überziehen
GrammatikVerb · überzieht, überzog, hat überzogen
Aussprache [ˌyːbɐˈʦiːən]
Worttrennung über-zie-hen
formal verwandt mitmoosüberzogen
Wortbildung
mit ›überziehen‹ als Erstglied:
Überziehung
·
mit ›überziehen‹ als Grundform:
Überzug
Bedeutungsübersicht
- 1. ⟨jmd. überzieht etw. (mit etw.)⟩ etw. mit einem Überzug versehen
- ● [übertragen] ⟨jmd. überzieht jmdn., etw. mit etw.⟩ etw. stark, übermäßig gegen jmdn., etw. richten, bewirken
- 2. ⟨etw. überzieht etw.⟩ Synonym zu bedecken (1 b)
- 3. ⟨etw. überzieht sich mit etw.⟩ von etw. bedeckt werden
- 4. ⟨jmd. überzieht (mit) etw.⟩, ⟨etw. ist überzogen⟩ etw. über die zulässigen Grenzen hinaus betreiben
- 5. [Flugwesen] ⟨jmd. überzieht etw.⟩ zu stark hochziehen (und dadurch einen Strömungsabriss riskieren)
eWDG und ZDL
Bedeutungen
1.
⟨jmd. überzieht etw. (mit etw.)⟩ZDLetw. mit einem Überzug (2) versehen
Beispiele:
ein Werkstück, Maschinenteil mit einer Isolierschicht überziehen
Eisen mit Kupfer, Emaille überziehen
den Kuchen mit Zuckerguss, Schokolade überziehen
der Sessel, das Sofa ist (mit neuem Stoff) überzogen worden
die Betten waren frisch überzogen (= bezogen)
Als er zum Abschluss eine Schachtel mit Lebkuchenkonfekt herausholt
– sein Favorit –, kann er doch nicht widerstehen und nascht einige der mit
Schoko überzogenen Steinchen. [Der Standard, 29.11.2022]ZDL
allgemeinerIch finde es falsch, unbebaute Landschaften in den Alpen mit
Solarpanels zu überziehen
(= bedecken). [Basler Zeitung, 16.03.2023]ZDL
●
übertragen ⟨jmd. überzieht jmdn., etw. mit etw.⟩ZDLetw. stark, übermäßig gegen jmdn., etw. richten, bewirkenZDL
Kollokationen: ZDL
hat Präpositionalgruppe/-objekt: jmdn. mit Terror, Klagen, Prozessen überziehen
Beispiele:
feindliche Truppen haben das Land mit Krieg überzogen (= zum Kriegsschauplatz gemacht)
Ich war damals ziemlich unbelastet von der lokalen Politik und
verstand nicht, weshalb die politische Konkurrenz ihn teilweise mit
ätzender Kritik überzog. [Basler Zeitung, 08.02.2023]ZDL
Russland überzog das Land mit einem der
schwersten Raketenangriffe seit Wochen, laut ukrainischen Medien dürften
es mehr als 70 Attacken gewesen sein. [Oberösterreichische Nachrichten, 17.12.2022]ZDL
Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan ist bekannt dafür,
dass er seine Gegner mit wüsten Beschimpfungen
überzieht, selbst aber dünnhäutig auf Kritik
reagiert. [Südkurier, 01.10.2022]ZDL
Weil viele Bausparkassen zahlreiche Altverträge mit hohen
Sparzinsen kündigten, wurden sie mit einer Klagewelle
überzogen. [Saarbrücker Zeitung, 04.04.2016]ZDL
2.
⟨etw. überzieht etw.⟩
Synonym zu bedecken (1 b)
Beispiele:
Nebel überzog das Tal
eine tiefe Röte überzog ihr Gesicht
Die Netze der Apfelbaumgespinstmotte
überziehen einen Apfelbaum. [Frankfurter Rundschau, 15.05.2023]ZDL
Eine verbreitete Fruchtfäule bei Erdbeeren nennt sich Botritis – ein
grauer Schimmel, der die Pflanzen überzieht. [Leipziger Volkszeitung, 15.05.2023]ZDL
Der hartnäckige Morgennebel, der den Unfallort
überzieht, weicht nach und nach der Sonne. [Kleine Zeitung, 24.09.2022]ZDL
3.
⟨etw. überzieht sich mit etw.⟩von etw. bedeckt (1 b) werdenZDL
Beispiele:
das Tal überzieht sich mit Nebel
der Himmel ist, hat sich mit einer Wolkendecke überzogen
Der Grossteil des Gesteins blieb vor dem Dorf liegen und ist heute
mit Bäumen überzogen. [Neue Zürcher Zeitung, 13.05.2023]ZDL
Eine Affenpockeninfektion ist lästig und schmerzhaft – vor allem der
Genital‑ und Analbereich überzieht sich mit Pusteln
–, nimmt aber selten dramatische Verläufe an. [Dresdner Neueste Nachrichten, 01.08.2022]ZDL
übertragen Der Anlass überzog sich schnell mit einem
ganz speziellen Dorffest‑Charakter und die vielen positiven Feedbacks, die
wir erhalten haben, freuten uns natürlich ungemein. [Thurgauer Zeitung, 24.03.2023]ZDL
4.
⟨jmd. überzieht (mit) etw.⟩, ⟨etw. ist überzogen⟩ZDLetw. über die zulässigen Grenzen hinaus betreiben
Kollokationen: ZDL
mit Adverbialbestimmung: maßlos, völlig, gnadenlos, hoffnungslos, heillos überziehen
Beispiele:
die Kritik, Pointe ist, wirkt überzogen (= überzeichnet)
Dynamik und Tempo des Klaviervortrages waren überzogen
[…] ja, Medien können in ihrer Kritik an Politikern
tatsächlich auch mal überziehen und gnadenlos sein. [Allgemeine Zeitung, 17.01.2023]ZDL
Übertriebene, überzogene Massnahmen waren die
Folge. [Luzerner Zeitung, 17.12.2022]ZDL
Sarrazin hat die Grenzen des guten Geschmacks endgültig hinter sich
gelassen, er hat provoziert, verletzt, überzogen und
war ebenso unhöflich wie ungerecht. [Der Spiegel, 12.10.2009]ZDL
a)
die vorgeschriebene Zeit überschreiten
Beispiele:
er hat bei dem Vortrag, bei einer Sendung überzogen
Hackelsperger überzog nach der Messe die
allen Rednern vorgegebene Redezeit von drei Minuten gnadenlos. [Mittelbayerische, 29.03.2023]ZDL
Große Unterhaltungssendungen im Deutschen Fernsehen, ganz gleich
in welchem Programm, überziehen gern die
Sendezeit. [Badische Zeitung, 10.02.2022]ZDL
Anders als in Magister‑ und Diplomstudiengängen, wo nur zehn
Prozent der Studenten ihr Studium um mehr als fünf Semester
überziehen, sind es bei den Lehrämtern bis zu
35 Prozent. [Berliner Zeitung, 24.07.2000]ZDL
b)
Bankwesen mit mehr Ausgaben belasten, als verfügbare Mittel vorhanden istZDL
Kollokationen: ZDL
mit Akkusativobjekt: das Girokonto, das Budget, den Dispokredit, den Dispo überziehen
Beispiele:
sein Konto überziehen (= mehr abheben, als auf dem Konto steht)
den Etat überziehen (= mehr Ausgaben haben, als im Etat vorgesehen ist)
Wer sein Konto überzieht – Stichwort
Dispo (Dispositionskredit, also eingeräumte Überziehung) –, zahlt
zwischen 12,5 und 13,53 Prozent. [Neue Westfälische, 19.04.2023]ZDL
Er überziehe sein Budget um 800 Euro, sagte Antragsteller Jürgen T[…], aber: Angesichts der Wichtigkeit und der Herausforderungen für Vereine sei das wohl angebracht. [Niederösterreichische Nachrichten, 14.12.2022]ZDL
Ein vergnügter, ehrgeiziger Rheinländer […] [ist der amtierende Programmdirektor des Norddeutschen Rundfunks], der ausdauernd reden kann, auf Teamgeist setzt, durchsetzungsfähig ist und die Haushaltskasse nie überzieht. [Süddeutsche Zeitung, 11.02.2008]ZDL
5.
Flugwesen ⟨jmd. überzieht etw. [ein Fluggerät]⟩zu stark hochziehen (und dadurch einen Strömungsabriss riskieren)ZDL
Beispiele:
Das Flugzeug wird zu langsam, der Anstellwinkel zwischen Rumpf und
Horizontale wird zu steil. Unweigerlich reißt die Strömung über den
Tragflächen ab, der Auftrieb geht verloren, die Maschine sackt in die Tiefe.
Reagieren Piloten nicht augenblicklich, kommt der Flieger ins Trudeln und
ist nur noch schwer abzufangen. Hans‑Jürgen Berns hat sein Flugzeug zuletzt
wieder und wieder überzogen. [Süddeutsche Zeitung, 07.07.2015]
»Der Unfall ist darauf zurückzuführen, dass der Pilot das Flugzeug
beim Kurvenflug in geringer Höhe in den überzogenen
Flugzustand gesteuert hat, es daraufhin über die Tragfläche abkippte und auf
einer trudelartigen Flugbahn auf den Boden prallte«, heißt es im Bericht der
Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung in Braunschweig. [Frankfurter Rundschau, 23.03.2022]
»Das Flugzeug startete mit voller Motorleistung durch. In einer Höhe
von etwa 25 Metern wurde es ›überzogen‹, das heißt,
es hat einen Strömungsabriss gehabt – vermutlich, weil es zu langsam war«,
erklärt Konrad F[…], Betriebsleiter des
Flugsportvereins. [Kleine Zeitung, 06.08.2007]
Beim Eindrehen überzog er den Gleitschirm,
wodurch es am Schirm zu einem Strömungsabriss kam. [Kleine Zeitung, 27.05.2006]
Man »zieht« die Maschine hoch, man
»überzieht« sie, das Flugzeug »macht Männchen«, gerät
in die Rückenlage, man »fängt« die »Kiste« dann wieder auf. [Die Zeit, 27.04.1950]
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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
ziehen · ungezogen · abziehen · Abzug · abzüglich · anziehen · Anzug · anzüglich · aufziehen · Aufzug · ausziehen · Auszug · beziehen · Beziehung · beziehungsweise · Bezug · bezüglich · erziehen · Erzieher · Erziehung · nachziehen · Nachzügler · überziehen · Überzieher · Überzug · umziehen · Umzug · verziehen · Verzug · vollziehen · Vollzug · vorziehen · Vorzug · vorzüglich · zuziehen · zuzüglich
ziehen Vb. ‘mit Kraft zu sich her oder hinter sich her bewegen, zerren, zu ganzer Länge ausdehnen, aufziehen, züchten, sich fortbewegen’, reflexiv ‘sich dehnen, in die Länge erstrecken’; zusammen mit einem Substantiv dient ziehen häufig zur Umschreibung eines Verbalbegriffs, vgl. in Zweifel ziehen ‘bezweifeln’ (16. Jh.), Lehren ziehen ‘lernen’ (18. Jh.); ahd. ziohan (8. Jh.), mhd. ziehen, asächs. tiohan, mnd. tēn, tīen, mnl. tīen, afries. tiā, aengl. tēon, anord. (nur Part. Prät.) toginn ‘gezogen’, got. tiuhan ‘führen’ (germ. *teuhan). Außergerm. vergleichen sich griech. dadýssesthai (δαδύσσεσθαι) ‘zerrissen werden’, dé͞ukein (δεύκειν) ‘denken, nachdenken, Sorge tragen’, lat. dūcere ‘ziehen, schleppen, führen, leiten’, mkymr. dygaf (aus *dukami) ‘bringe’. Zugrunde liegt ie. *deuk- ‘ziehen’. Dazu gehören aus dem germ. Sprachbereich die unter Zaum, Zeug, Zeuge, zögern, Zögling, Zucht, zucken, zücken, Zug, Zügel behandelten Wörter sowie auch Herzog (eigentlich ‘Heerführer’, s. d.). Zum Part. Prät. gezogen in der Bedeutung ‘erzogen’ gehört ungezogen Adj. ‘unartig, ungehorsam’, ahd. ungizogan ‘noch nicht erzogen, unbändig’ (8. Jh.), mhd. ungezogen ‘ohne gehörige Bildung, unartig, zuchtlos’. – abziehen Vb. ‘durch Ziehen entfernen, herunterziehen, wegnehmen, weggehen, vermindern, subtrahieren’, ahd. abaziohan (9. Jh.), mhd. abeziehen; Abzug m. ‘Vorgang, Ergebnis des Abziehens, Weggang, abgezogener Betrag, Vorrichtung zum Ableiten’, mhd. abezuc; abzüglich Präp. (besonders in der Kaufmannssprache) ‘mit Abzug von, abgerechnet’ (19. Jh.), vgl. schon (md.) abezogelich (15. Jh.). anziehen Vb. ‘an sich heranziehen, straff ziehen, Kleidung anlegen’, mhd. aneziehen, auch ‘anklagen, beschuldigen’ (eigentlich ‘etw. als Beweis heranziehen’); Anzug m. ‘Vorwurf, Beschuldigung, Anmarsch, Ankunft’ (15. Jh.), im Anzuge sein ‘im Anmarsch sein, bevorstehen, beginnen’ (16. Jh.), ‘Kleidung’ (Ende 16. Jh., geläufig seit 18. Jh.), dann speziell ‘Jacke und Hose’, spätmhd. anzuc ‘Anzug (im Schachspiel)’; anzüglich Adj. ‘auf Unangenehmes, Peinliches anspielend, ungehörig, zweideutig’ (16. Jh.), vgl. anzügliche und schimpfliche Wort (17. Jh.), zu frühnhd. anzug ‘Vorwurf, Beschuldigung’ (s. oben); daneben auch im Sinne von ‘anziehend’ (Anfang 16. Jh., noch bei Goethe). aufziehen Vb. ‘durch Ziehen öffnen, in die Höhe ziehen, großziehen, erziehen, eine Feder spannen, ins Werk setzen, necken’, ahd. ūfziohan ‘emporziehen’ (um 1000), mhd. ūfziehen ‘sich erheben, in die Höhe ziehen, emporheben, auf-, erziehen, fördern, pflegen’; Aufzug m. ‘Vorrichtung zum Hochziehen, Hochfahren’, dann (ab 17. Jh.) ‘Aufmarsch, Festzug, Prozession’, mhd. ūfzuc ‘Vorrichtung zum In-die-Höhe- Ziehen, Aufschub, Anziehung, Einfluß’; Aufzug im Sinne von ‘Aufmachung’ (17. Jh.) ist eigentlich ‘die Art und Weise, wie man vor anderen aufzieht’, dann eingeschränkt auf ‘Kleidung’; die Bedeutung ‘Schauspielakt’ (seit 17. Jh.) stammt aus dem feierlichen Auftritt der Schauspieler zu Beginn eines Aktes. ausziehen Vb. ‘herausziehen, in die Länge ziehen, auseinanderziehen, ablegen, aus-, entkleiden, ausplündern, einen Auszug machen, exzerpieren, wegziehen, wegmarschieren, die Wohnung aufgeben’, ahd. ūʒziohan (9. Jh.), mhd. ūʒziehen ‘aus-, herausziehen, sich entfernen, in den Krieg ziehen, entkleiden, ausnehmen, befreien’; Auszug m. ‘das Ausziehen, Abmarsch, Auswanderung, Teilabschrift, Exzerpt, Extrakt’, mhd. ūʒzuc ‘Auszug, Einwand, Widerrede, Ausflucht, Ausnahme’. beziehen Vb. ‘auf, über etw. ziehen, (be)spannen, regelmäßig erhalten, in einen bestimmten Zusammenhang bringen’, reflexiv ‘sich berufen auf, verweisen auf’, ahd. biziohan ‘festbinden, über-, zusammenziehen, zusammenfügen, wegnehmen’ (8. Jh.), mhd. beziehen ‘zu etw. kommen, erreichen, überziehen, ein Kleid besetzen, füttern, an sich nehmen, einziehen’; Beziehung f. ‘Verbindung, innerer Zusammenhang, wechselseitiges Verhältnis, Bezug(nahme), Anspielung, Hinsicht’ (17. Jh.); beziehungsweise Konj. ‘oder vielmehr, genauer gesagt, im anderen Fall’ (Mitte 18. Jh.), älter beziehlicher Weise (17. Jh.); Bezug m. ‘Bezugnahme, Hinsicht, Beziehung, das Beziehen (von Waren), Überzug’ (Anfang 18. Jh.; Einzelbeleg schweiz. 1483); vgl. ahd. bizog ‘Decke’ (Hs. 11./12. Jh.), mhd. bezoc ‘Unterfutter’; bezüglich Adj. ‘sich auf etw. beziehend’ (vereinzelt 16. Jh., häufig seit Ende 18. Jh.); auch Präp. (19. Jh.). erziehen Vb. ‘jmdn., besonders ein Kind, geistig und charakterlich formen, seine Neigungen und Fähigkeiten entfalten’, ahd. irziohan ‘ziehen, aufziehen, erziehen’ (8. Jh.), mhd. erziehen, eigentlich ‘herausziehen’; die Bedeutung des Verbs steht seit ahd. Zeit unter dem Einfluß von lat. ēducāre ‘auf-, großziehen, ernähren, erziehen’; Erzieher m. (17. Jh., vereinzelt 15. Jh.), Erziehung f. (um 1500). nachziehen Vb. ‘hinter sich herziehen, fester anziehen, nachzeichnen, verstärken, nachfolgen’, ahd. nāhziohan (um 1000), mhd. nāchziehen; Nachzügler m. ‘wer verspätet eintrifft, Nachkömmling’, zuerst (1792) bei Goethe im Sinne von ‘hinter dem Heere zurückbleibender Soldat, Marodeur’, gebildet zu heute nicht mehr gebräuchlichem Nachzug ‘Nachhut eines Heeres’. überziehen Vb. (in trennbarer Verbindung) ‘ein Kleidungsstück über den Körper ziehen, (über etw. anderes) anziehen’ (17. Jh.); vgl. die Wendung jmdm. eins, ein paar überziehen ‘jmdm. einen Hieb, Hiebe versetzen, jmdn. schlagen’ (um 1600); (in untrennbarer Verbindung) ‘mit einem Überzug versehen, bedecken, bespannen’, auch mit Krieg überziehen ‘zum Kriegsschauplatz machen’, das Konto überziehen ‘mehr abheben, als auf dem Konto steht’; ahd. ubarziohan ‘verziehen’ (Hs. 12. Jh.), mhd. überziehen ‘über etw. ziehen, an sich ziehen, gewinnen, bedecken, überfallen, besetzen, übertreffen’; Überzieher m. ‘leichter Herrenmantel’ (Mitte 19. Jh.), früher ‘Überziehrock der Männerkleidung’ (18. Jh.); Überzug m. ‘auswechselbare Hülle, Bezug, dünne Decke, Schicht, Auflage’, auch frühnhd. überzog ‘Überfall, feindlicher Angriff’ (15. Jh.), ahd. ubarzug ‘Kleidungsstück’ (Hs. 13. Jh.). umziehen Vb. (trennbar) ‘in eine andere Wohnung ziehen, den Wohnsitz wechseln, ein anderes Kleid, einen anderen Anzug anziehen, die Kleidung wechseln’ (18. Jh.), älter ‘herum-, umherziehen, -schweifen, -wandern’ (Anfang 16. Jh.), (untrennbar) ‘sich um … herumbewegen, ziehend umkreisen, mit etw. rings umgeben, bedecken’, reflexiv ‘sich bewölken, beziehen’, mhd. umbeziehen ‘umgeben, -zingeln, überfallen, herumziehen’; Umzug m. ‘das Umherziehen, (feierlicher) Aufzug, Festzug’ (Anfang 16. Jh.), ‘Wohnungswechsel’ (19. Jh.). verziehen Vb. ‘durch Ziehen in eine vom Normalen, Üblichen abweichende Form bringen, verzerren, die Wohnung, den Wohnort wechseln, falsch, nicht in der richtigen Weise erziehen, verwöhnen, zu dicht stehende junge Pflanzen herausziehen, vereinzeln’, reflexiv ‘allmählich weiterziehen und verschwinden, sich (unauffällig) entfernen’, ahd. firziohan ‘wegnehmen, entziehen, falsch erziehen’ (8. Jh.), mhd. verziehen ‘auseinanderziehen, herausziehen, entfernen, hinziehen, aufschieben, verzögern’; Verzug m. ‘Verzögerung, Rückstand im Erfüllen einer Verpflichtung’, mhd. verzuc, verzoc, auch ‘Einspruch, Einwand’. vollziehen Vb. ‘in die Tat umsetzen, ausführen, vollstrecken’, reflexiv (seit 19. Jh.) ‘vor sich gehen, geschehen, ablaufen’, ahd. fol(l)aziohan ‘unterstützen helfen, vollenden’ (8. Jh.), mhd. vol(le)ziehen ‘vollständig ziehen, ausführen, unterstützen, gemäß verfahren, genügen, befriedigen’, eigentlich ‘etw. bis zum Ende, zum Ziele ziehen’; Vollzug m. ‘Verwirklichung, Ausführung, Vollstreckung’, mhd. volzuc. vorziehen Vb. ‘nach vorn ziehen, hervorziehen, vor etw. ziehen, bevorzugen, lieber mögen, für später Vorgesehenes auf einen früheren Zeitpunkt legen, zuerst in Angriff nehmen’, ahd. furiziohan ‘hervorziehen, vorbringen, etw., jmdn. vorziehen’ (10. Jh.), mhd. vür-, vorziehen (frühnhd. für-, vorziehen) ‘vorführen (Pferd), darlegen, anführen, geltend machen, vorenthalten’; Vorzug m. ‘Vergünstigung, Vorteil, Vorrang, Vorrecht’, mhd. vürzuc, vürzoc (frühnhd. Für-, Vorzug); auch im Sinne von ‘wertvolle, vortreffliche Eigenschaft, Vorzüglichkeit, gute Seite’ (seit 17. Jh.); vorzüglich Adj. ‘hervorragend, ausgezeichnet, vortrefflich’ (18. Jh.). zuziehen Vb. ‘durch Heranziehen schließen, zusammenziehen, festziehen, herbeirufen, von auswärts an den hiesigen Ort ziehen’, sich etw. zuziehen (z. B. etw. Übles, eine Krankheit, 18. Jh.), ahd. zuoziohan ‘anziehen, (die Bogensehne) spannen’ (um 1000), mhd. zuoziehen ‘zuziehen, zufügen, schließen, entgegenziehen, jmdm. zusetzen’; zuzüglich Präp. (besonders in der Kaufmannssprache) ‘hinzukommend, hinzuzurechnen’ (20. Jh.), wohl nach abzüglich (s. oben) gebildet.
Typische Verbindungen zu ›überziehen‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›überziehen‹.
Zitationshilfe
„überziehen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/%C3%BCberziehen#1>.
überziehen
GrammatikVerb · zieht über, zog über, hat übergezogen
Aussprache [ˈyːbɐˌʦiːən]
Worttrennung über-zie-hen
Wortbildung
mit ›überziehen‹ als Erstglied:
Überzieher
Bedeutungsübersicht
- 1. ⟨jmd. zieht (sich) etw. über⟩ (ein Bekleidungsstück) überstreifen, über den Körper, einen Körperteil ziehen
- 2. [umgangssprachlich] ⟨jmdm. eins, ein paar (mit etw.) überziehen⟩
eWDG und ZDL
Bedeutungen
1.
⟨jmd. zieht (sich) [Dativ] etw. über⟩(ein Bekleidungsstück) überstreifen, über den Körper, einen Körperteil ziehen
Beispiele:
er zog (sich) [Dativ] einen Pullover, Mantel überWDG
sie hat das Kostüm, den Rock zur Anprobe übergezogenWDG
Froh, dass er seinen Regenmantel übergezogen
hatte, stellte B[…] sich nicht
unter[…]. [Landshuter Zeitung, 28.03.2018]
Einige Verdächtige sollen sich aber etwa in der Menge weggeduckt
oder sich andere Jacken übergezogen haben. [Der Standard, 06.01.2016]
Im Flugzeug soll sich der Mann eine Skimaske
übergezogen, Drohungen ausgerufen und versucht
haben, ins Cockpit vorzudringen. [Hamburger Abendblatt, 07.01.2011]ZDL
im Bild Ich will mir das Kostüm dieser schwer zugänglichen Sprache
überziehen, mich verkleiden, und ein Stück weit
Albaner werden, um nicht mehr nur als Tourist im Land unterwegs zu sein,
sondern als Reisender. [Luzerner Zeitung, 29.01.2022]
allgemeiner Wie sicher ein Kondom (Präservativ) ist, hängt nicht nur von seiner
einwandfreien technischen Beschaffenheit ab, sondern auch von der richtigen
Handhabung: Wenn Sie zum Beispiel zu alte Kondome verwenden oder das Kondom
nicht richtig überziehen, ist der Schutz vor einer
ungewollten Schwangerschaft oder einer Krankheitsübertragung nicht
gewährleistet. [Kondom (Präservativ), 02.04.2019, aufgerufen am 18.09.2020]ZDL
2.
umgangssprachlich
Phrasem:
⟨jmdm. eins, ein paar (mit etw.) überziehen (= jmdn. (mit einem Gegenstand) schlagen)⟩
siehe auch überbraten²
Beispiele:
er hat dem Hund eins übergezogenWDG
Die eigenartige Tradition, den Besuchern mit einem quietschenden
Plastikhammer eins überzuziehen, polarisiert schon
lange. [Der Bund, 28.11.2022]
Aber auch ein Security‑Mitarbeiter hat nicht das Recht, jemandem eins überzuziehen. [Landshuter Zeitung, 09.09.2022]
[…] nach der Rückkehr des 27‑Jährigen
etliche Zeit später habe sich ein lautstarker Streit im Flur entwickelt. Der
Angeklagte soll dabei gesagt haben: »Dem habe ich ein paar
übergezogen. Ich bin safe, mir kann nichts
passieren«. [Rhein-Zeitung, 11.12.2017]
Das Unternehmen veranstaltet Schaukämpfe aufgepumpter Muskelprotze,
bei denen es durchaus passieren kann, dass sich die Gegner mit Klappstühlen
eins überziehen. [Der Standard, 11.08.2010]
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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
ziehen · ungezogen · abziehen · Abzug · abzüglich · anziehen · Anzug · anzüglich · aufziehen · Aufzug · ausziehen · Auszug · beziehen · Beziehung · beziehungsweise · Bezug · bezüglich · erziehen · Erzieher · Erziehung · nachziehen · Nachzügler · überziehen · Überzieher · Überzug · umziehen · Umzug · verziehen · Verzug · vollziehen · Vollzug · vorziehen · Vorzug · vorzüglich · zuziehen · zuzüglich
ziehen Vb. ‘mit Kraft zu sich her oder hinter sich her bewegen, zerren, zu ganzer Länge ausdehnen, aufziehen, züchten, sich fortbewegen’, reflexiv ‘sich dehnen, in die Länge erstrecken’; zusammen mit einem Substantiv dient ziehen häufig zur Umschreibung eines Verbalbegriffs, vgl. in Zweifel ziehen ‘bezweifeln’ (16. Jh.), Lehren ziehen ‘lernen’ (18. Jh.); ahd. ziohan (8. Jh.), mhd. ziehen, asächs. tiohan, mnd. tēn, tīen, mnl. tīen, afries. tiā, aengl. tēon, anord. (nur Part. Prät.) toginn ‘gezogen’, got. tiuhan ‘führen’ (germ. *teuhan). Außergerm. vergleichen sich griech. dadýssesthai (δαδύσσεσθαι) ‘zerrissen werden’, dé͞ukein (δεύκειν) ‘denken, nachdenken, Sorge tragen’, lat. dūcere ‘ziehen, schleppen, führen, leiten’, mkymr. dygaf (aus *dukami) ‘bringe’. Zugrunde liegt ie. *deuk- ‘ziehen’. Dazu gehören aus dem germ. Sprachbereich die unter Zaum, Zeug, Zeuge, zögern, Zögling, Zucht, zucken, zücken, Zug, Zügel behandelten Wörter sowie auch Herzog (eigentlich ‘Heerführer’, s. d.). Zum Part. Prät. gezogen in der Bedeutung ‘erzogen’ gehört ungezogen Adj. ‘unartig, ungehorsam’, ahd. ungizogan ‘noch nicht erzogen, unbändig’ (8. Jh.), mhd. ungezogen ‘ohne gehörige Bildung, unartig, zuchtlos’. – abziehen Vb. ‘durch Ziehen entfernen, herunterziehen, wegnehmen, weggehen, vermindern, subtrahieren’, ahd. abaziohan (9. Jh.), mhd. abeziehen; Abzug m. ‘Vorgang, Ergebnis des Abziehens, Weggang, abgezogener Betrag, Vorrichtung zum Ableiten’, mhd. abezuc; abzüglich Präp. (besonders in der Kaufmannssprache) ‘mit Abzug von, abgerechnet’ (19. Jh.), vgl. schon (md.) abezogelich (15. Jh.). anziehen Vb. ‘an sich heranziehen, straff ziehen, Kleidung anlegen’, mhd. aneziehen, auch ‘anklagen, beschuldigen’ (eigentlich ‘etw. als Beweis heranziehen’); Anzug m. ‘Vorwurf, Beschuldigung, Anmarsch, Ankunft’ (15. Jh.), im Anzuge sein ‘im Anmarsch sein, bevorstehen, beginnen’ (16. Jh.), ‘Kleidung’ (Ende 16. Jh., geläufig seit 18. Jh.), dann speziell ‘Jacke und Hose’, spätmhd. anzuc ‘Anzug (im Schachspiel)’; anzüglich Adj. ‘auf Unangenehmes, Peinliches anspielend, ungehörig, zweideutig’ (16. Jh.), vgl. anzügliche und schimpfliche Wort (17. Jh.), zu frühnhd. anzug ‘Vorwurf, Beschuldigung’ (s. oben); daneben auch im Sinne von ‘anziehend’ (Anfang 16. Jh., noch bei Goethe). aufziehen Vb. ‘durch Ziehen öffnen, in die Höhe ziehen, großziehen, erziehen, eine Feder spannen, ins Werk setzen, necken’, ahd. ūfziohan ‘emporziehen’ (um 1000), mhd. ūfziehen ‘sich erheben, in die Höhe ziehen, emporheben, auf-, erziehen, fördern, pflegen’; Aufzug m. ‘Vorrichtung zum Hochziehen, Hochfahren’, dann (ab 17. Jh.) ‘Aufmarsch, Festzug, Prozession’, mhd. ūfzuc ‘Vorrichtung zum In-die-Höhe- Ziehen, Aufschub, Anziehung, Einfluß’; Aufzug im Sinne von ‘Aufmachung’ (17. Jh.) ist eigentlich ‘die Art und Weise, wie man vor anderen aufzieht’, dann eingeschränkt auf ‘Kleidung’; die Bedeutung ‘Schauspielakt’ (seit 17. Jh.) stammt aus dem feierlichen Auftritt der Schauspieler zu Beginn eines Aktes. ausziehen Vb. ‘herausziehen, in die Länge ziehen, auseinanderziehen, ablegen, aus-, entkleiden, ausplündern, einen Auszug machen, exzerpieren, wegziehen, wegmarschieren, die Wohnung aufgeben’, ahd. ūʒziohan (9. Jh.), mhd. ūʒziehen ‘aus-, herausziehen, sich entfernen, in den Krieg ziehen, entkleiden, ausnehmen, befreien’; Auszug m. ‘das Ausziehen, Abmarsch, Auswanderung, Teilabschrift, Exzerpt, Extrakt’, mhd. ūʒzuc ‘Auszug, Einwand, Widerrede, Ausflucht, Ausnahme’. beziehen Vb. ‘auf, über etw. ziehen, (be)spannen, regelmäßig erhalten, in einen bestimmten Zusammenhang bringen’, reflexiv ‘sich berufen auf, verweisen auf’, ahd. biziohan ‘festbinden, über-, zusammenziehen, zusammenfügen, wegnehmen’ (8. Jh.), mhd. beziehen ‘zu etw. kommen, erreichen, überziehen, ein Kleid besetzen, füttern, an sich nehmen, einziehen’; Beziehung f. ‘Verbindung, innerer Zusammenhang, wechselseitiges Verhältnis, Bezug(nahme), Anspielung, Hinsicht’ (17. Jh.); beziehungsweise Konj. ‘oder vielmehr, genauer gesagt, im anderen Fall’ (Mitte 18. Jh.), älter beziehlicher Weise (17. Jh.); Bezug m. ‘Bezugnahme, Hinsicht, Beziehung, das Beziehen (von Waren), Überzug’ (Anfang 18. Jh.; Einzelbeleg schweiz. 1483); vgl. ahd. bizog ‘Decke’ (Hs. 11./12. Jh.), mhd. bezoc ‘Unterfutter’; bezüglich Adj. ‘sich auf etw. beziehend’ (vereinzelt 16. Jh., häufig seit Ende 18. Jh.); auch Präp. (19. Jh.). erziehen Vb. ‘jmdn., besonders ein Kind, geistig und charakterlich formen, seine Neigungen und Fähigkeiten entfalten’, ahd. irziohan ‘ziehen, aufziehen, erziehen’ (8. Jh.), mhd. erziehen, eigentlich ‘herausziehen’; die Bedeutung des Verbs steht seit ahd. Zeit unter dem Einfluß von lat. ēducāre ‘auf-, großziehen, ernähren, erziehen’; Erzieher m. (17. Jh., vereinzelt 15. Jh.), Erziehung f. (um 1500). nachziehen Vb. ‘hinter sich herziehen, fester anziehen, nachzeichnen, verstärken, nachfolgen’, ahd. nāhziohan (um 1000), mhd. nāchziehen; Nachzügler m. ‘wer verspätet eintrifft, Nachkömmling’, zuerst (1792) bei Goethe im Sinne von ‘hinter dem Heere zurückbleibender Soldat, Marodeur’, gebildet zu heute nicht mehr gebräuchlichem Nachzug ‘Nachhut eines Heeres’. überziehen Vb. (in trennbarer Verbindung) ‘ein Kleidungsstück über den Körper ziehen, (über etw. anderes) anziehen’ (17. Jh.); vgl. die Wendung jmdm. eins, ein paar überziehen ‘jmdm. einen Hieb, Hiebe versetzen, jmdn. schlagen’ (um 1600); (in untrennbarer Verbindung) ‘mit einem Überzug versehen, bedecken, bespannen’, auch mit Krieg überziehen ‘zum Kriegsschauplatz machen’, das Konto überziehen ‘mehr abheben, als auf dem Konto steht’; ahd. ubarziohan ‘verziehen’ (Hs. 12. Jh.), mhd. überziehen ‘über etw. ziehen, an sich ziehen, gewinnen, bedecken, überfallen, besetzen, übertreffen’; Überzieher m. ‘leichter Herrenmantel’ (Mitte 19. Jh.), früher ‘Überziehrock der Männerkleidung’ (18. Jh.); Überzug m. ‘auswechselbare Hülle, Bezug, dünne Decke, Schicht, Auflage’, auch frühnhd. überzog ‘Überfall, feindlicher Angriff’ (15. Jh.), ahd. ubarzug ‘Kleidungsstück’ (Hs. 13. Jh.). umziehen Vb. (trennbar) ‘in eine andere Wohnung ziehen, den Wohnsitz wechseln, ein anderes Kleid, einen anderen Anzug anziehen, die Kleidung wechseln’ (18. Jh.), älter ‘herum-, umherziehen, -schweifen, -wandern’ (Anfang 16. Jh.), (untrennbar) ‘sich um … herumbewegen, ziehend umkreisen, mit etw. rings umgeben, bedecken’, reflexiv ‘sich bewölken, beziehen’, mhd. umbeziehen ‘umgeben, -zingeln, überfallen, herumziehen’; Umzug m. ‘das Umherziehen, (feierlicher) Aufzug, Festzug’ (Anfang 16. Jh.), ‘Wohnungswechsel’ (19. Jh.). verziehen Vb. ‘durch Ziehen in eine vom Normalen, Üblichen abweichende Form bringen, verzerren, die Wohnung, den Wohnort wechseln, falsch, nicht in der richtigen Weise erziehen, verwöhnen, zu dicht stehende junge Pflanzen herausziehen, vereinzeln’, reflexiv ‘allmählich weiterziehen und verschwinden, sich (unauffällig) entfernen’, ahd. firziohan ‘wegnehmen, entziehen, falsch erziehen’ (8. Jh.), mhd. verziehen ‘auseinanderziehen, herausziehen, entfernen, hinziehen, aufschieben, verzögern’; Verzug m. ‘Verzögerung, Rückstand im Erfüllen einer Verpflichtung’, mhd. verzuc, verzoc, auch ‘Einspruch, Einwand’. vollziehen Vb. ‘in die Tat umsetzen, ausführen, vollstrecken’, reflexiv (seit 19. Jh.) ‘vor sich gehen, geschehen, ablaufen’, ahd. fol(l)aziohan ‘unterstützen helfen, vollenden’ (8. Jh.), mhd. vol(le)ziehen ‘vollständig ziehen, ausführen, unterstützen, gemäß verfahren, genügen, befriedigen’, eigentlich ‘etw. bis zum Ende, zum Ziele ziehen’; Vollzug m. ‘Verwirklichung, Ausführung, Vollstreckung’, mhd. volzuc. vorziehen Vb. ‘nach vorn ziehen, hervorziehen, vor etw. ziehen, bevorzugen, lieber mögen, für später Vorgesehenes auf einen früheren Zeitpunkt legen, zuerst in Angriff nehmen’, ahd. furiziohan ‘hervorziehen, vorbringen, etw., jmdn. vorziehen’ (10. Jh.), mhd. vür-, vorziehen (frühnhd. für-, vorziehen) ‘vorführen (Pferd), darlegen, anführen, geltend machen, vorenthalten’; Vorzug m. ‘Vergünstigung, Vorteil, Vorrang, Vorrecht’, mhd. vürzuc, vürzoc (frühnhd. Für-, Vorzug); auch im Sinne von ‘wertvolle, vortreffliche Eigenschaft, Vorzüglichkeit, gute Seite’ (seit 17. Jh.); vorzüglich Adj. ‘hervorragend, ausgezeichnet, vortrefflich’ (18. Jh.). zuziehen Vb. ‘durch Heranziehen schließen, zusammenziehen, festziehen, herbeirufen, von auswärts an den hiesigen Ort ziehen’, sich etw. zuziehen (z. B. etw. Übles, eine Krankheit, 18. Jh.), ahd. zuoziohan ‘anziehen, (die Bogensehne) spannen’ (um 1000), mhd. zuoziehen ‘zuziehen, zufügen, schließen, entgegenziehen, jmdm. zusetzen’; zuzüglich Präp. (besonders in der Kaufmannssprache) ‘hinzukommend, hinzuzurechnen’ (20. Jh.), wohl nach abzüglich (s. oben) gebildet.
Typische Verbindungen zu ›überziehen‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›überziehen‹.
Zitationshilfe
„überziehen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/%C3%BCberziehen#2>.
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