aktiv
Adj.
‘tatkräftig, tätig, geschäftig, unternehmend’,
entlehnt (16. Jh.) aus gleichbed.
lat.
āctīvus,
einer Bildung zu
lat.
agere
(
āctum)
‘in Bewegung setzen, treiben, handeln, tätig sein’,
bis ins 18. Jh. vorwiegend adverbial verwendet entsprechend
lat.
āctīvē.
Sehr geläufig seit Ende des 18. Jhs.
in unterschiedlichen Bedeutungen wie
‘im Beruf, im Dienst stehend’
und in in jüngerer Sprache entwickelten Auffassungen wie
‘rührig, zielstrebig’;
in der Chemie
‘stark reaktionsfähig’
(
aktive Körper),
‘Strahlen aussendend’
(s.
radioaktiv);
in der Medizin
‘fortschreitend’
(
aktive Tbc),
‘in besonderer Weise wirksam’
(
biologisch aktives Insulin).
In der Grammatik bedeutet
aktiv
‘transitiv’
(18./19. Jh.)
und
‘als Aktiv gebraucht, das Aktiv betreffend’,
wofür jünger
aktivisch
sich durchsetzt.
Einige Verwendungen erklären sich aus der Opposition zu
passiv
(s. d.),
so
aktives Wahlrecht,
aktive Bestechung.
–
Aktiv1
n.
‘Tätigkeitsform’
(18. Jh.),
eines der Genera verbi;
aus
spätlat.
(verbum) āctīvum
substantiviert und bis in die jüngste Zeit
in der Form
Aktivum
verwendet.
Endungsloses
Aktiv
tritt im 19. Jh. auf
und setzt sich in der Gegenwart durch.
Aktiv2
n.
‘aktivste Gruppe einer gesellschaftlichen Organisation, Arbeitsgruppe, die für die Bewältigung bestimmter Aufgaben gebildet wird’
(Mitte 20. Jh.),
nach gleichbed.
russ.
aktív
(
актив);
vgl. Zusammensetzungen wie
Eltern-,
Lern-,
Parteiaktiv.
aktivieren
Vb.
‘in Gang bringen, in Tätigkeit setzen’
(1. Hälfte 19. Jh.),
aus gleichbed.
frz.
activer.
Aktivist
m.
‘zielbewußt Handelnder, tatkräftiger Mensch’
und
‘anerkannter Neuerer’.
Zu Anfang des 20. Jhs. auftretend im Sinne von
‘aktiv Tätiger’,
auch
‘Vertreter des Aktivismus’,
einer philosophischen Richtung,
die die Beantwortung der Lebensfragen durch selbstgesetzte Normen vertritt.
In der zweiten Bedeutung, die von
russ.
aktivíst
(
активист)
‘Angehöriger eines Aktivs’
mitgeprägt ist,
wurde das Wort seit 1948 im östlichen Dt.
auch als verliehener Titel gebraucht.
Aktivität
f.
‘Tätigkeit, Geschäftigkeit, Tatbereitschaft, Wirksamkeit’,
entlehnt
(2. Hälfte 17. Jh.)
unter Einfluß von
frz.
activité
aus
mlat.
activitas
(Genitiv
activitatis)
‘Wirkungskraft’.