Barbier
m.
‘Herrenfriseur’.
Die seit dem 14. Jh. nachzuweisende,
heute unübliche Berufsbezeichnung für den Bartscherer und Haarschneider,
zu dessen Aufgaben in früherer Zeit auch medizinische Hilfeleistungen,
namentlich kleinere chirurgische Eingriffe gehören,
ist wie
mnl.
nl.
barbier,
engl.
barber
(über
anglonorm.
barber)
eine Übernahme von gleichbed.
afrz.
frz.
barbier,
abgeleitet von
afrz.
frz.
barbe
‘Bart’
(aus
lat.
barba;
vgl.
mlat.
barbarius,
barberius
‘Bartscherer’).
Das
dt. Substantiv begegnet allerdings zunächst in
spätmhd.
barbierer,
erweitert um das für Personenbezeichnungen charakteristische Suffix
-er
(falls nicht neu gebildet zum erst später bezeugten Verb
barbieren,
s. unten),
während die an das
frz. Vorbild angeglichene Form
Barbier,
Barbir
erstmals im 15. Jh. vorkommt.
Barbierer
bleibt daneben bis ins frühe 19. Jh. üblich.
Außerdem ist ein auf Dissimilation beruhendes
Balbierer
(15. Jh.),
Balbier
m.
(16. Jh.)
noch im 18./19. Jh. weithin in Gebrauch
und lebt in der Alltagssprache einzelner Landschaften fort.
barbieren
Vb.
‘den Bart scheren, rasieren’
(15. Jh.,
seit dem 16. Jh. auch
balbieren
Vb.),
zum Substantiv
Barbier
(s. oben),
vielleicht im Anschluß an
afrz.
barbier,
aprov.
barbejar
‘rasieren’.
Bereits im 16. Jh. wird
barbieren,
balbieren
metaphorisch im Sinne von
‘übervorteilen, betrügen’
verwendet
(vgl. ähnlich gebrauchte Ausdrücke
aus dem Bereich des Bader- und Barbiergewerbes wie
einseifen,
scheren,
schröpfen,
zur Ader lassen);
daher verstärkend
jmdn. über den Löffel barbieren
(bzw.
balbieren),
zuerst Ende des 18. Jhs.
als studentische Redensart notiert;
die Wendung knüpft wohl an den
noch für das 19. Jh. überlieferten Kunstgriff der Friseure an,
das Rasieren eingefallener Wangen dadurch zu erleichtern,
daß dem Kunden ein Löffel in den Mund geschoben wird.