Gesicht
n.
‘Vorderseite des Kopfes, Antlitz, Miene’,
ahd.
gisiht
f.
‘Gesicht, Anblick, Ausblick’
(8. Jh.),
mhd.
gesiht
f.
‘das Sehen, Ansicht, Vision, Erscheinung, Gesichtssinn, Augen, Gesicht, Äußeres’
(daneben
mhd.
gesihte
n.
‘Sehvermögen’,
mnd.
gesichte
n.
‘Anblick, Ausblick’),
asächs.
gisiht,
mnl.
ghesicht(e),
nl.
gezicht,
aengl.
gesihþ,
gesiht
sind präfigierte Abstraktbildungen
(
westgerm.
*ga-sehti-)
zu dem unter
sehen
(s. d.)
behandelten Verb
und bezeichnen ursprünglich
‘das Sehen (des Auges), das Anblicken’,
in älterer Sprache nur selten
‘den mit dem Gesichtssinn versehenen vorderen Teil des Kopfes, das Antlitz’.
Der ältere Plur.
Gesichte
gilt heute
(
mhd. Gebrauch folgend)
nur für
‘Erscheinungen, Visionen’
(im 18. Jh. noch
‘Mienen, Antlitze’),
dann
Gesichter
‘Antlitze’
(seit dem 17. Jh.).
Neutrales Genus setzt sich im 16. Jh. durch.
Gesicht
entwickelt sich zum allgemeinen sprachlichen Ausdruck
und verweist das in älterer Zeit üblichere
Antlitz
(s. d.)
in die gehobene Sprache.
Vgl. die Wendungen
ein langes Gesicht machen
‘enttäuscht sein’
(18. Jh.),
Gesichter schneiden
‘Fratzen ziehen’
(18. Jh.).
–
Angesicht
n.
‘Gesicht’,
ahd.
anagisiht
f.,
mhd.
angesiht
f.,
angesihte
n.
‘das Ansehen, Sehvermögen, Gesicht, Aussehen’.
angesichts
Präp.
‘im Hinblick auf’
(15. Jh.,
zuerst
angesicht).
Gesichtspunkt
m.
‘Blickwinkel, Betrachtungsweise’,
im 16. Jh. von
Dürer
als Terminus des perspektivischen Zeichnens für
mlat.
punctum visus
gebildet;
übertragener Gebrauch seit
Leibniz
(unter Einfluß von
frz.
point de vue).