Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Abschied, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Abschied(e)s · Nominativ Plural: Abschiede · wird meist im Singular verwendet
Aussprache 
Worttrennung Ab-schied
eWDG

Bedeutungen

1.
das Scheiden, die Trennung von jmdm., etw.
Beispiele:
ein ernster, feierlicher, förmlicher, schwerer, trauriger, kalter, kurzer, rührender, herzzerreißender, zärtlicher Abschied
der Abschied fällt mir (nicht) schwer
jmdm. den Abschied schwer machen
von jmdm., voneinander (für immer) Abschied nehmen (= sich verabschieden)
veraltetvom Leser Abschied nehmen (= den Leser auf das Ende der Erzählung hinweisen)
zum Abschied jmdn. umarmen, jmdm. (zu)winken
ohne Abschied weggehen
der Abschied vom Elternhaus, von der Heimat, Kindheit, Bühne
ein Abschied fürs Leben
Doch ach! schon mit der Morgensonne / Verengt der Abschied mir das Herz [ GoetheWillkommen u. Abschied]
übertragen
Beispiel:
der Abschied vom Leben (= der Tod)
2.
gehoben Entbindung von dienstlichen Pflichten
Beispiele:
seinen Abschied (als Major) nehmen, einreichen, fordern
um seinen Abschied einkommen
seinen Abschied bekommen
jmdm. den Abschied geben (= jmdn. verabschieden, entlassen)
Da nahm sie das ersparte Geld, erkaufte ihm den Abschied vom Regimente [ G. Keller7,138]
3.
veraltet Urkunde, Schriftstück der Verabschiedung
Beispiel:
Als ich Anno drei, meinen Abschied in der Hand, vor dem Obersten stand [ Immerm.8,111]
Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Abschied · abgeschieden · Abgeschiedenheit · verabschieden
Abschied m. ‘Aufbruch, Trennung, Entlassung aus einem Dienstverhältnis’, übertragen ‘Tod’, (bis zum 18. Jh.) ‘Beschluß, Vereinbarung, Entscheidung’ (vgl. Reichsabschied, ein Gesetz verabschieden). Das gegen Ende des 14. Jhs. aufkommende Substantiv ist (wahrscheinlich in Analogie zu Ableitungen von anderen starken Verben, vgl. Abstieg zu absteigen) die Konkurrenzform von dem aus dem reduplizierenden Verb abscheiden ‘(sich) trennen’ gebildeten, nur wenig jüngeren Abscheid m., das im 18. Jh. durch Abschied verdrängt wird. Von dem heute vorwiegend fachsprachlich verwendeten Verb abscheiden ‘(sich) absondern, abtrennen’, veraltet ‘weggehen, Abschied nehmen’, übertragen ‘verscheiden, sterben’ (mhd. abescheiden ‘lostrennen, entfernen, entlassen, verabschieden’, vgl. asächs. ofskīðan, mnd. afschēden, got. afskaidan ‘trennen’) ist vor allem das zugehörige abgeschieden Part.adj. ‘entlegen, einsam, zurückgezogen, verstorben, tot’ gebräuchlich, das die im Sprachgebrauch der Mystik (um 1300) entstandene ältere Form abgescheiden ‘losgelöst von irdischen Dingen, weltabgewandt’ im 17. Jh. ablöst. Zur Etymologie s. scheiden. Dazu Abgeschiedenheit f. ‘Entlegenheit, Einsamkeit’ (18. Jh.), in religiösem Sprachgebrauch ‘Weltabgewandtheit’ (17. Jh.), nach älterem, in der Mystik geprägtem Abgescheidenheit (um 1300). – verabschieden Vb. ‘(aus dem Dienst) entlassen, in den Ruhestand versetzen, ein Gesetz annehmen und für rechtsgültig erklären’, (reflexiv) ‘auf Wiedersehen sagen, sich empfehlen’ (18. Jh.).

Thesaurus

Synonymgruppe
Auseinandergehen · Ausscheiden (aus einer Beschäftigung) · Austritt · Lebewohl · Trennung · Weggang  ●  Abschied  auch figurativ
Assoziationen
Synonymgruppe
Abschied · Abschiednehmen · Abschiedsakt · Verabschiedung  ●  letzte Worte  auch figurativ
Synonymgruppe
Ableben · Abschied · Exitus · Hinscheiden · Lebensende · Sterben · Versterben  ●  (jemandes) Tod  Hauptform · Abberufung  verhüllend, fig. · Heimgang  religiös · Hinschied  schweiz. · Sterbefall  fachspr., Amtsdeutsch
Oberbegriffe
Unterbegriffe
  • Plötzlicher Herztod · Sekundentod
  • Bolustod  ●  Bockwurstbudentod ugs. · Minutentod ugs. · Schlucktod ugs.
  • (der) fröhliche, lachende Tod · Safranvergiftung
Assoziationen
Synonymgruppe
(wehmütiger) Abschied · Abgesang · Ausklang

Typische Verbindungen zu ›Abschied‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Abschied‹.

Verwendungsbeispiele für ›Abschied‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Aber als er abreitet, kichern sie ihm den Abschied nach. [Bodenreuth, Friedrich [d.i. Jaksch, Friedrich]: Alle Wasser Böhmens fließen nach Deutschland, Berlin: Büchergilde Gutenberg 1938 [1937], S. 229]
Es ist dieser Satz, der mich zwingt, vom bewaffneten Kampf, selbst wenn ich ihn jemals noch ausüben könnte, endgültig Abschied zu nehmen. [Krausser, Helmut: Eros, Köln: DuMont 2006, S. 260]
Was riefen sie dem scheidenden Schöpfer des Reichs zum Abschied nach? [Weber, Max: Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland. In: Weber, Marianne (Hg.) Gesammelte Politische Schriften, München: Drei Masken Verl. 1921 [1918], S. 123]
Da er wiederholt Schulden machte, mußte er seinen Abschied einreichen. [Härtwig, Dieter: Simon. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1965], S. 44688]
Den Alten hat sie gezwungen, mit dem Abschied nun wirklich Ernst zu machen. [Die Zeit, 16.12.1999, Nr. 51]
Zitationshilfe
„Abschied“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Abschied>.

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