greifen
Vb.
‘nehmen, fassen’.
Das
gemeingerm. Verb
ahd.
grīfan
(um 800),
mhd.
grīfen,
asächs.
grīpan,
mnd.
mnl.
grīpen,
nl.
grijpen,
afries.
grīpa,
aengl.
grīpan,
engl.
to gripe,
anord.
grīpa,
schwed.
gripa,
got.
greipan
(
germ.
*greipan)
hat neben sich ein schwaches Iterativum
ahd.
greifōn
(um 800),
mhd.
greifen,
aengl.
grāpian
‘tasten, mit der Hand berühren’.
Im
Dt. vermischen sich semantisch schon früh
(bereits
ahd.)
das starke und das schwache Verb;
im
Nhd. fallen sie auch formal zusammen.
Die
germ. Bezeugungen
sind nur vergleichbar mit den
balt. Formen
lit.
griẽbti
‘anfassen, ergreifen’,
lett.
greibt
‘greifen, fassen’,
griba
‘Wunsch, Wille’,
gribēt
‘wollen’.
Weitere Beziehungen sind unklar.
–
greifbar
Adj.
‘zum Greifen nahe, verfügbar’
(18. Jh.).
Greifer
m.
‘wer ergreift, faßt, fängt’
(17. Jh.),
in der Technik
‘zum Greifen geeignete Vorrichtung an Maschinen, Kränen, Baggern’
(19. Jh.);
voraus geht ein zum schwachen Verb gehörendes
ahd.
greifāri
(um 1100),
frühnhd.
greifer
‘Schmeichler, Liebkosender’.
angreifen
Vb.
ahd.
anagrīfan
(9. Jh.),
mhd.
an(e)grīfen
‘berühren, anfassen’,
seit 16. Jh. auch
‘anfallen, feindlich entgegentreten’;
Angriff
m.
‘Offensive, Überfall’,
ahd.
anagrif
‘das Anfassen, Angreifen’
(11. Jh.),
mhd.
an(e)grif,
auch
‘Handhabe’;
vgl.
langobard.
anagrip
‘Antastung’
(7. Jh.);
die heutige Bedeutung entwickelt sich über
‘feindliche Berührung, Tätlichkeit’
im 14./15. Jh.;
Angreifer
m.
(15. Jh.).
ergreifen
Vb.
‘fassen, packen, im Innersten anrühren’,
mhd.
ergrīfen;
vgl.
ergreifend
‘rührend’,
ergriffen
‘gerührt’,
Ergriffenheit
f.
(19. Jh.).
übergreifen
Vb.
ahd.
ubargrīfan
‘überschreiten, übersteigen’
(10./11. Jh.),
mhd.
übergrīfen
‘über etw. hingreifen, es bedecken, beschädigen’;
Übergriff
m.
‘ungesetzliche Gewalttätigkeit’,
ahd.
ubargrif
(11. Jh.),
spätmhd.
übergrif.
vergreifen
Vb.
reflexiv
‘falsch, daneben greifen, einen Mißgriff tun, gegen jmdn. tätlich werden’,
mhd.
vergrīfen;
vgl.
vergriffen
Part.adj.
‘ausverkauft, nicht mehr lieferbar’
(18. Jh.).
S. auch
Griff,
Grippe.