Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Antlitz, das

Grammatik Substantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Antlitzes · Nominativ Plural: Antlitze · wird meist im Singular verwendet
Aussprache 
Worttrennung Ant-litz
Wortbildung  mit ›Antlitz‹ als Letztglied: Frauenantlitz · Greisenantlitz · Heldenantlitz · Jünglingsantlitz · Knabenantlitz · Menschenantlitz · Mädchenantlitz · Totenantlitz
eWDG

Bedeutung

gehoben Gesicht
Beispiele:
das Antlitz des Menschen
ein edles, durchgeistigtes, schönes, liebliches, holdes, zerfurchtes, blasses, bleiches, aschfahles Antlitz
das Antlitz glüht, verklärt sich
sein Antlitz verbergen, verhüllen
jmdm. sein Antlitz zukehren
Ach neige, / Du Schmerzenreiche, / Dein Antlitz gnädig meiner Not [ GoetheFaustI 3589]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Antlitz n. ‘Gesicht’, ahd. antlizzi (Hs. 12. Jh.), mhd. antlitze, mnd. antlitte, aengl. andwlita, andwlite, anord. andlit, annlit schwed. anlete führen ebenso wie die Bildungen ohne die Vorsilbe ant-, and- ‘(ent)gegen’ (s. ent-) asächs. wliti, aengl. wlita, wlite, anord. litr, got. wlits ‘Aussehen, Gestalt, Angesicht’ und die Verben aengl. wlītan, wlātian ‘blicken, starren’, anord. līta ‘schauen, sehen’, leita ‘suchen’, got. wlaitōn ‘umherblicken, spähen’ auf ie. *u̯leid-. Dieser nur aus germanischen Formen erschlossene Ansatz ist wohl als Erweiterung der Wurzel ie. *u̯el- ‘sehen’ aufzufassen, zu der auch lat. vultus, voltus ‘Gesicht, Miene’, air. fili (aus *ue̯lēts) ‘Seher, Dichter’ gehört. Wörtlich ist Antlitz also das ‘Entgegenblickende’. Häufiger als ahd. antlizzi, mhd. antlitze begegnen die Formen ahd. antluzzi (8. Jh.), mhd. antlütze, die aus der Kontamination mit gleichbed., aber etymologisch nicht verwandtem (sondern zu der unter Leute, s. d., behandelten Wurzel ie. *leudh- gehörigem) ahd. antlutti (8. Jh.), mhd. antlütte hervorgegangen sind. Luthers Bibelübersetzung entscheidet sich für Andlitz und beeinflußt dadurch die lautliche Gestalt des nhd. Wortes. Antlitz ist seither der gehobene Ausdruck neben dem erst in nhd. Zeit in dieser Bedeutung sich durchsetzenden Gesicht (s. d.).

Thesaurus

Synonymgruppe
Antlitz · Gesicht  ●  Physiognomie  fachspr.
Assoziationen
Anatomie
Synonymgruppe
Angesicht · Antlitz  ●  Gesicht  Hauptform · Fratze  derb · Fresse  derb · Visage  derb
Unterbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Antlitz‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Antlitz‹.

Verwendungsbeispiele für ›Antlitz‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Ein weicher Zug, den er bisher noch nie an ihr bemerken konnte, lockert das früher so verschlossene Antlitz. [Horster, Hans-Ulrich [d.i. Rhein, Eduard]: Ein Herz spielt falsch, Köln: Lingen 1991 [1950], S. 133]
Leuchtete nicht aus diesem verstümmelten Antlitz die ruhige Schönheit einer Madonna? [Knittel, John: Via Mala, Berlin: Deutsche Buch-Gemeinschaft 1957 [1934], S. 964]
Denn der Tag ist zu kurz, um die Arbeit zu tun, dich auszulöschen vom Antlitz der Welt. [Tucholsky, Kurt: Aus großer Zeit. In: ders., Kurt Tucholsky, Werke – Briefe – Materialien, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1922], S. 22968]
Doch in dieser dunklen Stunde erleuchtet sich das Antlitz des scheidenden Kanzlers ein letztes Mal. [konkret, 1982]
Darunter lagen die Schatten der geschlossenen Augen wie zwei Blätter, von draußen auf dieses Antlitz geweht. [Werfel, Franz: Die Vierzig Tage des Musa Dagh I, Stockholm: Bermann – Fischer 1947 [1933], S. 49]
Zitationshilfe
„Antlitz“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Antlitz>.

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