Bruder
m.
‘männliches Geschwister’,
ahd.
(8. Jh.),
mhd.
bruoder.
Allgemeine Verbreitung des Substantivs im
Germ.
(
asächs.
brōðar,
mnd.
brōder,
aengl.
brōþor,
engl.
brother,
mnl.
nl.
broeder,
afries.
brother,
anord.
brōðir,
schwed.
dän.
broder,
got.
brōþar,
germ.
*brōþēr-)
und das Vorhandensein
außergerm. Entsprechungen wie
aind.
bhrā́tā
(Stamm
bhrā́tar-)
‘Bruder’,
griech.
phrā́tēr
(
φράτηρ),
phrā́tōr
(
φράτωρ)
‘Mitglied eines Geschlechterverbands’,
lat.
frāter
‘Bruder’,
aslaw.
bratrъ,
bratъ,
russ.
brat
(
брат)
‘Bruder’
zeugen für ein
(auch bei anderen Verwandtschaftsbezeichnungen,
z. B. bei
Mutter,
Schwester,
Sohn,
Tochter,
Vater,
s. d.,
nachzuweisendes)
hohes Alter.
Als gemeinsame Ausgangsform ergibt sich
ie.
*bhrāter-,
älter vielleicht
*bhrātor-,
‘Bruder, Blutsverwandter’,
wofür
Trier
Holz
(1952) 88 f.
Anschluß an eine Wurzel
ie.
*bher-
‘flechten, weben’
vorschlägt.
Verwendung als Anrede zwischen Mönchen
(nach
lat.
frāter)
und Übertragung im Sinne von
‘Vertrauter, Freund’
sind bereits
ahd. geläufig.
–
brüderlich
Adj.
‘nach Art eines guten Bruders’,
ahd.
bruoderlīh
(9. Jh.),
mhd.
bruoderlich,
brüederlich;
dazu
Brüderlichkeit
f.
‘brüderliche Gesinnung’,
frühnhd.
bruder-,
brüderlicheit,
bruderlichkeit
nur im 15. Jh. belegt;
im jüngeren
Nhd. von den 70er Jahren des 18. Jhs. an
(
Lavater,
Campe)
für
frz.
fraternité,
engl.
fraternity
in Gebrauch kommend.
Brüderschaft
f.
‘brüderliches Verhältnis, enge Freundschaft’,
Bruderschaft
f.
‘christliche Vereinigung’;
die semantische Differenzierung
zwischen umgelauteter und nicht umgelauteter Form
ist jedoch erst in neuerer Zeit erkennbar
und gilt auch in der Gegenwart nicht streng
(noch im 20. Jh. z. B.
Bruderschaft,
Brüderschaft trinken);
zunächst
ahd.
bruoderscaf(t)
‘christliche Brüderlichkeit, brüderliche Liebe’
(9. Jh.),
mhd.
bruoderschaft,
brüederschaft
‘geistliche Vereinigung, brüderliches Verhältnis’,
spätmhd. und
frühnhd.
(wie
mnd.
brȫderschop,
brōderschop)
auch als Bezeichnung für
nach geistlichem Muster gebildete Gesellenverbände
und Handwerkervereinigungen,
nhd. dann häufig überhaupt
‘Bund, Gemeinschaft Zusammenschluß’.
Gebrüder
Plur.
‘Gemeinschaft mehrerer, meist zweier Brüder’
(seit dem 19. Jh.
besonders im Geschäftsverkehr),
Kollektivbildung zu
Bruder
wie
Geschwister
(s. d.)
zu
Schwester;
ahd.
gibruoder
m.
(9. Jh.)
‘Bruder in der christlichen Gemeinschaft’
(als Nebenform zu
bruoder),
mhd.
gebruoder,
gebrüeder
Plur.
‘Brüder’.
verbrüdern
Vb.
reflexiv
‘mit jmdm. Brüderschaft, ein enges Bündnis schließen’
(17. Jh.);
voraus geht gleichbed.
mhd.
sich gebruodern
(hingegen
mhd.
sich verbruodern
‘sich unter Brüder verteilen’,
vom Erbe);
dazu
Verbrüderung
f.
‘das Schaffen eines brüderlichen Verhältnisses, Vereinigung’
(17. Jh.).