Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Anomalie, die

Grammatik Substantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Anomalie · Nominativ Plural: Anomalien
Aussprache 
Worttrennung Ano-ma-lie
Wortbildung  mit ›Anomalie‹ als Letztglied: Chromosomenanomalie · Gravitationsanomalie · Kieferanomalie
Herkunft zu anōmalíagriech (ἀνωμαλία) ‘Unebenheit, Ungleichförmigkeit, Ungleichheit’
eWDG

Bedeutung

Abweichung vom Normalen, Abnormität
Beispiele:
eine Anomalie der Sehfähigkeit
Anomalien beim Wachstum feststellen
geistige Anomalie (= Geistesgestörtheit)
eine scheußliche Anomalie, die er in letzter Zeit an sich wahrgenommen hatte [ Th. MannBuddenbrooks1,684]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

anomal · anormal · Anomalie
anomal Adj. ‘von der Regel abweichend’ wird Anfang des 19. Jhs. wie auch schon älteres anomalisch (2. Hälfte 17. Jh. bis Anfang 20. Jh.) zunächst als grammatischer Terminus verwendet. Beide sind aus spätlat. anōmalos, anōmalus ‘der Form nach mit der Regel nicht übereinstimmend, unregelmäßig’ entlehnt, nach griech. anṓmalos (ἀνώμαλός) ‘uneben, ungleichartig, ungleichmäßig’, aus verneinendem a- bzw. an- vor Vokal (ἀ- privativum) und griech. homalós (ὁμαλός) ‘gleich, eben(mäßig), glatt’, einer l-Bildung zu griech. homós (ὁμός) ‘gemeinsam, ein und derselbe, gleich, ähnlich, eben’ (s. homo-). Das ähnlich lautende anormal Adj. ‘nicht normal, von der Regel abweichend, ungewöhnlich, abnorm’ (2. Hälfte 19. Jh.) ist unter Einfluß von gleichbed. frz. anormal (vgl. schon mlat. anormalus ‘von der Regel abweichend’) vermutlich das Ergebnis einer Kreuzung aus anomal und normal (s. d.), vielleicht auch eine späte Neubildung mit negierendem griech. a(n)- ‘nicht, un-’ und lat. nōrmālis ‘nach dem Winkelmaß gemacht, der Regel entsprechend’, von lat. nōrma ‘Winkelmaß, Richtschnur, Regel’ (s. Norm). – Anomalie f. ‘Abweichung von der Regel, vom Normalen, Ausnahme, Abnormität’, gelehrte Entlehnung (um 1700) aus gleichbed. lat. anōmalia, nach dem von griech. anṓmalos (s. oben) abgeleiteten anōmalía (ἀνωμαλία) ‘Unebenheit, Ungleichförmigkeit, Ungleichheit’. Anfangs besonders als grammatischer Terminus und in der Astronomie im Sinne von ‘Amplitude’ gebraucht.

Thesaurus

Typische Verbindungen zu ›Anomalie‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Anomalie‹.

Verwendungsbeispiele für ›Anomalie‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Der Flug sei zunächst problemlos verlaufen, dann sei jedoch plötzlich »eine Anomalie« aufgetreten. [konkret, 1983]
Die letztere stellt in der festgefügten friedlichen Gemeinschaft des laotischen Volkes eine Anomalie dar. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1968]]
Dies wäre eine «historische Anomalie», die es seit 1930 nicht mehr gegeben habe. [Die Zeit, 25.10.2010 (online)]
Die These von der vererbten Anomalie kam erst Monate später. [Die Zeit, 12.04.2010, Nr. 15]
Aber eine solche Situation stellte eine Anomalie dar und konnte nicht von Dauer sein. [Friedrich, Carl Joachim: Totalitäre Diktatur, Stuttgart: Kohlhammer 1957, S. 236]
Zitationshilfe
„Anomalie“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Anomalie>.

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