jmdn. in plumper Weise übervorteilen, betrügen, überlisten
übertölpeln
Grammatik Verb · übertölpelt, übertölpelte, hat übertölpelt
Aussprache
Worttrennung über-töl-peln
Wortbildung
mit ›übertölpeln‹ als Erstglied:
Übertölpelung
eWDG
Bedeutung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
übertölpeln
Vb.
‘in plumper Weise übervorteilen, überlisten, betrügen’.
Das seit dem 16. Jh. bezeugte Verb
steht wohl in Zusammenhang mit der
vom 16. bis ins 18. Jh. häufig verwendeten synonymen Redensart
über den Tölpel werfen
(daran anschließend auch
über den Tölpel stolpern,
18./19. Jh.),
die,
wie
schweiz.
überhölzeln
‘übervorteilen’
und entsprechendes
schwäb.
übers Hölzel werfen
vermuten lassen,
eigentlich
‘über ein Stück Holz werfen’
bedeutet.
Vielleicht stammen
übertölpeln
und
überhölzeln
aus der Sprache der Zimmerleute oder Holzfäller;
dann könnten sie auf einen alten Handwerksbrauch zurückgehen.
Unklar bleibt jedoch,
ob das in der Fügung vorkommende
nhd.
Tölpel
auf Umbildung von
mhd.
(westmd.)
dorpel
‘Türschwelle’
(nhd.
Dorpel,
Dürpfel,
15. bis 17. Jh.,
mnd.
dörpel,
mnl.
dorpel,
duerpel,
nl.
dorpel)
oder von
nhd.
(älter)
Dolb(e)
‘Knüppel, Keule’
(beide unbekannten Ursprungs)
beruht.
Heute wird
übertölpeln
als zu
Tölpel
(s. d.)
gehörig empfunden
und ist an die Stelle von zu diesem gebildeten
tölpeln
in der transitiven Verwendung
‘einen Ungeschickten anführen’
(16. Jh.)
getreten.
Thesaurus
Synonymgruppe
übertölpeln
●
anschmieren
ugs.
·
behum(p)sen
ugs., regional
·
beschummeln
ugs.
·
beschupsen
ugs.
·
betuppen
ugs., ruhrdt.
Oberbegriffe |
Synonymgruppe
Assoziationen |
|
Verwendungsbeispiele für ›übertölpeln‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Das hätte elf Minuten vor Schluss zum Sieg reichen müssen, aber die deutsche Abwehr ließ sich kurz vor Schluss noch einmal übertölpeln.
[Die Zeit, 25.06.2008 (online)]
Nach drei Minuten schon hatten die Löwen sich selbst übertölpelt.
[Süddeutsche Zeitung, 03.05.1999]
Die Kritiker dieser angeblichen Reform lassen sich nun nicht mehr übertölpeln.
[Der Tagesspiegel, 01.11.2004]
Aber wer sich so übertölpeln läßt, darf sich nicht wundern.
[Bild, 05.11.2004]
Was sonst mitwirkte, reagierte hilflos gegen ihn, ließ sich von ihm überzeugen, überraschen, übertölpeln, mitreißen oder blieb am Wege zurück.
[Mann, Golo: Politische Entwicklung Europas und Amerikas 1815-1871. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1960], S. 17252]
Zitationshilfe
„übertölpeln“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/%C3%BCbert%C3%B6lpeln>.
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