Hag
m.
‘Dorngebüsch, Buschwerk, kleiner Wald’.
Neben
ahd.
hag
m.
‘Einhegung, Schanze, Stadt’
(8. Jh.),
mhd.
hac
m. n.,
mnd.
hach,
hāch
m.
‘Hecke, Einfriedung, umfriedeter Ort, umgrenztes Waldstück’,
aengl.
hæg
n.
‘Gehege, Einzäunung’
steht mit
germ.
-ana-
erweitertes
ahd.
(8. Jh.),
asächs.
hagan,
mhd.
hagen,
mnd.
hāgen,
nhd.
Hagen
m.
(s.
Hain)
und die ebenfalls im Stamm abweichenden
germ. Bildungen
mnd.
hāge
f. m.
‘Hecke, Dornzaun, Gehölz’,
mnl.
hāghe
f. m.,
nl.
haag
f.
‘Gehege, Hecke, Gehölz’,
aengl.
haga
m.,
engl.
haw
‘Hecke, Einzäunung, eingefriedetes Landstück, Frucht des Hagedorns’,
anord.
hagi
m.
‘Weideplatz’,
schwed.
hage
‘Gehege, Waldweide’.
Diese
germ. Substantive,
weiterhin die bei
Gehege
und
hegen
(s. d.)
behandelten zugehörigen Ableitungen sowie das verwandte,
eine
westgerm. Bildung auf
-jō
fortsetzende
Hecke1
(s. d.)
verbinden sich mit
kelt. Formen wie
gall.
caio
‘Gehege’,
kymr.
cae
‘Zaun, Gehege’,
air.
caí
‘Haus’
(s. auch
Kai),
ferner wohl mit
lat.
caulae
‘Schranken, Schafhürden, Gehege’
und lassen eine Wurzel
ie.
*kagh-
‘fassen, einfassen; geflochtene Hürde, Flechtwerk’
erschließen.
Das im jüngeren
Nhd.
nur noch in poetischer Sprache gebräuchliche
Hag
begegnet wie
Hagen
auch in zusammengesetzten Ortsnamen auf
-hag,
-hagen
(vgl. außerdem die Städtenamen
dt.
Hagen,
nl.
Den Haag).
Hagebutte
f.
Frucht der Heckenrose.
Die verdeutlichende Zusammensetzung
wird im 15. Jh. üblich
(daneben
frühnhd.
hagenbutz
m.;
vgl. aber schon
ahd.
haganbutta
‘Weiß- oder Kreuzdorn’,
Hs. 12. Jh.).
Voraus geht
mhd.
butte,
nhd.
(mundartlich)
Butte
f.
(wohl verwandt mit
obd.
Butze,
Butzen
m.
‘Klumpen, Schlacke, Kerngehäuse’,
s.
Butzenscheibe)
in gleichem Sinne,
vereinzelt auch
mhd.
hage
f.
Hagedorn
m.
‘Weißdorn’,
in älterer Zeit auch
‘Heckenrose, Liguster’,
ahd.
haganthorn
(9. Jh.),
mhd.
hage(n)dorn;
im
Germ. allgemein Bezeichnung
für als Hecke angepflanzte Dornsträucher,
vgl.
asächs.
haguthorn,
mnd.
hāgedōrn,
hāgedorne,
mnl.
hāghedoorn,
nl.
hagedoorn,
aengl.
haga-,
haguþorn,
engl.
hawthorn,
anord.
hagþorn,
schwed.
hagtorn.
Hagestolz
m.
‘älterer Junggeselle’,
ahd.
hagustalt
‘gegen Entlohnung Arbeitender’
(9. Jh.,
auch
hagustalt
Adj.
‘ehelos, in Lohn stehend’,
um 800),
mhd.
hagestalt,
hagestolz
‘Unverheirateter’,
asächs.
hagustald
‘junger Mann, Diener, Knecht’,
mnd.
hāge(n)stolt(e)
‘Lehnsmann, unverheirateter älterer Mann’,
aengl.
hagosteald
‘Jüngling, unverheirateter junger Krieger’
(adjektivisch
‘jung, unverheiratet’),
anord.
haukstaldr
‘Häuptling, Krieger’
(vgl. den Beinamen
runisch
Hagustaldaʀ).
Das zweite Kompositionsglied gehört zu
got.
gastaldan
‘erwerben’,
aengl.
stealdan
‘besitzen’
und somit zu der unter
Stall1
(s. d.)
dargestellten Wurzelform
ie.
*stel-
‘stellen, aufstellen; stehend, unbeweglich, steif; Ständer, Pfosten, Stamm, Stiel’.
Ausgangsbedeutung ist
‘Hagbesitzer’.
Nach germanischem Erbrecht erhält der älteste Sohn den Hof,
der jüngere aber nur ein kleines eingefriedetes Anwesen,
weshalb er keinen eigenen Hausstand gründen kann
und in sozialer Abhängigkeit bleibt.
Eine andere Erklärung gibt
de Vries
Anord.
214.
Die seit dem 13. Jh. geltende Form
Hagestolz
ist volksetymologisch angelehnt an das Adjektiv
stolz
(s. d.).