Beichte
südd.
auch
Beicht
f.
‘Geständnis, Bekenntnis’,
in der christlichen Religion
‘Bekenntnis der Sünden’
(Bußsakrament der römisch-katholischen Kirche).
Ahd.
bī̌giht,
bī̌jiht
(9. Jh.),
bī̌gihta
(11. Jh.)
‘Bekenntnis, feierliche Aussage, Versprechen, Sündenbekenntnis’,
mhd.
begiht(e),
bīht,
asächs.
bigihto,
mnl.
bijichte,
nl.
biecht,
afries.
bijechte
ist Verbalabstraktum zu
ahd.
bijehan
‘bekennen, Lob sprechen’
(8. Jh.),
mhd.
bejehen
‘bekennen, beichten’,
asächs.
bigehan,
mnd.
begēn,
bejēn,
afries.
biia.
Dessen Simplex
germ.
*jehan
‘sprechen, versichern’,
woraus
ahd.
jehan
‘sagen, bekennen’
(8. Jh.),
mhd.
jehen,
asächs.
gehan
‘sagen, sprechen’,
aber auch
‘bekennen, geloben’,
mnl.
gien,
anord.
jā
und zugehöriges
ahd.
jiht
‘Bekenntnis, Lobpreis’
(um 1000),
mhd.
giht,
mnd.
mnl.
gieht,
afries.
iecht
kann mit
aind.
yā́cati
‘fleht, fordert’,
lat.
iocus
‘Scherzrede, Scherz’
(s.
Jux)
zur Wurzel
ie.
*i̯ek-
‘(feierlich) sprechen’
gestellt werden
(s. auch
genieren,
Gicht).
Das seit dem
Mhd. auftretende
Endungs-e
(
ahd.
-a)
setzt sich spät endgültig durch;
Luther
gebraucht meist,
Adelung
nur
Beicht,
Campe
verbucht beide Formen
Beicht
und
Beichte.
Germ.
*bi-jihti-
gehört zunächst im Sinne von
‘Bekenntnis, Geständnis, Gelöbnis’
zur Rechtssprache.
Die Verwendungsweise
entspricht damit genau der von
lat.
cōnfessio
‘Ein-, Zugeständnis, Geständnis’,
danach
kirchenlat.
‘Sündenbekenntnis’
(s.
Konfession).
Doch die Annahme einer Lehnübertragung
ist keineswegs zwingend.
Vom Substantiv abgeleitet
beichten
Vb.
‘eine Beichte ablegen, seine Sünden bekennen’,
auch
‘gestehen, bekennen’,
mhd.
bīhten.
Zum katholischen Sprachgebrauch gehören
Beichtiger
m.
(heute selten)
‘Beichtvater’,
ahd.
bī̌gihtigāri
‘Bekenner des Glaubens’
(Hs. 12. Jh.),
mhd.
bīhtegære,
bīhtigære
‘Bekenner (Beichtkind), Beichtvater’,
zu
mhd.
bīhtegen
‘beichten’,
abgeleitet von
ahd.
bī̌gihtīg
(9. Jh.),
mhd.
bīhtec,
bīhtic
‘zur Beichte bereit, seine Sünden bekennend’;
Beichtvater
m.
‘Geistlicher, bei dem gebeichtet wird’,
mhd.
bīhtvater,
und
Beichtkind
n.
‘Beichtende(r)’
spätmhd.
bīhtkint.
Beichtgeheimnis
n.
‘Pflicht des Geistlichen, über das Anvertraute zu schweigen und das ihm Anvertraute selbst’
(Mitte 19. Jh.)
neben älterem
Beichtsiegel
n.
(2. Hälfte 17. Jh.).