schneiden
Vb.
‘mit einem scharfen Werkzeug zertrennen’,
ahd.
snīdan
(8./9. Jh.),
mhd.
mnd.
snīden,
asächs.
snīðan,
mnl.
snīden,
nl.
snijden,
afries.
snītha,
aengl.
snīþan,
anord.
snīða,
schwed.
snida,
got.
sneiþan
(
germ.
*snīþan).
Außergerm. werden herangezogen
tschech.
(mundartlich)
snět
‘Ast’,
poln.
(älter)
śniat
‘Baumstamm’,
so daß eine Wurzel
ie.
*sneit-
‘schneiden’
angenommen werden kann,
dazu vielleicht
(mit abweichendem Dental)
mir.
snēid
‘klein, kurz’.
Angesichts dieser geringen Vergleichsmöglichkeiten aber ist erwägenswert,
auch
schneiden
zu der lautmalenden,
etw. Spitzes, etw. Zupackendes, Schnappendes bezeichnenden Wortgruppe
mit anlautendem
germ.
sn-
(s.
Schnabel)
zu rechnen.
schneiden
ist ursprünglich wohl ein Landwirtschaftswort
und bedeutet in alter Zeit
‘mit der Sichel abmähen, ernten’,
vgl. noch heute
Gras,
Getreide,
Korn schneiden.
In übertragener Wendung
jmdn. schneiden
‘gesellschaftlich ignorieren’
(Mitte 19. Jh.)
nach gleichbed.
engl.
to cut (a person);
in der Mathematik
sich schneiden
(von zwei Linien)
‘sich in einem Punkt kreuzen’
(16. Jh.).
–
Schneid
m.
(
bair.-öst.
f.)
‘Mut, Tapferkeit, Draufgängertum’
(18. Jh.),
besonders in Wendungen wie
(keinen) Schneid haben;
eigentlich
südd.
(mit Apokope eines auslautenden unbetonten
e),
im Krieg von 1870/71
durch norddeutsche Truppen als Mask. aufgenommen und verbreitet.
schneidig
Adj.
‘forsch, mutig’
(2. Hälfte 19. Jh.),
älter
nd.
een sneidigen Kopp
‘Kopf mit hellem, scharfem Verstand’,
een sneidigen (‘schnellen, energischen’)
Gang
(18. Jh.),
mhd.
snīdec,
snīdic
‘schneidend, scharf, stark, kräftig’.
Schneide
f.
‘scharfe, schneidende Kante von Waffen, Werkzeugen, Geräten’,
mhd.
snīde.
zweischneidig
Adj.
‘mit zwei Schneiden versehen’
(15. Jh.),
daher auch
‘sehr scharf’,
übertragen
‘mit Vorteilen und Nachteilen versehen’
(da nach zwei Seiten schneidend),
‘gefährlich’
(17. Jh.).
Schneider
m.
‘Handwerker, der Kleidung anfertigt’
(eigentlich
‘Stoff, Tuch für Kleidung zuschneidet’),
mhd.
snīdære.
schneidern
Vb.
‘Kleidung nähen, anfertigen’
(17. Jh.).
abschneiden
Vb.
‘mit einem Schneidwerkzeug abtrennen, durchtrennen, den Weg ab-, verkürzen, den Zugang verwehren, verhindern’,
ahd.
abasnīdan
(9. Jh.),
mhd.
abesnīden.
Vgl.
gut,
schlecht abschneiden
‘mit gutem, schlechtem Ergebnis abschließen, Erfolg bzw. keinen Erfolg haben’
(Mitte 19. Jh.).
Abschnitt
m.
‘Gliederungseinheit, Textteil, Zeitraum, Zäsur, abtrennbares, abgetrenntes Stück’,
mhd.
abesnit.
anschneiden
Vb.
‘nicht völlig durchschneiden, das erste Stück abschneiden’
(
das Brot anschneiden,
übertragen
eine Frage,
ein Problem anschneiden
‘eine Aussprache darüber beginnen’),
mhd.
anesnīden
‘(ein Kleid) anmessen, zurechtmachen’.
Aufschnitt
m.
‘Braten- und Wurstscheiben’
(19. Jh.),
zuvor
‘Schnittstelle’
(18. Jh.),
‘Prahlerei’
(17. Jh.),
frühnhd.
ūfsnit
‘das Anschneiden’
(15. Jh.).
beschneiden
Vb.
‘stutzen, zurückschneiden, glattschneiden, die Vorhaut entfernen’,
ahd.
bisnīdan
(8. Jh.),
mhd.
besnīden.
durchschneiden
Vb.
‘mit einem Schneidwerkzeug zerteilen’,
mhd.
durchsnīden
‘zerschneiden, verwunden, zerteilen’
(s.
Durchschnitt).
überschneiden
Vb.
(reflexiv)
‘sich kreuzen, teilweise zusammenfallen’
(19. Jh.),
zuvor
mhd.
übersnīden
‘beim Schneiden der Feldfrüchte auf den Grund und Boden eines anderen übergreifen, übertreffen’.
verschneiden
Vb.
‘kürzen, zurechtschneiden, durch Schneiden verderben’,
ahd.
firsnīdan
‘weg-, abschneiden, zerschneiden’
(8. Jh.),
mhd.
versnīden
‘zerschneiden, fehlerhaft zuschneiden, ab-, wegschneiden, beschneiden, kastrieren, verwunden, töten, schmälern’.
Verschnittener
m.
‘Kastrat, Eunuch’
(16. Jh.).
Verschnitt
m.
‘Wein, Branntwein, Rum mit Beimischungen anderer Sorten’
(um 1900);
vgl.
verschneiden
übertragen
‘schädigen, verderben, verschlechtern’,
daher auch
‘guten Wein mit schlechtem versetzen’,
in diesem Sinne zuerst (18. Jh.)
nd.
versnīden
(als Praktik der Weinimporteure?).
Schneidezahn
m.
fast nur im Plur.
Schneidezähne
‘die vorderen, scharfen Zähne, mit denen abgebissen wird’
(18. Jh.),
wohl Übersetzung von
medizin.-lat.
dentes incisivi,
Neubildung zur Unterscheidung gegenüber älterem
Backzahn,
Backenzahn,
Stockzahn
(s. d.).