Urteil
n.
‘richterliche Entscheidung, Meinung, Ansicht, Einschätzung’.
Die unterschiedlich gebildeten Substantive
ahd.
urteili
n.
(8. Jh.),
urteilī
f.
(9. Jh.),
urteila
f.
(9. Jh.),
urteil
m. n.
(9. Jh.),
urteilida
f.
(um 800),
mhd.
urteil(e),
urtel,
urteilde
n. f.
‘richterliche Entscheidung, Urteil, Meinung, Ausspruch, Entscheidung’,
asächs.
urdēli
n.,
mnd.
ōrdēl
n.,
mnl.
o(o)rdeel,
nl.
oordeel
n.,
aengl.
ordāl
m. n.,
engl.
ordeal
(‘Gottesurteil’)
stehen als Abstrakta zu dem unter
erteilen
(s.
Teil)
behandelten Verb
(zur unterschiedlichen Lautgestalt des Präfixes s.
ur-
und
er-).
Urteil
wird von Anfang an in dem rechtssprachlichen Sinne
‘Zuteilung (des Rechts)’
gebraucht;
die verallgemeinerte Bedeutung
‘Meinung, Ansicht’
entwickelt sich in der mystischen Literatur des Mittelalters.
Neutrales Genus setzt sich im 18. Jh. durch.
urteilen
Vb.
‘ein Urteil fällen, eine feste Meinung, Ansicht haben und aussprechen, einschätzen’,
mhd.
urteilen
‘ein Urteil sprechen, be-, verurteilen’,
älteres gleichbed.
erteilen
verdrängend.
aburteilen
Vb.
‘rechtskräftig verurteilen’
(Anfang 17. Jh.),
zuvor
‘eine Rechtssache, einen Prozeß durch (gerichtliches) Urteil entscheiden’
(Ende 15. Jh.),
‘beurteilen’
(Anfang 16. Jh.);
vgl.
mnd.
afōrdēlen
‘gerichtlich aberkennen’;
Aburteilung
f.
(2. Hälfte 18. Jh.).
beurteilen
Vb.
‘ein Urteil abgeben, bewerten, abschätzen, begutachten’
(Anfang 16. Jh.);
vgl.
mnd.
beȫrdēlen,
beōrdēlen
‘urteilen, Urteil finden über’;
Beurteilung
f.
‘Bewertung, Einschätzung, Begutachtung’
(1. Hälfte 17. Jh.).
verurteilen
Vb.
‘durch Gerichtsbeschluß eine Strafe über jmdn. verhängen, ablehnend beurteilen, ablehnen’,
mhd.
verurteilen
‘richterlich entscheiden, ein Urteil verkünden’;
vgl.
mnd.
vorȫrdēlen
‘gerichtlich verurteilen, abfällig urteilen über’;
Verurteilung
f.
(2. Hälfte 16. Jh.).
Urteilskraft
f.
‘Fähigkeit, sachlich zu urteilen’
(17. Jh.,
neben
Urteilungskraft
und
Urteilenskraft).
Urteilsvermögen
n.
(18. Jh.).