Gier
f.
‘heftiges, maßloses Verlangen, Begehren’.
Das auf den
dt. Sprachraum beschränkte Substantiv
ahd.
girī(n)
(8. Jh.),
mhd.
gir
‘Begierde’,
asächs.
nur im Kompositum
fehugiri
‘Streben nach Besitz’,
ist eine Abstraktbildung zu dem durch
gierig
(s. unten)
ersetzten alten Adjektiv
ahd.
ger
(9. Jh.),
Nebenform
giri
(8. Jh.),
mhd.
gir,
ger
‘begierig, verlangend’,
mnd.
gīr,
gēr,
das mit
↗
gern
und
↗
begehren
(s. d.)
verwandt ist
und wie diese zur Wurzel
ie.
*g̑her-
‘begehren, gern haben’
gehört.
gierig
Adj.
‘voller Gier, heftig begehrend’,
ahd.
girīg
(9. Jh.),
mhd.
giric
‘begierig, begehrlich’,
Weiterbildung zu den oben genannten Adjektivformen
ahd.
ger,
giri,
mhd.
gir,
ger.
gieren
Vb.
‘heftig begehren, gierig verlangen’
(15. Jh.),
nach heutigem Sprachempfinden als Ableitung von
Gier
angesehen,
ist aber wohl Übernahme von
mnd.
gīren
und gehört damit zu der unter
↗
gähnen
(s. d.)
genannten Wurzelform
ie.
*g̑hēi-,
*g̑hī-
‘gähnen, klaffen, offenstehen’.
Doch können im Einzelfall
auch auf die gleiche Wurzel zurückgehende nominale Formen mit
ī
(s.
↗
Geier)
von Einfluß gewesen sein.
Begier
f.
Begierde
f.
‘heftiges, leidenschaftliches (sinnliches) Verlangen’.
Während
ahd.
girida
(um 800),
mhd.
girde
Abstraktbildungen zum Adjektiv
ahd.
ger,
giri
(s. oben)
sind,
gehört das Abstraktum
mhd.
begirde
zum Verb
mhd.
begern,
begirn,
nhd.
↗
begehren
(s. d.).
Verkürztes
mhd.
begir
steht dagegen unter dem Einfluß von
mhd.
gir,
nhd.
Gier
(s. oben).
begierig
Adj.
‘voller Begierde, auf etw. versessen’,
mhd.
begirec,
begirdec.
Neugier
f.
Neugierde
f.
‘Gier, Begier, Neuigkeiten oder die Angelegenheit anderer zu erfahren’
(17. Jh.),
gebildet zu älterem
neugierig
Adj.
‘voller Neugier, gespannt’
(Mitte 16. Jh.).
Habgier
f.
‘Gier nach Besitz’
(18. Jh.) übernimmt die ältere Bedeutung von
↗
Geiz
(s. d.)
und meint den
‘raffenden’
im Unterschied zum späteren
‘sparsamen Geiz’;
habgierig
Adj.
(18. Jh.).