Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Ablauf, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Ablauf(e)s · Nominativ Plural: Abläufe
Aussprache 
Worttrennung Ab-lauf (computergeneriert)
Grundformablaufen
eWDG

Bedeutungen

1.
das Ablaufen, Abfließen
Grammatik: meist im Singular
Beispiel:
durch welchen das Wasser … zum Ablauf bewogen wurde [ Th. MannHerr u. Hund9,574]
2.
Ort des Ablaufens
Beispiele:
der Ablauf des Waschbeckens, Teiches
Ich hatte nie an seinen Mund gedacht, der eingezogen war wie die Öffnung eines Ablaufs [ RilkeBrigge5,246]
Sport Startlinie
Beispiel:
die Prüfung brachte 7 Pferde an den Ablauf
3.
Verlauf
Beispiele:
der Ablauf der Dinge, Ereignisse, der Geschichte, des Tages, Programmes, Unterrichts, Geschehens, einer Handlung, Aktion
der Ablauf unserer Witterung, des Verkehrs
etw. gewährleistet, sichert, verspricht einen reibungslosen Ablauf
ein normaler, natürlicher, geregelter, ungestörter, schneller, zügiger, langsamer Ablauf
im geschichtlichen, zeitlichen, chronologischen Ablauf
die sozialen Abläufe
daß man musikalische Abläufe (= Folgen) in physikalisch‑mathematische Formeln einfing [ HesseGlasperlensp.6,104]
4.
nach, vor, mit Ablaufnach, vor, mit Beendigung einer Zeitspanne
Beispiele:
nach, vor Ablauf der Frist, (Warte)zeit, (Amts)periode
(noch) vor Ablauf einer Stunde
mit Ablauf des (Kalender)jahres
Beendigung der Gültigkeitsdauer
Beispiel:
nach Ablauf des Visums
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

laufen · Lauf · Läufer · Zeitläufte · Lauft · Zeitlauf · läufig · geläufig · beiläufig · landläufig · vorläufig · ablaufen · Ablauf · anlaufen · Anlauf · auflaufen · Auflauf · auslaufen · Auslauf · belaufen · einlaufen · Einlauf · überlaufen · Überläufer · verlaufen · Verlauf · zerlaufen · Laufbahn · Lauffeuer · Laufgraben · Laufpaß · Laufzettel
laufen Vb. ‘(zu Fuß) gehen, rennen, fließen’. Für das gemeingerm. reduplizierende Verb ahd. (h)loufan (8. Jh.), mhd. loufen, asächs. -hlōpan, mnd. mnl. lōpen, nl. lopen, aengl. hlēapan ‘laufen, treten, tanzen’, engl. to leap ‘springen, hüpfen’, anord. hlaupa ‘laufen, springen’, schwed. löpa ‘laufen’, got. ushlaupan ‘aufspringen’ sind ie. Verwandte nicht mit Sicherheit nachzuweisen; eine (lautlich mögliche) Verbindung mit lit. šlubúoti ‘lahmen, hinken’ bzw. klùpti ‘niederknien, stolpern’ befriedigt semantisch nicht. Seebold 261 sieht Anknüpfungsmöglichkeiten in lit. keliáuti ‘wandern, reisen’, griech. kéleuthos (κέλευθος) ‘Weg, Pfad, Bahn, Reise’. Dann vielleicht über eine Erweiterung ie. *keleu- ‘wandern, Weg’ zur Wurzel ie. *kel- ‘treiben, zu schneller Bewegung antreiben’ (s. halten)? Die Vorstellung größerer Schnelligkeit tritt in neuerer Sprache vielfach zurück, so daß laufen für gehen eintreten kann. In nhd. Zeit wird laufen häufig auf Bewegungen von Fahrzeugen und Maschinen und speziell von Flüssigkeiten bezogen. – Lauf m. ‘das Laufen, Verlauf, Flußlauf, Bein des Haarwilds’, auch ‘Rohr von Handfeuerwaffen’ (vgl. Gewehrlauf), ahd. (h)louf (9. Jh.), mhd. louf, mnd. lōp, mnl. nl. loop ‘Gang, Lauf, Verlauf’, anord. hlaupr ‘Sprung’ führen auf germ. *hlaupa-, daneben (mit anderer Stammbildung) aengl. hlīep ‘Sprung’, anord. hlaup n. ‘Sprung, Lauf, Galopp (des Pferdes)’. Im Dt. auch das ti-Abstraktum germ. *hlaufti- mit ahd. (h)louft (8. Jh.), mhd. louft, nhd. (älter) Lauft, erhalten in Zeitläufte (s. unten). Läufer m. ‘wer (gut) läuft, Sportler einer Laufdisziplin, langer Teppich’, ahd. (h)loufāri (um 800), mhd. loufære, löufære ‘Bote, Rennpferd’. Zeitläufte Plur. ‘Zeitabschnitte mit ihren Ereignissen’ (18. Jh.), Zusammensetzung mit Lauft m. das im Anschluß an ahd. (h)louft (9. Jh.), mhd. louft im älteren Nhd. neben Lauf (s. oben) gebraucht wird; daneben Zeitlauf m. seit dem 17. Jh. bezeugt und im Sing. wie im Plur. verwendet. läufig Adj. ‘brünstig’, besonders von Hunden (15. Jh.), mhd. löufec, löufic ‘gangbar, bewandert, gerieben’, noch bis ins 18. Jh. im Sinne von ‘häufig vorkommend, gebräuchlich’ (wofür dann geläufig). geläufig Adj. ‘häufig vorkommend, allgemein bekannt, vertraut, fließend, perfekt’ (17. Jh.). beiläufig Adj. ‘wie zufällig, nebenher’, (südd.) ‘ungefähr’ (um 1500), daneben frühnhd. auch beiläuftig (15. Jh.). landläufig Adj. ‘üblich, allgemein bekannt’, frühnhd. lantlöufig, auch ‘im Lande umgehend’ (15. Jh.). vorläufig Adj. ‘nicht endgültig, einstweilig’ (17. Jh.), eigentlich ‘vorher-, vorausgehend’. ablaufen Vb. ‘weglaufen, abfließen, zu Ende gehen, sich ereignen, seinen Verlauf nehmen’, mhd. abeloufen; Ablauf m. ‘das Ablaufen, Abfluß(graben), Verlauf’, mhd. abelouf. anlaufen Vb. ‘sich in Bewegung setzen, anstürmen, ansteuern, beginnen, beschlagen, zunehmen’, ahd. ana(h)loufan (9. Jh.), mhd. aneloufen; Anlauf m. ‘das Anlaufen, Beginn, Anstoß’, ahd. ana(h)louf (10./11. Jh.), ana(h)louft (8. Jh.), mhd. anlouf ‘Ansturm, Angriff’. auflaufen Vb. ‘auf Grund laufen, aufgehen, anwachsen’, mhd. ūfloufen, auch ‘einen Auflauf bilden, anschwellen’; Auflauf m. ‘Zusammenlaufen einer erregten Menschenmenge’, mhd. ūflouf; ‘überbackene Speise’ (19. Jh.). auslaufen Vb. ‘herausfahren, zu Ende gehen, aufhören’, mhd. ūʒloufen, auch ‘hinauslaufen, entlaufen’; Auslauf m. ‘das Auslaufen, Strecke hinter dem Ziel’, mhd. ūʒlouf ‘Auszug, Durchfall, Ruhr’. belaufen Vb. ‘anlaufen, beschlagen’, sich belaufen auf ‘betragen’, mhd. beloufen, auch ‘durchlaufen, überlaufen’. einlaufen Vb. ‘kleiner werden, ankommen, eingehen’ (17. Jh.). Einlauf m. ‘Ankunft am Ziel, Darmspülung’, frühnhd. ‘Einfall, das Eindringen’ (16. Jh.). überlaufen Vb. ‘desertieren, überfließen’, mhd. überloufen, auch ‘treffen, befallen, übergehen, auslassen, durchlaufen’; Überläufer m. ‘Deserteur’ (15. Jh.), mhd. überloufer ‘wer etw. kurz behandelt, abtut’. verlaufen Vb. ‘ablaufen, vergehen, verirren’, ahd. fir(h)loufan ‘vorauslaufen, überholen’ (9. Jh.), ‘vergehen’ (um 1000), mhd. verloufen, auch ‘vorüberlaufen, sich begeben, sich abnützen’; Verlauf m. ‘Ablauf, Entwicklung, Vorgang’ (15. Jh.). zerlaufen Vb. ‘auseinandergehen, -fließen’, ahd. zi(h)loufan ‘herab-, auseinanderlaufen’ (8. Jh.), mhd. zerloufen, auch ‘vergehen’. Laufbahn f. ‘Bahn für Wettrennen’ (17. Jh.), ‘Werdegang, Berufsweg’ (seit dem 18. Jh. als Verdeutschung von Karriere, s. d.). Lauffeuer n. ‘Feuer (zur Fernzündung), das sich über einen Strich ausgeschütteten Pulvers bewegt’ (17. Jh.), in der Wendung wie ein Lauffeuer (sich ausbreiten) ‘sehr schnell’; in jüngerer Zeit als ‘sich schnell (über trockenes Laub und Gras hin) ausbreitendes Feuer’ aufgefaßt (vgl. schweiz. Laubfeuer). Laufgraben m. ‘zum Schutz vor Geschossen angelegter Graben’ (16. Jh.). Laufpaß m. ‘Ausweis für entlassene (invalide) Soldaten und Arbeitsuchende, der die freie Bewegung innerhalb eines Landes zusichert’ (18. Jh.), heute noch in der Wendung jmdm. den Laufpaß geben ‘jmdn. wegschicken’. Laufzettel m. zunächst (17. Jh.) wie jüngeres Laufpaß, dann ‘Zettel an Werkstücken zur Eintragung bestimmter Arbeitsgänge, Zettel, der durch eine Reihe von Büros läuft’.

Thesaurus

Synonymgruppe
Ablauf · Hergang · Prozess · Verlauf · Vorgang  ●  Verfolg  fachspr., sehr selten
Oberbegriffe
Unterbegriffe
Assoziationen
Synonymgruppe
Unterbegriffe
Synonymgruppe
Unterbegriffe
Synonymgruppe
Ablauf · Fortgang · Fortschritt · Geschehen · Verlauf
Oberbegriffe
Unterbegriffe
Assoziationen
Computer
Synonymgruppe
Abarbeitung · Ablauf · Ausführung · Verarbeitung  ●  Execution  fachspr.
Assoziationen
Synonymgruppe
Ablauf · Handlung · Handlungsgerüst · Handlungskern · Plot · Story
Assoziationen
Synonymgruppe
(das) Nacheinander · (der) Gang der Dinge · Abfolge · Ablauf · Aufeinanderfolge · Chronologie · Folge · Reihe · zeitliche Aufeinanderfolge
Unterbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Ablauf‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Ablauf‹.

Verwendungsbeispiele für ›Ablauf‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Kohl rechtfertigt das Vorgehen mit dem schnellen Ablauf der Ereignisse, der rasche Entscheidungen erfordert habe. [Küsters, Hans Jürgen: Entscheidung für die deutsche Einheit. In: Deutsche Einheit, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1998], S. 411]
In der Praxis ergeben sich aber nun mancherlei Störungen in diesem Ablauf. [Zimmermann, Theo: Der praktische Rechtsberater, Gütersloh: Bertelsmann [1968] [1957], S. 344]
Der Ablauf braucht ebenso wenig einer strengen Logik zu entsprechen wie auch in der verbalen Sprache. [Winckel, Fritz: Kybernetische Prozesse der Musikerzeugung. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1979], S. 37004]
In der Tat verlor Ägypten im Ablauf seiner Geschichte fortschreitend eine Qualität nach der anderen. [Wilson, John A.: Ägypten. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1961], S. 6386]
Um das Leid zu messen, bedarf es jedoch der guten zeitlichen Auflösung der Abläufe im Kopf. [Die Zeit, 07.10.1999, Nr. 41]
Zitationshilfe
„Ablauf“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Ablauf>.

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