hängen
Vb.
‘am oberen Ende schwebend befestigen’
(transitiv)
bzw.
‘oben befestigt sein’
(intransitiv).
Das starke,
ehemals reduplizierende Verb
ahd.
hāhan
(transitiv)
‘(auf)hängen, kreuzigen’
(um 800;
vgl.
zuohāhan
‘aufhängen’,
8. Jh.),
mhd.
hāhen
(transitiv und intransitiv)
‘hängen’,
(
md.)
hangen
(14. Jh.),
asächs.
hāhan
(transitiv),
mnd.
hangen
(transitiv und intransitiv),
mnl.
hanghen,
nl.
hangen
(transitiv und intransitiv),
aengl.
hōn
(transitiv und intransitiv),
anord.
hanga
(transitiv und intransitiv),
got.
hāhan
(transitiv)
setzt
germ.
*hanhan
voraus,
das in den Einzelsprachen
teilweise Nasalschwund mit Ersatzdehnung aufweist;
im
Dt. und
Nl.
später auftretendes
ng
wird aus den Präteritalformen übernommen.
Außergerm. vergleichbar sind
hethit.
gank-
‘hängen, wiegen’
und wohl auch
aind.
śáṅkatē
‘zweifelt, befürchtet, ist mißtrauisch, sorgt sich’,
lat.
cūnctārī
‘zögern, zaudern’,
so daß von einer Wurzel
ie.
*k̑enk-,
*k̑onk-
‘schwanken, hängen, geistig in der Schwebe sein’
ausgegangen werden kann.
Neben dem starken Verb
steht ein intransitives schwaches
ēn-Verb
ahd.
hangēn
‘hängen, abhängig sein’
(8. Jh.),
anord.
hanga,
got.
hāhan
(Prät.
hāhaida),
ein intransitives schwaches
ōn-Verb
asächs.
hangon,
aengl.
hangian
und ein transitives schwaches
jan-Verb
ahd.
hengen
‘erlauben, gehorchen, denken’
(9. Jh.;
vgl.
gihengen
‘zustimmen, erlauben, zulassen’,
8. Jh.),
mhd.
(
md.)
hengen
‘(die Zügel) hängen lassen, nachjagen, geschehen lassen, gestatten’,
auch
md.
obd.
‘aufhängen’
(
obd.
nhd.
henken,
s. d.),
mnl.
henghen
‘zugestehen’,
nl.
gehengen
‘erlauben’,
anord.
hengja
‘hängen’.
Im
Mhd. mischen sich starke und schwache Präteritalformen,
indem transitives
hienc
(zu
hāhen)
auch die intransitive Bedeutung von
hangete
(zu
hangēn)
übernimmt;
vgl.
mhd.
(transitiv)
sie hienc daʒ houbit
neben
(intransitiv)
nū hienc ein tavele vor dem tor.
Ferner wird (vom 12. Jh. an) intransitives
hangen
(aus
ahd.
hangēn)
auch transitiv wie
hengen
verwendet.
Von
hāhen
bleiben im
Nhd. lediglich die Präteritalformen erhalten.
Die aus alledem resultierende Gebrauchsunsicherheit
wird erst im 19. Jh. dahingehend geregelt,
daß der intransitive Gebrauch einem starken
(
hängen,
hing,
gehangen),
der transitive einem schwachen Verb
(
hängen,
hängte,
gehängt)
zugewiesen wird.
Vgl.
Rissleben
D. Gesch. d. Verbgruppe „hāhan – hangēn – hengen – henken“, Phil. Diss. Greifswald
(1931).
–
Hang
m.
‘Neigung, Geneigtsein, hängende Stellung (des Turners), abschüssige Stelle’
(15. Jh.).
hangeln
Vb.
‘sich hängend fortbewegen’
(Anfang 19. Jh.).
Hangendes
n.
‘Gesteinsschichten über der Lagerstätte’,
mhd.
hangendeʒ
(bergmannssprachlich).
Gehänge
n.
‘das Herabhängende, Bergabhang’,
mhd.
gehenge
‘Vorrichtung zum Anhängen, Türangel’.
Abhang
m.
‘Berghang, das Herabhängende’,
mhd.
(
westmd.)
abehang
(14. Jh.);
abhängig
Adj.
‘schräg abfallend’
(15. Jh.),
‘nicht selbständig, angewiesen auf’
(Anfang 18. Jh.).
Anhang
m.
‘Angehängtes, Beigefügtes, Begleitung’,
mhd.
anehanc;
Anhänger
m.
‘wer einer Person oder Sache anhängt, was angehängt wird’
(15. Jh.);
anhängig
Adj.
‘zugehörig, schwebend’;
rechtssprachlich insbesondere
einen Prozeß anhängig machen
‘ein Gerichtsverfahren einleiten’
(15. Jh.);
anhänglich
Adj.
‘zugetan, verbunden’,
geläufig seit dem 18. Jh.,
frühnhd.
im Sinne von
‘anhängend, hingezogen’
(15./16. Jh.);
Anhänglichkeit
f.
‘Verbundenheit, Treue’
(14. Jh.);
Anhängsel
n.
‘anhängender (Schmuck)gegenstand, nebensächlicher Anhang, Begleiter’
(17. Jh.).
Aushang
m.
‘öffentliche Bekanntmachung’
(17. Jh.);
vereinzelt auch für
Aushängebogen
‘zur letzten Kontrolle bestimmter Abzug eines fertigen Druckbogens’
(18. Jh.).
Aushängeschild
n.
‘Reklameschild, Werbemittel’,
ursprünglich ein Schild,
das auf einen bestimmten Beruf, auf ein Gewerbe hinweist
(18. Jh.).
Überhang
m.
‘Umhang, was überhängt’,
mhd.
überhanc.
Umhang
m.
‘umgehängtes Kleidungsstück’,
ahd.
umbihang
(um 900),
mhd.
umbehanc
‘Vorhang, aufgehängter Teppich’.
Vorhang
m.
‘was vor etw. gehängt wird’,
mhd.
vor-,
vürhanc
(dazu s.
Gardine).