Unmut · mutig · muten · vermuten · vermutlich · Vermutung · zumuten · Zumutung · mutmaßen · mutmaßlich · Mutwille · mutwillig · Übermut · übermütig
Mut m. ‘Kühnheit, Unerschrockenheit’, ahd. muot ‘Kraft des Denkens, Seele, Herz, Gemütszustand, Gesinnung, Gefühl, Absicht, Neigung’ (8. Jh.), mhd. muot, asächs. mōd, mnd. mōt, můt, mnl. moet, nl. moed, afries. aengl. mōd, engl. mood ‘Stimmung, Laune’, anord. mōðr ‘Zorn, aufgeregter Sinn’, schwed. mod ‘Mut, Beherztheit’, got. mōþs ‘Zorn’ (germ. *mōþa-). Vielleicht sind vergleichbar griech. mṓsthai (μῶσθαι) ‘streben, trachten, verlangen’, lat. mōs ‘zur Regel gewordener Wille, Sitte, Brauch’ (s. Moral), so daß auf eine Wurzel ie. *mē-, *mō-, *mə- ‘heftigen und kräftigen Willens sein, heftig streben’ zurückgegangen werden kann. Mut bezeichnet ursprünglich die inneren Triebkräfte, Gemütszustände, Erregungen und Empfindungen des Gefühls im Gegensatz zum Verstand. Vom 16. Jh. an setzt sich die verengte Bedeutung ‘kühne und unerschrockene Haltung gegenüber Wagnis und Gefahr’ durch. Dazu mit negierendem un- (s. d.) Unmut m. ‘Ärger, Mißstimmung’, ahd. unmuot n. ‘Betrübnis’ (um 1000), mhd. unmuot m. ‘Mißstimmung, Zorn’, mnd. unmōt n. m., aengl. unmōd n. – mutig Adj. ‘tapfer, kühn’, mhd. muotec, muotic ‘beherzt, kühn’, asächs. mōdag ‘zornig, aufgeregt’, aengl. mōdig ‘aufgeregt, mutig’, got. mōdags ‘zornig’. muten Vb. ‘etw. begehren, verlangen, seinen Sinn auf etw. richten’, ahd. muoten (9. Jh.), muotōn (um 1000), mhd. muoten; seit etwa 1800 als Simplex ungebräuchlich. vermuten Vb. ‘annehmen, für wahrscheinlich halten’ (16. Jh.), mnd. vormōden; vermutlich Adj. ‘wahrscheinlich’ (16. Jh.); Vermutung f. ‘Annahme’ (16. Jh.). zumuten Vb. ‘unbilligerweise etw. von jmdm. verlangen’, mhd. zuomuoten; Zumutung f. (15. Jh.). mutmaßen Vb. ‘annehmen, für wahrscheinlich halten’, spätmhd. muotmāʒen ‘abschätzen’, zu spätmhd. muotmāʒe ‘Teilung nach Angemessenheit, Abschätzung’; mutmaßlich Adj. ‘der Annahme gemäß’ (18. Jh.). Mutwille m. ‘Absicht’, ahd. muotwillo ‘eigener freier Entschluß’ (8. Jh.), mhd. muotwille; mutwillig Adj. ‘absichtlich, leichtfertig’, mhd. muotwillec ‘dem eigenen (guten oder bösen) Willen folgend’. Übermut m. ‘Ausgelassenheit, Anmaßung, Überheblichkeit’, ahd. ubarmuot (um 1000), mhd. übermuot ‘stolzer, hochfahrender Sinn’; übermütig Adj. ‘ausgelassen, leichtsinnig, fröhlich’, ahd. ubarmuotīg (8. Jh.), mhd. übermüetec ‘stolz, hochfahrend gesinnt, heldenmütig’.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

ausgelassen · schwer zu bändigen · stürmisch · unbändig · ungezügelt · voller Elan · wild · übermütig · überschwänglich  ●  überschäumend fig. · (ganz) aus dem Häuschen ugs. · als ob es kein Morgen gäbe geh., Redensart · aufgekratzt ugs. · außer Rand und Band ugs. · mit Überschwang geh. · ungestüm geh. · vogelwild ugs., süddt.
Assoziationen

allzu selbstsicher · leichtsinnig · übermütig
Assoziationen
  • (sich etwas) einbilden (auf) · (sich) jetzt für Gott weiß wen halten · (sich) jetzt für den Größten halten  ●  (jemandem) zu Kopf(e) gestiegen sein (Erfolg, Lob, Auszeichnung) fig.

Typische Verbindungen zu ›übermütig‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›übermütig‹.

Verwendungsbeispiele für ›übermütig‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Weil sie nie nach früher gefragt hat, bin ich übermütig geworden. [Becker, Jurek: Amanda herzlos, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1993 [1992], S. 361]
Er tat sehr bekannt und übermütig mit den Mädchen, und ich war gespannt, was daraus werden würde. [Nossack, Hans Erich: Nekyia, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1961 [1947], S. 73]
Zu übermütig kapriolt hier das Leben, zu mechanisch schieben sich die Deutungen hinterher. [Die Zeit, 14.03.2011, Nr. 11]
Es feierte sie erst mit artiger Zurückhaltung, dann sehr übermütig. [Die Zeit, 06.10.1978, Nr. 41]
Nach diesen Worten sprengte sie mit übermütigem Jauchzen voraus, den Zug überholend. [Spitteler, Carl: Imago, Jena: Diederichs 1910 [1910], S. 220]
Zitationshilfe
„übermütig“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/%C3%BCberm%C3%BCtig>.

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Worthäufigkeit

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