bitten
Vb.
‘höflich auffordern’,
ahd.
bitten
‘(er)bitten, flehen, (an)beten’
(8. Jh.),
mhd.
bitten,
auch
‘(vor Gericht) laden, wünschen, heißen, befehlen’,
asächs.
biddian,
mnd.
mnl.
nl.
bidden,
afries.
bidda,
anord.
biðja,
schwed.
bedja,
got.
bidjan
(
germ.
*bedjan).
Die Etymologie ist umstritten.
Denkbar ist Verwandtschaft mit
aind.
bā́dhatē
‘drückt, drängt, zwingt’,
für das unter Berufung auf
aind.
jñubā́dh-
‘die Knie beugend’
eine ältere Bedeutung
‘beugt (nieder)’
erschlossen wird.
Dazu stellt man
toch. B
peti
‘Achtung, Verehrung’.
Damit ergäbe sich für
bitten
Zugehörigkeit zu einer Wurzel
ie.
*bhedh-
‘krümmen, beugen, drücken, plagen’.
Doch auch Zusammenhang mit
ahd.
mhd.
beiten
‘vorwärtsdrängen, Zwang ausüben’,
aengl.
bǣdan
‘dringend bitten, drängen, zwingen’,
anord.
beiða
‘fordern, verlangen’,
got.
baidjan
‘antreiben, zwingen’
ist möglich.
Dann wäre mit
aslaw.
běditi
‘nötigen, zwingen’,
russ.
(älter)
bedít’
(
бедить)
‘Leid antun’,
russ.
pobedít’
(
победить)
‘(be)siegen’,
griech.
pé͞ithein
(
πείθειν)
‘überreden, überzeugen’,
medial
‘(ver)trauen, sich überreden lassen’
an die Wurzel
ie.
*bheidh-
‘zureden, zwingen’,
medial
‘sich einreden lassen, vertrauen’
anzuknüpfen.
Die
germ. Grundform von
bitten
gehört in diesem Fall zur Schwundstufe der Wurzel
und wäre sekundär in die Ablautreihe anderer starker
j-Präsentien
(wie
sitzen,
liegen)
übergetreten.
Auf Grund der These,
daß anlautendes
ie.
gṵh-
zu
b-
geworden sei,
tritt
Seebold 93
für eine dritte Möglichkeit ein
und geht von einer Kontamination der Wurzeln
ie.
*bheidh-
(s. oben)
und
ie.
*gṵhedh-
‘bitten, verlangen’
aus,
wozu
griech.
pothé͞in
(
ποθεῖν,
aus
*gṵhodh-)
‘ersehnen’,
air.
guidid
‘bittet’,
lit.
gedáuti
‘wünschen, begehren, heischen’,
aslaw.
žędati
‘dürsten, verlangen, ersehnen’,
russ.
(älter)
žadát’
(
жадать)
‘begehren, dürsten, lechzen’,
russ.
žádnyj
(
жадный)
‘gierig, unersättlich, habsüchtig, geizig’.
S. auch
Gebet,
betteln.
Die adverbial gebrauchte Höflichkeitsformel
bitte
ist eine im 18. Jh. aufkommende
(in gesprochener Sprache wohl ältere)
Verkürzung aus
ich bitte.
–
verbitten
Vb.
‘mit Nachdruck verlangen, daß etw. unterbleibt, entschieden zurückweisen’,
besonders
sich etw. verbitten
(18. Jh.),
zuvor
‘etw. erbitten, für jmdn. eintreten’
(16. Jh.).
Bitte
f.
‘inständig oder höflich vorgetragener Wunsch’,
Neubildung des 15. Jhs. zum Verb,
ahd.
beta
‘Bitte, Gebet’
(9. Jh.),
mhd.
bet(e),
auch
‘Gebot, Abgabe’
(wozu
asächs.
beda,
mnd.
bēde,
mnl.
bede,
aengl.
bedu,
got.
bida)
ablösend.
Abbitte
f.
‘Bitte um Verzeihung’,
vgl.
Abbitte tun,
leisten
(16. Jh.).
Fürbitte
f.
‘Bitte (besonders im Gebet) für einen anderen’
(16. Jh.).
Bittschrift
f.
(16. Jh.),
für gleichbed.
lat.
supplicātio.
Bittsteller
m.
‘wer (an höherer Stelle) eine Bitte um Hilfe vorträgt’
(18. Jh.).