in gegensätzlicher Bedeutung zu Neuzeit (1)
Grammatik: nur im Singular
a)
Geschichtswissenschaft Epoche, die für die Zivilisationen des Mittelmeerraums und des (Vorderen) Orients den Zeitraum von der Urgeschichte bis zum beginnenden Mittelalter umfasst
Kollokationen:
in Koordination: Altertum und Mittelalter, Neuzeit
mit Adjektivattribut: ägyptisches, chinesisches, heidnisches, vorchristliches Altertum; frühes, ausgehendes Altertum
Beispiele:
Schon im Altertum zirkulierten Wissen und
kulturelle Praktiken zwischen den einzelnen Hochkulturen in Europa und
dem Orient, dabei sei es zu regen Austausch‑ und Adaptionsprozessen
gekommen[…]. Die griechische und römische Antike nimmt
dabei […] jedoch nicht den
Stellenwert ein, den ihr die westeuropäische Forschung seit
Jahrhunderten zubilligt. [Der Standard, 04.10.2012]
Stühle mit Lehne – Kathedra genannt
– wurden Symbol der Macht eines öffentlichen Amtsträgers. Vorbilder
dafür waren die Fürstenthrone, die es – aus Stein oder Holz – bereits
seit dem Altertum in vielen Kulturen gegeben
hatte. [Welt am Sonntag, 31.03.2019, Nr. 13]
Auf keinem Schlachtfeld des
Altertums in Europa und dem Mittelmeerraum
wurden bislang so viele menschliche Knochen entdeckt [wie in Tollense, Mecklenburg-Vorpommern]. [Welt am Sonntag, 01.10.2017, Nr. 40]
»Märchen sind nichts anderes als alte Geschichten der Menschheit.
Jacob und Wilhelm Grimm haben versucht, alles zu sammeln, was auf das
germanische Altertum verweist. Und so reichen
diese Erzählungen mitunter bis zu den Anfängen unserer Zeitrechnung
zurück«[…] »Beispielsweise finden sich in den
Märchen der Brüder Grimm auch Motive altindischer Fabeln aus dem ersten
Jahrhundert.« [Westdeutsche Zeitung, 14.12.2012]
Entlang der berühmten Seidenstraße, die im
Altertum China mit Indien und Westeuropa
verband, blühten Zivilisation und Kultur[,]
mehr als ein Dutzend ausgedehnte Ruinenfelder, die im Wüstensand die
Zeiten überdauerten, künden davon. [Berliner Zeitung, 30.08.1988]
b)
innerhalb des Altertums (1 a) Epoche der griechisch-römischen Antike
Synonym zu Antike (1)
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: das klassische, griechisch-römische, hellenische Altertum
als Genitivattribut: Sagen, Philosophen des (klassischen) Altertums
Beispiele:
Das klassische Altertum ist schon seit
langem entzaubert und zur griechisch‑römischen Antike geworden. Man muss
weit zurückgehen, um ernsthafte Versuche aufzuspüren, antiker Kunst und
Literatur den normativen Charakter des Klassischen zuzusprechen und die
platonische Trias des Guten, Schönen und Wahren wiederzubeleben. Einer
der tatkräftigsten Totengräber des klassischen
Altertums war Friedrich Nietzsche – nicht
ohne Ironie, war Nietzsche doch selbst von Hause aus
Altphilologe[…]. [Die Zeit, 07.01.2018 (online)]
Ephesos war eine der bedeutendsten Städte des
Altertums, die sich rühmen konnte, mit dem
Heiligtum der Artemis eines der Sieben Weltwunder der Antike zu
besitzen. [Der Standard, 06.07.2015]
Jüngst aber ist mir beim Aufräumen ein Wälzer wieder in die Hände
geraten, der schon viele Generationen an die Antike heranführte: Gustav
Schwabs »Sagen des klassischen
Altertums«. [Neue Zürcher Zeitung, 01.07.2011]
Er [der Althistoriker Michael Stahl] kritisiert mit Jacob Burckhardt, Friedrich
Nietzsche und Werner Jaeger eine Wissenschaft vom
Altertum, die nur Fachwissen anhäuft, und
will unter Rückgriff auf Winckelmann und Humboldt die europäische Antike
als Leitbild mit erzieherischer Funktion bewahren. [Neue Zürcher Zeitung, 01.10.2008]
Heute nähern wir uns dem
Altertum mit der wissenschaftlichen
Akkuratesse der modernen Archäologie. […] So
bestaunt jeder Besucher einer römischen Ruinenstadt deren
schachbrettartige Anlage, die sich so grundlegend vom mittelalterlichen
Gassengewirr unterscheidet. [Die Zeit, 30.03.2000, Nr. 14]
Ich verlangte nach der Fortsetzung der Ilias, nach dem, wovon
[Gustav] Schwabs Sagen des klassischen
Altertums nun nicht mehr befriedigend
erzählten. Daß die Griechen selbst die anderen homerischen Epen früh
verkommen lassen konnten, kann ich ihnen auch heute nicht
vergeben. [Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Erinnerungen 1848–1914. In: Simons, Oliver (Hg.) Deutsche Autobiographien 1690–1930, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1928], S. 73324]
Wir dürfen indessen nicht vergessen, daß ein schon im hohen
Altertum hochberühmtes Volk, dem selbst die
Griechen einen Teil ihrer Bildung entlehnten, vielleicht eine Sprache
[Koptisch] hatte, die in ihrem Bau
unwillkürlich an die amerikanischen Sprachen erinnert. [Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859.]