Anschauung, die
GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Anschauung · Nominativ Plural: Anschauungen
Aussprache
Worttrennung An-schau-ung
Wortbildung
mit ›Anschauung‹ als Erstglied:
Anschauungsform
· Anschauungskraft · Anschauungsmaterial · Anschauungsmittel · Anschauungsunterricht · Anschauungsvermögen · Anschauungsweise
· mit ›Anschauung‹ als Letztglied: Grundanschauung · Kunstanschauung · Lebensanschauung · Rechtsanschauung · Weltanschauung
· mit ›Anschauung‹ als Letztglied: Grundanschauung · Kunstanschauung · Lebensanschauung · Rechtsanschauung · Weltanschauung
Bedeutungsübersicht
eWDG
Bedeutungen
1.
Meinung, Auffassung
Beispiele:
eine moderne, fortschrittliche, gesunde, naive, überholte, rückständige, veraltete Anschauung
eine politische, philosophische Anschauung
eine (falsche) Anschauung über, von etw. haben
eine Anschauung vertreten
gehobeneiner Anschauung huldigen
Anschauungen mit jmdm. teilen, austauschen
an seinen Anschauungen festhalten
auf dem Boden bestimmter Anschauungen stehen
2.
Grammatik: meist im Singular
a)
b)
Erfahrung durch das Betrachten
Beispiele:
etw. aus eigener Anschauung kennen
dafür fehlt mir die Anschauung
eine, keine Anschauung von etw. haben
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
schauen · Schau · Schauer1 · anschauen · anschaulich · veranschaulichen · Anschauung · beschauen · Beschauer · beschaulich · zuschauen · Zuschauer · Schaufenster · Schauplatz · Schauspiel · Schauspieler · schauspielern
schauen Vb. ‘den Blick auf etw. richten, betrachten, achtgeben, sich kümmern um, innerlich erblicken, erfassen, erkennen’, ahd. scouwōn (8. Jh.), mhd. schouwen, asächs. skauwon, mnd. schouwen, schau(w)en, mnl. scouwen, nl. schouwen, afries. skāwia, skōwia, aengl. scēawian, engl. to show (germ. *skauwōn). Verwandt sind weiter (unsicheres) got. unskaus (für *usskaus?) ‘nüchtern, vorsichtig’ (d. i. -skaus ‘schauend’), griech. thyoskóos (θυοσκόος, aus *-σκοϝός) ‘Opferschauer’ sowie das unter schön (s. d.) behandelte Adjektiv, auch (ablautend) anord. skoða ‘schauen, untersuchen’, schwed. skåda und (mit nord. Entwicklung zum Guttural) anord. skygn ‘scharfsehend, klug’, skygna ‘schauen, spähen’. Alle Formen lassen sich auf eine mit s- anlautende Variante ie. *skeu- der Wurzel ie. *kē̌u- ‘worauf achten, beobachten, schauen’, auch ‘hören, fühlen, merken’ (wozu hören, s. d. weitere Verwandte) zurückführen. – Schau f. ‘(prüfendes) Ansehen, intuitives Erleben, Erfassen, Blickpunkt, Sichtweise’, mhd. schouwe, schowe, schou ‘suchendes, prüfendes Schauen’ (erhalten in Brautschau), ‘Blick, das Anschauen, Anblick, was angesehen wird, Gestalt’ (bis ins 17. Jh. auch m.); vgl. die Wendungen zur Schau stellen, zur Schau tragen ‘öffentlich zeigen, vorführen’ (18. Jh.). In neuerer Zeit (unter dem Einfluß von engl. show) häufig in Komposita für ‘Ausstellung’ (Blumen-, Leistungs-, Moden-, Tierschau) oder für eine ‘öffentliche, auf optische Wirkung ausgerichtete Veranstaltung’ (Bühnen-, Fernseh-, Superschau). In der Folge tritt das Simplex Schau oft für aus dem Engl. entlehntes Show (s. d.) ein. Schauer1 m. ‘Betrachter, Besichtiger, Prüfer’, ahd. scouwāri (um 1000), mhd. schouwære, schower ‘Betrachter, Münzprüfer, Fleischbeschauer’, frühnhd. auch ‘Seher, Prophet’. anschauen Vb. ‘ansehen, prüfend betrachten’, ahd. anascouwōn (9. Jh.), mhd. aneschouwen; anschaulich Adj. ‘leicht, optisch gut vorstellbar, bildhaft’, mhd. anschouwelich ‘in religiöse Betrachtung versunken’; veranschaulichen Vb. ‘durch Bilder, Vergleiche u. dgl. vorstellbar, deutlich machen’ (um 1800); Anschauung f. ‘das Sehen, Anblick’ (15. Jh.), ‘Betrachtungsweise, Vorstellung, Gesichtspunkt, Meinung’ (18. Jh.), ahd. anascouwunga ‘das Ausschauhalten, geistige Betrachtung’ (8. Jh.), mhd. anschouwunge ‘geistige, kontemplative Betrachtung’. beschauen Vb. ‘(prüfend, eingehend) betrachten, besehen’, ahd. biscouwōn ‘schauen, (an)sehen, berücksichtigen’ (8. Jh.), mhd. beschouwen; Beschauer m. ‘Prüfer’, ahd. biscouwāri ‘Betrachter, Beobachter’ (10. Jh.), mhd. beschouwære ‘(obrigkeitlicher) Besichtiger, Prüfer’; beschaulich Adj. ‘betrachtend, kontemplativ’, spätmhd. beschouwelich; vgl. besonders beschawlich leben (1460). zuschauen Vb. ‘den Blick auf einen Punkt richten, hin-, zusehen’ (16. Jh.); Zuschauer m. ‘wer auf etw. hinsieht, einer Vorführung zusieht’ (16. Jh.). Schaufenster n. ‘Fenster, in dem etw. zur öffentlichen Ansicht ausgestellt wird’ (19. Jh.). Schauplatz m. ‘öffentlicher Platz, auf dem Schauspiele aufgeführt werden, Theater’ (16. Jh.), ‘Platz, auf dem sich etw. abspielt, wo etw. geschieht’ (17. Jh.), vgl. Kriegsschauplatz. Schauspiel n. ‘jedes vor Zuschauern öffentlich gezeigte Spiel’, besonders ‘dramatische Dichtung und deren szenische Aufführung’ (Ende 15. Jh.), neben häufigerem Komödie, Tragödie; vom 18. Jh. an geläufig und Lustspiel und Trauerspiel ausdrücklich zusammenfassend. Schauspieler m. ‘wer in szenischen Aufführungen auftritt’ (16. Jh.), danach ‘darstellende Person auf dem Theater’, neben Komödiant (s. d.), dieses jedoch vom 18. Jh. an zurückdrängend. schauspielern Vb. ‘anderen etw. vormachen, vortäuschen’ (19. Jh.).
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
(jemandes) Sicht der Dinge ·
Anschauung ·
Ansicht ·
Aspekt ·
Auffassung ·
Betrachtungsweise ·
Blickwinkel ·
Einstellung ·
Haltung ·
Meinung ·
Position ·
Sichtweise ·
Standpunkt ·
Verständnis ·
Überzeugung
Unterbegriffe |
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Assoziationen |
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Unterbegriffe |
Assoziationen |
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Typische Verbindungen zu ›Anschauung‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Anschauung‹.
Abstraktion
Einbildungskraft
Empfindung
Gegenstand
Geistige
Lebensgewohnheit
Mannigfaltige
Sitte
Urchristentum
dogmatisch
eigen
empirisch
gegensätzlich
herrschend
huldigen
innern
intellectuale
intellectuelle
intellektuell
lebendig
philosophisch
rein
religiös
sinnlich
sittlich
unmittelbar
vertreten
volkstümlich
ästhetisch
überkommen
Verwendungsbeispiele für ›Anschauung‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Der Artist war ein schweigsamer Mann mit einer sicheren Anschauung der Welt.
[Feuchtwanger, Lion: Erfolg. In: ders., Gesammelte Werke in Einzelbänden, Bd. 6, Berlin: Aufbau-Verl. 1993 [1930], S. 389]
Ich will in diesem Fall versuchen, auch meine moralischen Anschauungen zu revidieren.
[Klabund: Der Kreidekreis. In: Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1925], S. 15006]
In der öffentlichen Diskussion über diese Dinge hat man zwischen zwei radikal entgegengesetzten Anschauungen geschwankt.
[Friedrich, Carl Joachim: Totalitäre Diktatur, Stuttgart: Kohlhammer 1957, S. 14]
Sie beschäftigt sich mit der weiteren Verarbeitung unserer sinnlichen Anschauungen.
[Hirschberger, Johannes: Geschichte der Philosophie, Bd. 2: Neuzeit und Gegenwart. In: Bertram, Mathias (Hg.) Geschichte der Philosophie, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1952], S. 2064]
Eine Revision der Anschauungen in dieser Frage sei so ohne weiteres nicht möglich.
[Vossische Zeitung (Morgen-Ausgabe), 02.03.1915]
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