Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Beichtvater, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Beichtvaters · Nominativ Plural: Beichtväter
Aussprache 
Worttrennung Beicht-va-ter
Wortzerlegung Beichte Vater, beichten Vater
eWDG

Bedeutung

Religion derjenige Geistliche, bei dem gebeichtet wird
siehe auch Beichtkind
Beispiel:
dem Beichtvater die Sünden bekennen
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Beichte · Beicht · beichten · Beichtiger · Beichtvater · Beichtkind · Beichtgeheimnis · Beichtsiegel
Beichte südd. auch Beicht f. ‘Geständnis, Bekenntnis’, in der christlichen Religion ‘Bekenntnis der Sünden’ (Bußsakrament der römisch-katholischen Kirche). Ahd. bī̌giht, bī̌jiht (9. Jh.), bī̌gihta (11. Jh.) ‘Bekenntnis, feierliche Aussage, Versprechen, Sündenbekenntnis’, mhd. begiht(e), bīht, asächs. bigihto, mnl. bijichte, nl. biecht, afries. bijechte ist Verbalabstraktum zu ahd. bijehan ‘bekennen, Lob sprechen’ (8. Jh.), mhd. bejehen ‘bekennen, beichten’, asächs. bigehan, mnd. begēn, bejēn, afries. biia. Dessen Simplex germ. *jehan ‘sprechen, versichern’, woraus ahd. jehan ‘sagen, bekennen’ (8. Jh.), mhd. jehen, asächs. gehan ‘sagen, sprechen’, aber auch ‘bekennen, geloben’, mnl. gien, anord. und zugehöriges ahd. jiht ‘Bekenntnis, Lobpreis’ (um 1000), mhd. giht, mnd. mnl. gieht, afries. iecht kann mit aind. yā́cati ‘fleht, fordert’, lat. iocus ‘Scherzrede, Scherz’ (s. Jux) zur Wurzel ie. *i̯ek- ‘(feierlich) sprechen’ gestellt werden (s. auch genieren, Gicht). Das seit dem Mhd. auftretende Endungs-e (ahd. -a) setzt sich spät endgültig durch; Luther gebraucht meist, Adelung nur Beicht, Campe verbucht beide Formen Beicht und Beichte. Germ. *bi-jihti- gehört zunächst im Sinne von ‘Bekenntnis, Geständnis, Gelöbnis’ zur Rechtssprache. Die Verwendungsweise entspricht damit genau der von lat. cōnfessio ‘Ein-, Zugeständnis, Geständnis’, danach kirchenlat. ‘Sündenbekenntnis’ (s. Konfession). Doch die Annahme einer Lehnübertragung ist keineswegs zwingend. Vom Substantiv abgeleitet beichten Vb. ‘eine Beichte ablegen, seine Sünden bekennen’, auch ‘gestehen, bekennen’, mhd. bīhten. Zum katholischen Sprachgebrauch gehören Beichtiger m. (heute selten) ‘Beichtvater’, ahd. bī̌gihtigāri ‘Bekenner des Glaubens’ (Hs. 12. Jh.), mhd. bīhtegære, bīhtigære ‘Bekenner (Beichtkind), Beichtvater’, zu mhd. bīhtegen ‘beichten’, abgeleitet von ahd. bī̌gihtīg (9. Jh.), mhd. bīhtec, bīhtic ‘zur Beichte bereit, seine Sünden bekennend’; Beichtvater m. ‘Geistlicher, bei dem gebeichtet wird’, mhd. bīhtvater, und Beichtkind n. ‘Beichtende(r)’ spätmhd. bīhtkint. Beichtgeheimnis n. ‘Pflicht des Geistlichen, über das Anvertraute zu schweigen und das ihm Anvertraute selbst’ (Mitte 19. Jh.) neben älterem Beichtsiegel n. (2. Hälfte 17. Jh.).

Typische Verbindungen zu ›Beichtvater‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Beichtvater‹.

Verwendungsbeispiele für ›Beichtvater‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Als Beichtvater schlich er sich auch ins Vertrauen einer prominenten Dame. [Die Zeit, 23.01.1998, Nr. 5]
Man hätte Beichtvater sein müssen, um zu fragen, was sie denn gemacht hätten. [Die Zeit, 06.07.2009, Nr. 27]
Tagsüber darf er Hof halten, abends bringt ihn sein Beichtvater zu Bett. [Die Zeit, 11.05.2009, Nr. 19]
Aber vielleicht erschien ihm ein Beichtvater mit zirka hundert Millionen Ohren doch als zu monströs. [Die Zeit, 12.07.1963, Nr. 28]
Man wußte von einem Gespräch über den Fall des Beichtvaters Jean. [Schuder, Rosemarie: Agrippa und Das Schiff der Zufriedenen, Berlin u. a.: Aufbau-Verl. 1987 [1977], S. 274]
Zitationshilfe
„Beichtvater“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Beichtvater>.

Weitere Informationen …

Diesen Artikel teilen:

alphabetisch vorangehend alphabetisch nachfolgend
Beichtstuhl
Beichtspiegel
Beichtsiegel
Beichtkind
Beichtiger
Beichtzettel
Beiderwand
Beidhänder
Beidhändigkeit
Beieinander