Balg
m.
‘die als Ganzes abgezogene Haut kleinerer Tiere’,
früher als Behältnis sowie zur Anfertigung verschiedener Gegenstände benutzt,
daher in älterer Zeit Verwendungen wie
‘Schlauch, Sack, Schwertscheide’
und heute noch die Bedeutungen
‘Blasebalg’
und,
daran anschließend,
‘in Falten liegender, ausziehbarer Teil’
(bei Ziehharmonika, Photoapparat, D-Zug-Wagen).
Ahd.
balg
‘Schlauch, Sack, Blasebalg, Fruchthülse’
(9. Jh.),
mhd.
balc
‘Balg, Haut, Schwertscheide’
läßt sich mit
asächs.
balg,
mnd.
mnl.
balch
‘Sack, Blasebalg, Bauch’,
aengl.
belig
‘Sack, Beutel, Schote’
(vgl.
engl.
belly
‘Bauch’,
bellows
‘Blasebalg’),
anord.
belgr
‘Balg, Blasebalg, Bauch’,
got.
balgs
‘Schlauch’
(
germ.
*balgi-)
zu
außergerm. Verwandten wie
aind.
barhíḥ
‘Streu, Opferstreu’,
pers.
bāleš
‘Kissen’,
ir.
bolg
f.
‘Blase’,
bolg
m.
‘Sack, Bauch, Hülse’,
bolgaim
‘schwelle’,
gall.-lat.
bulga
‘Ledersack’,
russ.
(älter)
bólozen’
(
болозень)
‘Schwiele, Beule, Hühnerauge’
stellen und damit an
ie.
*bhelĝh-
‘schwellen; Balg, Kissen, Polster’,
eine Erweiterung der Wurzel
ie.
*bhel-
‘aufblasen, aufschwellen’
(s.
↗
Ball1
und
↗
Polster),
anschließen.
Die Grundbedeutung geht also von der Vorstellung
des Aufgeblasenen, Prallen aus.
Bereits
mhd. wird die Bezeichnung
von der Tierhaut verächtlich
auf den menschlichen Körper übertragen
und dann auch als Scheltwort für Menschen gebraucht
(s. dazu
↗
Wechselbalg).
Derb-liebevoll auf Kinder bezogen,
ist
Balg
im
Nhd.
(seit dem 18. Jh.,
besonders
nordd.)
oft Neutrum mit dem Plural
Bälger.
Blasebalg
m.
‘Gerät zum Erzeugen eines Luftstroms’,
ursprünglich zum Anfachen des Feuers,
dann auch zur Luftzufuhr bei bestimmten Musikinstrumenten verwendet,
ahd.
blāsbalg
(11. Jh.),
mhd.
blāsebalc,
eine frühe Zusammensetzung mit dem Verb
↗
blasen
(s. d.).
balgen
Vb.
reflexiv
‘raufen, sich prügeln’;
seit dem 15. Jh. bezeugt,
zunächst transitiv
‘zanken, streiten, jmdn. beschimpfen’
(im Schwäb.-Alem. fortlebend);
wohl nicht unmittelbar das alte Verb
ahd.
belgan
(8. Jh.),
mhd.
belgen
‘in Zorn geraten’
(vgl.
anord.
belgja
‘aufblasen, aufschwellen’)
weiterführend,
sondern vom
(zur Schelte gewordenen)
Substantiv
Balg
abgeleitet;
dazu das auf einem nicht geklärten Bild beruhende gleichbed.
katzbalgen
Vb.
reflexiv
‘sich raufen, laut streiten’
(Ende 15. Jh.),
abgeleitet vom (heute unüblichen) Substantiv
Katzbalg
m.
‘Rauferei, Zank’
(wie das geräuschvolle Balgen von Katzen).
Balgerei
f.
‘Rauferei, Prügelei’
(16. Jh.).