stechen
Vb.
‘mit einer Spitze verletzen bzw. in etw. eindringen’,
ahd.
stehhan
(um 800),
mhd.
stechen
(auch
‘turnieren’),
asächs.
stekan,
mnd.
mnl.
stēken,
nl.
steken,
afries.
steka
(
westgerm.
*stekan)
führen mit den unter
stecken,
Stachel,
Stake
(s. d.)
genannten Formen sowie mit
ahd.
stehhōn
‘anstacheln, erstechen’
(8. Jh.),
got.
staks
‘Wundmal’
auf
ie.
*(s)teg-.
Demgegenüber setzen die
außergerm. Verben und Nomina
aind.
tḗjatē
‘ist, wird scharf, schärft’,
tigmáḥ
‘scharf, spitzig, heiß, heftig’,
griech.
stízein
(
στίζειν)
‘stechen, punkten, tätowieren, brandmarken’,
stígma
(
στίγμα)
‘Stich, Brandmal, Malzeichen, Kennzeichen’,
lat.
īnstīgāre
‘anstacheln, anspornen, aufreizen’
ie.
*(s)teig-,
*(s)tig-
voraus.
Mit Sicherheit liegt eine
ie. Ausgangsform
mit
i-Vokal
bzw.
i-Diphthong
auch in
aengl.
stician
‘stechen, durchstoßen’,
engl.
to stick
‘stechen, stoßen, stecken’,
einem Teil der unter
Stecken
(s. d.)
genannten Formen sowie in ablautendem
anord.
steikja
‘braten’,
eigentlich
‘an den Bratspieß stecken’,
vor.
Bei einer Reihe verwandter Wörter aber
(s.
Stich,
Stichel,
sticken,
ersticken)
bleibt offen,
ob das
i
der Wurzelsilbe aus dem
Ie. ererbt oder
(außerhalb des Got.)
durch ein ursprüngliches
i
bzw.
j
der Folgesilbe aus
e
entstanden ist.
Ie.
*(s)teig-,
*(s)tig-
und die Variante
*(s)teg-
‘stechen, spitz, Stange, Pfahl, Stock’
sind Gutturalerweiterungen der Wurzel
ie.
*(s)tei-
‘spitzig’,
die unerweitert in
lat.
stilus,
stimulus
(s.
Stil,
stimulieren)
enthalten ist.
–
ausstechen
Vb.
‘durch Stechen herausnehmen oder entfernen’,
asächs.
ūtstekan,
spätmhd.
ūʒstechen;
auch
‘beim Turnier aus dem Sattel stechen’,
daher
‘jmdn. von seinem Platze verdrängen, seine Stellung einnehmen, ihn übertreffen’
(17. Jh.).
Stecher
m.
‘wer sticht’,
mhd.
stechære,
stecher,
auch
‘gedungener Mörder, Turnierkämpfer, stechende Waffe, Dolch’;
vgl.
Kupferstecher,
s. auch
Feldstecher.
Stechapfel
m.
giftiges Nachtschattengewächs mit stachligen Früchten
(16. Jh.).
Stechpalme
f.
Strauch mit glänzenden,
stachligen Blättern, dessen immergrüne
Zweige vielfach am Palmsonntag geweiht und
in der Prozession mitgeführt werden (16. Jh.).
abstechen
Vb.
‘mit einem Stichwerkzeug abtrennen, durch einen Stich schlachten, ablaufen lassen, markieren, abgrenzen, sich von oder gegen etw. abheben’,
mhd.
abestechen
‘abtrennen, durchtrennen, schlachten, durch Stechen (im Turnier) besiegen, übertreffen’.
Abstecher
m.
‘kleiner, von der vorgegebenen Route abweichender Ausflug’
(18. Jh.,
zuvor
nd.
affsteker,
um 1700),
zu
abstechen
in der älteren Bedeutung
‘sich entfernen, davonmachen’
(16. Jh.).
anstechen
Vb.
‘in etw. hineinstechen, es damit öffnen’
(ein Faß),
mhd.
anestechen
‘anzapfen’,
auch
‘antreiben (mit den Sporen), Feuer anlegen’,
ahd.
anastehhan
‘hineinstechen’
(9. Jh.).
Anstich
m.
‘das Anzapfen’
(eines Fasses,
15. Jh.).