Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Aphorismus, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Aphorismus · Nominativ Plural: Aphorismen
Aussprache  [afoˈʀɪsmʊs]
Worttrennung Apho-ris-mus
Wortbildung  mit ›Aphorismus‹ als Grundform: aphoristisch
Herkunft zu aphorízeingriech (ἀφορίζειν) ‘abgrenzen, festsetzen, definieren’
Duden, GWDS, 1999 und DWDS

Bedeutung

bildungssprachlich prägnant-geistreicher, in sich geschlossener Sinnspruch in Prosa, der eine Erkenntnis, Erfahrung, Lebensweisheit vermittelt
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: geschliffene, funkelnde, geistreiche, witzige, pointierte, treffende Aphorismen
in Koordination: Aphorismen und Sentenzen, Bonmots, Maximen, Anekdoten, Reflexionen, Glossen
in Präpositionalgruppe/-objekt: eine Sammlung von Aphorismen
Beispiele:
Es gibt Experten, die genau wissen, was ein Aphorismus sein soll: Er steht in Prosa, vermeidet also Versformen. Er ist weder erzählend noch dramatisch. Er ist, von Ausnahmen abgesehen, kurz. [Neue Zürcher Zeitung, 28.06.2008]
Friedrich Nietzsche hat die Lage des (post‑)modernen Menschen in Aphorismus 125 der Fröhlichen Wissenschaft so beschrieben: »Gott ist tot!« [Der Standard, 27.03.2016]
Alle Aphorismen über Frauen sind notgedrungen boshaft. Um das Gute an den Frauen zu schildern, benötigt man viele Seiten. [Tange, Ernst Günter: Zitatenschatz für Lebenskünstler, Frankfurt a. M.: Eichborn 2000, S. 6]
Lecs Aphorismen erscheinen allwöchentlich in der Warschauer »Kulturellen Rundschau« und anderen staatlichen Zeitungen. Dabei sind die Sentenzen des [keineswegs staatstreuen] Autors[…] oft frappierend eindeutig: »Marionetten lassen sich sehr leicht in Gehenkte verwandeln. Die Stricke sind schon da.« [Der Spiegel, 20.07.1960, Nr. 30]
Ebenso lebt sie [Marie von Ebner-Eschenbach] […] als eine Meisterin des Aphorismus weiter. [Vancsa, K.: Ebner-Eschenbach. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1958], S. 7134]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Aphorismus · aphoristisch
Aphorismus m. ‘geistreiche in sich geschlossene und prägnant formulierte Äußerung eines Gedankens, Sinnspruch’. Zu griech. aphorízein (ἀφορίζειν) ‘abgrenzen, festsetzen, definieren’ (vgl. griech. horízein, ὁρίζειν ‘die Grenzen bestimmen, festsetzen, definieren’ und apó-, ἀπό- ‘weg-, ab-’) gebildetes griech. aphorismós (ἀφορισμός) ‘einen Hauptgedanken zusammenfassender kurzer Satz’ ergibt gleichbed. spätlat. aphorismus, das seit dem 15. Jh. (anfangs in der Nebenform mlat. amphorismus) in dt. Texten nachweisbar ist. Es bezeichnet zunächst die medizinischen Lehrsätze einer unter dem Namen des Hippokrates überlieferten Sammlung, dann auch andere medizinisch-naturwissenschaftliche Thesen, zeigt aber bis ins 18. Jh. lat. Flexion. In der 2. Hälfte des 18. Jhs. wird es nach Bekanntwerden der in Frankreich entwickelten literarischen Gattung (frz. aphorisme), die besonders Lichtenberg weiterführt, in seiner neuen Bedeutung ins Dt. übernommen. – aphoristisch Adj. ‘in kurzen, treffenden Kernsätzen formuliert, geistreich und prägnant’ (2. Hälfte 18. Jh.), wie frz. aphoristique nach griech. aphoristikós (ἀφοριστικός) ‘in kurzen und bestimmenden Sätzen’.

Thesaurus

Geisteswissenschaften, Linguistik/Sprache
Synonymgruppe
Denkspruch · Gedankensplitter · Sinngedicht  ●  Sinnspruch  Hauptform · Aphorismus  geh., bildungssprachlich, lat., griechisch · Apophthegma  fachspr., griechisch · Bonmot  geh., franz. · Gnome  fachspr., griechisch · Priamel  fachspr. · Sentenz  geh., lat.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Aphorismus‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Aphorismus‹.

Zitationshilfe
„Aphorismus“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Aphorismus>.

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