Umstand, auf jmdn. oder etw. angewiesen, an jmdn. oder etw. gebunden zu sein
entsprechend der Bedeutung von abhängig (1)
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: die finanzielle, materielle, wirtschaftliche Abhängigkeit
als Akkusativobjekt: [die] Abhängigkeit abbauen, reduzieren, vermindern, überwinden; Abhängigkeit bewirken, erzeugen, verstärken, zementieren
als Präpositionalobjekt: sich in Abhängigkeit begeben, manövrieren
in Präpositionalgruppe/-objekt: sich aus, von der Abhängigkeit befreien, lösen; von der Abhängigkeit loskommen, wegkommen
hat Präpositionalgruppe/-objekt: die Abhängigkeit von Energiequellen, Erdgas, Erdöl, Ölimporten, Energielieferungen, Rohstoffen; die Abhängigkeit von Exporten, vom Weltmarkt; die Abhängigkeit von Auftraggebern, Geldgebern
Beispiele:
Der sichere Beziehungstyp fühlt sich bei Nähe geborgen, gibt sie
zurück, schätzt wechselseitige Abhängigkeit und lässt
sich langfristig auf einen Partner ein. [Die Welt, 06.07.2019]
Das Parlament hat sich von der ehemaligen
Abhängigkeit von Regierung und Verwaltung gelöst
und seine Kompetenz und seinen Handlungswillen stark ausgeweitet. [Neue Zürcher Zeitung, 11.05.2017]
Die hohe Abhängigkeit von Energieimporten und
ein schwacher Yen haben Japan auch im Februar ein Defizit in seiner
Handelsbilanz beschert. [Der Standard, 19.03.2014]
Durch den Ausbau seiner Handelsbeziehungen Richtung Osten hat Iran
in den letzten Jahren versucht, seine wirtschaftliche
Abhängigkeit vom Westen zu reduzieren und damit
auch weniger anfällig gegenüber politischem Druck zu werden. [Neue Zürcher Zeitung, 02.05.2005]
Es komme [bei der Budgetplanung] darauf
an, die Finanzströme in einem Unternehmen möglichst exakt abschätzen und
zudem die Abhängigkeiten zwischen ihnen erkennen zu
können. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.03.2000]
a)
spezieller, verstärkend als einschränkend empfundene Unselbstständigkeit, zum Nachteil gereichende Unmündigkeit, Unfreiheit; Position der benachteiligten Seite in einem Verhältnis zwischen Menschen, Organisationen usw., in dem Rechte, Pflichten und Partizipationsmöglichkeiten sehr unausgewogen verteilt sind
entsprechend der Bedeutung von abhängig (1 b), in gegensätzlicher Bedeutung zu Emanzipation
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: koloniale Abhängigkeit
in Koordination: Abhängigkeit und Unmündigkeit; Abhängigkeit und Ausbeutung, Bevormundung, Unterwerfung
Beispiele:
in Abhängigkeit (von jmdm.) geratenWDG
Die Abhängigkeit junger Wissenschaftler
vom Wohlwollen ihrer Vorgesetzten birgt hohe Risiken. [Süddeutsche Zeitung, 12.07.2018]
Diese [Erinnerungen an die Kindheit] machten sie zu dem, was sie ist: eine
unsichere, sich selbst suchende junge Mutter, die versucht, sich aus den
Abhängigkeiten von ihrer Mutter und ihrem
Stiefvater zu lösen. [Südkurier, 19.01.2017]
Die anerkannte Opferschutzeinrichtung [für Betroffene des Frauenhandels] ist bundesweit tätig.
Ihre Zielgruppe sind Migrantinnen, die durch Gewalt, Drohung, Ausnützung
ihrer Abhängigkeit oder Täuschung nach oder
innerhalb von Österreich gehandelt werden, um in der Prostitution, Ehe,
im Haushalt oder anderen Bereichen ausgebeutet zu werden. [Der Standard, 16.05.2013]
Wegen der […]
Abhängigkeiten wagen es Mitarbeiter nur sehr
selten, Fehlverhalten von Vorgesetzten bei der Universitätsleitung
anzuzeigen. Zudem mangelt es an dem Vertrauen, dass angezeigte Fälle von
der Führung unvoreingenommen untersucht und entsprechend behandelt
werden. […]
Die geringe Zahl von Anzeigen kann somit nicht als Beweis für die
Seltenheit von Fehlverhalten gelten. [Neue Zürcher Zeitung, 10.06.2009]
Täter [im Bereich des Missbrauchs von Minderjährigen] sind vor allem Väter, Stiefväter und
nahe Verwandte, die das Vertrauen, die Liebesbedürftigkeit und die
Abhängigkeit von Kindern und Jugendlichen
benutzen, um ihre eigenen sexuellen Wünsche und Machtbedürfnisse zu
befriedigen. [Südkurier, 13.07.2004]
b)
spezieller zwanghaftes körperliches oder psychisches Angewiesensein auf bestimmte Stoffe, Verhaltensweisen bzw. Angewohnheiten (Kaufsucht, Spielsucht, pathologisches Stehlen usw.)
entsprechend der Bedeutung von abhängig (1 c), Synonym zu Sucht (2)
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: die körperliche, physische, psychische Abhängigkeit
in Koordination: Abhängigkeit und Sucht
Beispiele:
Die Grenzen zwischen Genuss, wozu das gelegentliche Glas Wein am
Abend, das Stück Schokolade zwischendurch oder das Shopping‑Erlebnis
alle paar Wochen gehören, Missbrauch, Gewöhnung und
Abhängigkeit sind fließend. [Münchner Merkur, 19.10.2018]
Die Doppelmoral bei der Beurteilung von Süchten kritisierte
[die Expertin] Izabela
H[…] vom Therapiezentrum »AS« für
Glücksspielabhängige und Angehörige in Wien. So würden steigende Umsätze
von Casinos und Glücksspielbetrieben in den Zeitungen als große Erfolge
gefeiert. […]
Tatsächlich vergrößere das steigende Angebot für Glücksspiele auch die
Gefahr von Abhängigkeiten von Lotto, Casino
und/oder Automaten[…]. [Der Standard, 30.01.2008]
Wer stoffungebundene Abhängigkeiten wie
Kleptomanie oder Bulimie mit jenen der Alkoholiker oder Fixer
gleichsetze, betreibe »puren Etikettenschwindel«. […]
Denn bei diesen Formen der Abhängigkeit bleibe
die intellektuelle und emotionale Verarbeitungs‑ und Reaktionsfähigkeit
erhalten, werde allenfalls psychisch blockiert und könne durch
psychotherapeutische Maßnahmen mobilisiert werden. [Die Zeit, 02.03.1990]
Von psychischer bzw. seelischer
Abhängigkeit soll nach der Definition der WHO
(= Weltgesundheitsorganisation) gesprochen
werden, wenn durch die Einnahme einer Droge »Zufriedenheit und ein
starkes psychisches Bedürfnis nach periodischem oder dauerndem Genuß der
Droge« […] entsteht, wenn also
eine Art von psychischem Zwang zur Wiederholung nach ein‑ oder
mehrmaligem Konsum einer Droge besteht. [Heckmann, Wolfgang: Sucht. In: Asanger, Roland / Wenninger, Gerd (Hg.): Handwörterbuch Psychologie. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1980], S. 3394]