beten
Vb.
‘sich in innerer Sammlung an Gott wenden, zu Gott sprechen’.
Mit Einführung des Christentums
wird für den bei den Germanen unbekannten Begriff des Betens ein von
ahd.
beta,
asächs.
beda,
mnl.
bede
‘Bitte’
(besonders
‘Bitte an Gott’),
germ.
*bedō
abgeleitetes Verb
ahd.
betōn
‘beten’
(8. Jh.),
mhd.
beten,
asächs.
bedon,
mnd.
bēden,
mnl.
beden
geschaffen,
das im Unterschied zu den Formen von
bitten
(s. d.)
den neuen religiösen Gehalt wiedergeben soll.
Diese Erscheinung ist nur im
Hd.,
Nd. (und
Mnl.) zu beobachten;
in anderen Sprachen schließen die entsprechenden Wörter für
‘bitten’
auch die Bedeutung
‘beten’
ein,
vgl.
schwed.
bedja,
engl.
to pray,
frz.
prier,
ital.
pregare.
–
anbeten
Vb.
‘eine Gottheit betend verehren’,
ahd.
anabetōn
‘durch Anrufen einer höheren Macht etw. auf einen anderen übertragen, anbeten’
(8./9. Jh.),
mhd.
anbeten,
mnd.
anbēden,
mnl.
aenbeden.
Unter Einfluß von
frz.
adorer
‘anbeten, leidenschaftlich lieben, verehren’
wird im 17. Jh.
das bis dahin allein im Religiösen beheimatete Wort
auf die Verehrung der geliebten Person
in der Liebesdichtung erweitert.
Während
Anbetung
f.
spätmhd.
anebetunge,
im kirchlichen Anwendungsbereich verbleibt,
nimmt
Anbeter
m.
ahd.
anabetāri
‘Wahrsager, heidnischer Priester’
(8./9. Jh.),
mhd.
anbetære
‘Anbeter’,
schon um 1700 die heute allein gültige Bedeutung
‘Verehrer’
an.