ausbeuten
Vb.
‘ausschöpfen, Nutzen ziehen, durch Aneignung fremder Arbeit Profit erzielen’.
Das Präfixverb (zur Etymologie s.
↗
Beute1)
begegnet im 15./16. Jh.
als Ausdruck des Kriegswesens im Sinne von
‘erbeuten, Beute machen’,
auch
‘Beute, Gewinn verteilen’.
Daraus entwickelt sich die Bedeutung
‘Gewinn, Nutzen ziehen, ausschöpfen’;
sie zielt zunächst auf Naturschätze jeder Art,
gilt aber auch für das ertragreiche Ausschöpfen
materieller und geistiger Werte.
Im Anschluß an den marxistischen Terminus
Ausbeutung
(s. unten)
wird
ausbeuten
der verbale Ausdruck für das ökonomische Verhältnis
zwischen Kapitalisten und den besitzlosen Lohnarbeitern
(1. Hälfte 19. Jh.)
Ausbeute
f.
‘Kriegsbeute, Ertrag, Gewinn’
(16. Jh.).
Ausbeutung
f.
‘das Beutemachen, Verteilen der Kriegsbeute’
(16. Jh.),
danach
‘Ausschöpfung, ertragreiche Nutzung’.
Gleichbed.
frz.
exploitation
wird in die Saint-Simonistische Ausbeutungstheorie übernommen
und bezeichnet die
‘Ausnutzung der besitzlosen arbeitenden Klasse durch eine Minderheit von Eigentümern an Arbeitsmitteln’
(vgl. die Wendung
l’exploitation de l’homme par l’homme).
Mit diesem Wortinhalt wird
frz.
engl.
exploitation
zu einem geläufigen Ausdruck
der französischen und englischen utopischen Sozialisten.
Das Femdwort
Exploitation
übernehmen
Marx
und
Engels
in ihre ökonomischen Schriften;
es wird seit
Engels’
„Die Lage der arbeitenden Klasse in England“
(1845)
zunehmend mit seinem
dt. Äquivalent
Ausbeutung
wiedergegeben.
Im Zusammenhang mit der Annahme eines Mehrwertes entwickeln
Marx
und
Engels
Ausbeutung
zu einem zentralen Terminus der marxistischen Gesellschaftstheorie
und bestimmen ihn als
‘Aneignung unbezahlter fremder Arbeit (des Mehrprodukts) durch die Eigentümer der Produktionsmittel’
in der antagonistischen Klassengesellschaft.