Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Anhängsel, das

Grammatik Substantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Anhängsels · Nominativ Plural: Anhängsel
Aussprache 
Worttrennung An-häng-sel
eWDG

Bedeutungen

1.
veraltend kleines, angehängtes Schmuckstück, kleiner Anhänger
Beispiele:
ein Armband mit einem Anhängsel
eine goldene Uhrkette mit … einer ganzen Sammlung von Anhängseln aus Horn, Knochen, Silber und Korallen [ Th. MannBuddenbrooks1,332]
2.
übertragen nebensächlicher Zusatz, Beiwerk
Beispiel:
das Land war ein (bloßes) Anhängsel des mächtigen Nachbarn
geduldete, unbedeutende Person
Beispiel:
weil ich von vornherein nur ein Anhängsel war [ G. Hauptm.3,220]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

hängen · Hang · hangeln · Hangendes · Gehänge · Abhang · abhängig · Anhang · Anhänger · anhängig · anhänglich · Anhänglichkeit · Anhängsel · Aushang · Aushängeschild · Überhang · Umhang · Vorhang
hängen Vb. ‘am oberen Ende schwebend befestigen’ (transitiv) bzw. ‘oben befestigt sein’ (intransitiv). Das starke, ehemals reduplizierende Verb ahd. hāhan (transitiv) ‘(auf)hängen, kreuzigen’ (um 800; vgl. zuohāhan ‘aufhängen’, 8. Jh.), mhd. hāhen (transitiv und intransitiv) ‘hängen’, (md.) hangen (14. Jh.), asächs. hāhan (transitiv), mnd. hangen (transitiv und intransitiv), mnl. hanghen, nl. hangen (transitiv und intransitiv), aengl. hōn (transitiv und intransitiv), anord. hanga (transitiv und intransitiv), got. hāhan (transitiv) setzt germ. *hanhan voraus, das in den Einzelsprachen teilweise Nasalschwund mit Ersatzdehnung aufweist; im Dt. und Nl. später auftretendes ng wird aus den Präteritalformen übernommen. Außergerm. vergleichbar sind hethit. gank- ‘hängen, wiegen’ und wohl auch aind. śáṅkatē ‘zweifelt, befürchtet, ist mißtrauisch, sorgt sich’, lat. cūnctārī ‘zögern, zaudern’, so daß von einer Wurzel ie. *k̑enk-, *k̑onk- ‘schwanken, hängen, geistig in der Schwebe sein’ ausgegangen werden kann. Neben dem starken Verb steht ein intransitives schwaches ēn-Verb ahd. hangēn ‘hängen, abhängig sein’ (8. Jh.), anord. hanga, got. hāhan (Prät. hāhaida), ein intransitives schwaches ōn-Verb asächs. hangon, aengl. hangian und ein transitives schwaches jan-Verb ahd. hengen ‘erlauben, gehorchen, denken’ (9. Jh.; vgl. gihengen ‘zustimmen, erlauben, zulassen’, 8. Jh.), mhd. (md.) hengen ‘(die Zügel) hängen lassen, nachjagen, geschehen lassen, gestatten’, auch md. obd. ‘aufhängen’ (obd. nhd. henken, s. d.), mnl. henghen ‘zugestehen’, nl. gehengen ‘erlauben’, anord. hengja ‘hängen’. Im Mhd. mischen sich starke und schwache Präteritalformen, indem transitives hienc (zu hāhen) auch die intransitive Bedeutung von hangete (zu hangēn) übernimmt; vgl. mhd. (transitiv) sie hienc daʒ houbit neben (intransitiv) nū hienc ein tavele vor dem tor. Ferner wird (vom 12. Jh. an) intransitives hangen (aus ahd. hangēn) auch transitiv wie hengen verwendet. Von hāhen bleiben im Nhd. lediglich die Präteritalformen erhalten. Die aus alledem resultierende Gebrauchsunsicherheit wird erst im 19. Jh. dahingehend geregelt, daß der intransitive Gebrauch einem starken (hängen, hing, gehangen), der transitive einem schwachen Verb (hängen, hängte, gehängt) zugewiesen wird. Vgl. Rissleben D. Gesch. d. Verbgruppe „hāhan – hangēn – hengen – henken“, Phil. Diss. Greifswald (1931). – Hang m. ‘Neigung, Geneigtsein, hängende Stellung (des Turners), abschüssige Stelle’ (15. Jh.). hangeln Vb. ‘sich hängend fortbewegen’ (Anfang 19. Jh.). Hangendes n. ‘Gesteinsschichten über der Lagerstätte’, mhd. hangendeʒ (bergmannssprachlich). Gehänge n. ‘das Herabhängende, Bergabhang’, mhd. gehenge ‘Vorrichtung zum Anhängen, Türangel’. Abhang m. ‘Berghang, das Herabhängende’, mhd. (westmd.) abehang (14. Jh.); abhängig Adj. ‘schräg abfallend’ (15. Jh.), ‘nicht selbständig, angewiesen auf’ (Anfang 18. Jh.). Anhang m. ‘Angehängtes, Beigefügtes, Begleitung’, mhd. anehanc; Anhänger m. ‘wer einer Person oder Sache anhängt, was angehängt wird’ (15. Jh.); anhängig Adj. ‘zugehörig, schwebend’; rechtssprachlich insbesondere einen Prozeß anhängig machen ‘ein Gerichtsverfahren einleiten’ (15. Jh.); anhänglich Adj. ‘zugetan, verbunden’, geläufig seit dem 18. Jh., frühnhd. im Sinne von ‘anhängend, hingezogen’ (15./16. Jh.); Anhänglichkeit f. ‘Verbundenheit, Treue’ (14. Jh.); Anhängsel n. ‘anhängender (Schmuck)gegenstand, nebensächlicher Anhang, Begleiter’ (17. Jh.). Aushang m. ‘öffentliche Bekanntmachung’ (17. Jh.); vereinzelt auch für Aushängebogen ‘zur letzten Kontrolle bestimmter Abzug eines fertigen Druckbogens’ (18. Jh.). Aushängeschild n. ‘Reklameschild, Werbemittel’, ursprünglich ein Schild, das auf einen bestimmten Beruf, auf ein Gewerbe hinweist (18. Jh.). Überhang m. ‘Umhang, was überhängt’, mhd. überhanc. Umhang m. ‘umgehängtes Kleidungsstück’, ahd. umbihang (um 900), mhd. umbehanc ‘Vorhang, aufgehängter Teppich’. Vorhang m. ‘was vor etw. gehängt wird’, mhd. vor-, vürhanc (dazu s. Gardine).

Thesaurus

Synonymgruppe
Anhängsel · Beifügung · Beiwerk · Zierwerk  ●  Parergon  geh., griechisch
Unterbegriffe
Assoziationen
Linguistik/Sprache
Synonymgruppe
Vor- oder Nachsilbe  ●  Affix  fachspr., wissenschaftlich · Anhängsel  ugs.
Oberbegriffe
Unterbegriffe
  • Anhängsel · angehängte Silbe  ●  Nachsilbe Hauptform · Suffix fachspr., wissenschaftlich
  • Vorsilbe  ●  Präfix fachspr., wissenschaftlich
  • Zirkumfix fachspr., wissenschaftlich, Hauptform · diskontinuierliches Affix fachspr., wissenschaftlich
Linguistik/Sprache
Synonymgruppe
Anhängsel · angehängte Silbe  ●  Nachsilbe  Hauptform · Suffix  fachspr., wissenschaftlich
Oberbegriffe
  • Vor- oder Nachsilbe  ●  Affix fachspr., wissenschaftlich · Anhängsel ugs.
  • Wortbildungselement fachspr., wissenschaftlich

Typische Verbindungen zu ›Anhängsel‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Anhängsel‹.

Verwendungsbeispiele für ›Anhängsel‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Nein, sagt sie, als Anhängsel ihres Mannes fühle sie sich hier nicht. [Die Zeit, 17.11.2005, Nr. 47]
Warum degradierte sie sich zu einem reinen Anhängsel der Regierung? [Die Zeit, 15.06.1990, Nr. 25]
Unsere Konzerte dürfen kein Anhängsel sein, hier läßt sich aber auch mit neuen Formen spielen. [Die Welt, 21.09.2005]
Ich war wahrscheinlich für sie ein lästiges, unvermeidliches Anhängsel aus den alten Lagerzeiten. [Seghers, Anna: Transit, Gütersloh: Bertelsmann 1995 [1943], S. 215]
Sie wird darnach trachten, die Intelligenz selbst als Klasse oder mindestens als Anhängsel einer Klasse zu erfassen. [Mannheim, Karl: Ideologie und Utopie, Frankfurt a.M: Klostermann 1985 [1929], S. 127]
Zitationshilfe
„Anhängsel“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Anh%C3%A4ngsel>.

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