Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Abstecher, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Abstechers · Nominativ Plural: Abstecher
Aussprache 
Worttrennung Ab-ste-cher
Wortzerlegung abstechen -er1

Bedeutungsübersicht+

  1. 1. kleiner Exkurs (auf einer Reise)
    1. [bildlich] Abschweifung
  2. 2. [Theater] Gastspiel in der Umgebung
eWDG

Bedeutungen

1.
kleiner Exkurs (auf einer Reise)
Beispiele:
einen Abstecher ins Gebirge machen
Hab' ich einen Abstecher gemacht nach Gent [ SchillerWallenst. Lager5]
bildlich Abschweifung
Beispiel:
einen Abstecher vom (eigentlichen) Thema machen
2.
Theater Gastspiel in der Umgebung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

stechen · ausstechen · Stecher · Stechapfel · Stechpalme · abstechen · Abstecher · anstechen · Anstich
stechen Vb. ‘mit einer Spitze verletzen bzw. in etw. eindringen’, ahd. stehhan (um 800), mhd. stechen (auch ‘turnieren’), asächs. stekan, mnd. mnl. stēken, nl. steken, afries. steka (westgerm. *stekan) führen mit den unter stecken, Stachel, Stake (s. d.) genannten Formen sowie mit ahd. stehhōn ‘anstacheln, erstechen’ (8. Jh.), got. staks ‘Wundmal’ auf ie. *(s)teg-. Demgegenüber setzen die außergerm. Verben und Nomina aind. tḗjatē ‘ist, wird scharf, schärft’, tigmáḥ ‘scharf, spitzig, heiß, heftig’, griech. stízein (στίζειν) ‘stechen, punkten, tätowieren, brandmarken’, stígma (στίγμα) ‘Stich, Brandmal, Malzeichen, Kennzeichen’, lat. īnstīgāre ‘anstacheln, anspornen, aufreizen’ ie. *(s)teig-, *(s)tig- voraus. Mit Sicherheit liegt eine ie. Ausgangsform mit i-Vokal bzw. i-Diphthong auch in aengl. stician ‘stechen, durchstoßen’, engl. to stick ‘stechen, stoßen, stecken’, einem Teil der unter Stecken (s. d.) genannten Formen sowie in ablautendem anord. steikja ‘braten’, eigentlich ‘an den Bratspieß stecken’, vor. Bei einer Reihe verwandter Wörter aber (s. Stich, Stichel, sticken, ersticken) bleibt offen, ob das i der Wurzelsilbe aus dem Ie. ererbt oder (außerhalb des Got.) durch ein ursprüngliches i bzw. j der Folgesilbe aus e entstanden ist. Ie. *(s)teig-, *(s)tig- und die Variante *(s)teg- ‘stechen, spitz, Stange, Pfahl, Stock’ sind Gutturalerweiterungen der Wurzel ie. *(s)tei- ‘spitzig’, die unerweitert in lat. stilus, stimulus (s. Stil, stimulieren) enthalten ist. – ausstechen Vb. ‘durch Stechen herausnehmen oder entfernen’, asächs. ūtstekan, spätmhd. ūʒstechen; auch ‘beim Turnier aus dem Sattel stechen’, daher ‘jmdn. von seinem Platze verdrängen, seine Stellung einnehmen, ihn übertreffen’ (17. Jh.). Stecher m. ‘wer sticht’, mhd. stechære, stecher, auch ‘gedungener Mörder, Turnierkämpfer, stechende Waffe, Dolch’; vgl. Kupferstecher, s. auch Feldstecher. Stechapfel m. giftiges Nachtschattengewächs mit stachligen Früchten (16. Jh.). Stechpalme f. Strauch mit glänzenden, stachligen Blättern, dessen immergrüne Zweige vielfach am Palmsonntag geweiht und in der Prozession mitgeführt werden (16. Jh.). abstechen Vb. ‘mit einem Stichwerkzeug abtrennen, durch einen Stich schlachten, ablaufen lassen, markieren, abgrenzen, sich von oder gegen etw. abheben’, mhd. abestechen ‘abtrennen, durchtrennen, schlachten, durch Stechen (im Turnier) besiegen, übertreffen’. Abstecher m. ‘kleiner, von der vorgegebenen Route abweichender Ausflug’ (18. Jh., zuvor nd. affsteker, um 1700), zu abstechen in der älteren Bedeutung ‘sich entfernen, davonmachen’ (16. Jh.). anstechen Vb. ‘in etw. hineinstechen, es damit öffnen’ (ein Faß), mhd. anestechen ‘anzapfen’, auch ‘antreiben (mit den Sporen), Feuer anlegen’, ahd. anastehhan ‘hineinstechen’ (9. Jh.). Anstich m. ‘das Anzapfen’ (eines Fasses, 15. Jh.).

Thesaurus

Synonymgruppe
Abschweifung · Einschub · Umschweif  ●  Abstecher  ugs. · Exkurs  geh., bildungssprachlich · Schlenker  ugs., fig.
Assoziationen
Synonymgruppe
Umleitung · Umlenkung · Umweg  ●  Abstecher  ugs. · Schlenker  ugs.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Abstecher‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Abstecher‹.

Verwendungsbeispiele für ›Abstecher‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Dabei war von einem Abstecher über zehn Spiele die Rede. [Die Zeit, 16.11.2012 (online)]
Es lohnt sich kaum, deswegen einen Abstecher nach Hagen zu machen. [Die Zeit, 10.08.1979, Nr. 33]
Ein Abstecher mit dem Bus führte eine kleine Gruppe von uns auch, nach Villa. [Die Zeit, 08.12.1978, Nr. 50]
Man sollte sich auch nicht zu fein sein für derlei Abstecher. [Die Zeit, 30.04.1976, Nr. 19]
Als es Frühjahr wurde, machte ich auf dem Weg zur Schule bisweilen einen Abstecher durch den Park. [Maltzan, Maria von: Schlage die Trommel und fürchte dich nicht, Berlin: Ullstein 1998 [1986], S. 38]
Zitationshilfe
„Abstecher“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Abstecher>.

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