Antlitz
n.
‘Gesicht’,
ahd.
antlizzi
(Hs. 12. Jh.),
mhd.
antlitze,
mnd.
antlitte,
aengl.
andwlita,
andwlite,
anord.
andlit,
annlit
schwed.
anlete
führen ebenso wie die Bildungen
ohne die Vorsilbe
ant-,
and-
‘(ent)gegen’
(s.
ent-)
asächs.
wliti,
aengl.
wlita,
wlite,
anord.
litr,
got.
wlits
‘Aussehen, Gestalt, Angesicht’
und die Verben
aengl.
wlītan,
wlātian
‘blicken, starren’,
anord.
līta
‘schauen, sehen’,
leita
‘suchen’,
got.
wlaitōn
‘umherblicken, spähen’
auf
ie.
*u̯leid-.
Dieser nur aus germanischen Formen erschlossene Ansatz
ist wohl als Erweiterung der Wurzel
ie.
*u̯el-
‘sehen’
aufzufassen, zu der auch
lat.
vultus,
voltus
‘Gesicht, Miene’,
air.
fili
(aus
*ue̯lēts)
‘Seher, Dichter’
gehört.
Wörtlich ist
Antlitz
also das
‘Entgegenblickende’.
Häufiger als
ahd.
antlizzi,
mhd.
antlitze
begegnen die Formen
ahd.
antluzzi
(8. Jh.),
mhd.
antlütze,
die aus der Kontamination mit gleichbed.,
aber etymologisch nicht verwandtem
(sondern zu der unter
Leute,
s. d.,
behandelten Wurzel
ie.
*leudh-
gehörigem)
ahd.
antlutti
(8. Jh.),
mhd.
antlütte
hervorgegangen sind.
Luthers
Bibelübersetzung entscheidet sich für
Andlitz
und beeinflußt dadurch die lautliche Gestalt des
nhd. Wortes.
Antlitz
ist seither der gehobene Ausdruck
neben dem erst in nhd. Zeit
in dieser Bedeutung sich durchsetzenden
Gesicht
(s. d.).