Seemannssprache über den Bug von Segelschiffen schräg nach vorn hinausragender Mast
Bugspriet, das oder der
eWDG
Bedeutung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
spreizen · sprießen2 · Spreize · Sprieße · Sprieß · Spriet · Bugspriet
spreizen
Vb.
‘etw. emporstehend machen, auseinanderstellen, -strecken, grätschen’,
reflexiv
(übertragen)
‘geziert einhergehen, sich aufspielen, sich sträuben, sich zieren’
spätmhd.
spreutzen
‘(sich) stützen, stemmen’,
frühnhd. auch
‘auseinanderstrecken, weit öffnen, auseinandersperren mit einem Querholz’
(in dieser Lautform noch
bis Anfang 18. Jh.),
frühnhd.
(entrundet)
spreizen
(16. Jh.)
sind Varianten mit Affrikata zu schwach flektierendem
sprießen2
Vb.
‘(mit Holz) stützen, verstreben’,
ahd.
spriuzan
‘(unter)stützen, befestigen, sich stemmen’
(8. Jh.),
mhd.
spriuzen
‘stützen, stemmen’,
frühnhd.
spreussen,
spreissen
(16. Jh.).
Es sind Ableitungen von dem zu stark flektierendem
sprießen1
(s. d.)
gehörenden Substantiv
ahd.
spriuza
(10. Jh.),
spätmhd.
spreitze,
spräutze
frühnhd.
sprücze,
sprütze,
sprutz
(15. Jh.),
nhd.
Spreize
f.
(17. Jh.)
‘Stützbalken, Stütze’.
Zugrunde liegt vielleicht
die Vorstellung des sich
wie ein gegabelter Ast
emporreckenden Stützpfeilers.
Dazu landschaftlich
Sprieße
f.
auch
Sprieß
m.
‘Stütze, Stütz-, Querbalken, Sprosse, Strebe’,
spätmhd.
spriuze
f.
‘Stützbalken’
sowie aus dem Nd.
Spriet
n.
‘Stange’,
besonders
(Seemannssprache)
‘vom Mast abgespreiztes Rundholz zum Ausspannen des viereckigen Sprietsegels’,
in der Literatursprache
(Anfang 18. Jh.)
nach
nd.
Spriet,
mnd.
spriet,
sprēt
n.,
mnl.
nl.
spriet
m.,
aengl.
sprēot
m.,
engl.
sprit,
germ.
*spreuta-.
Bugspriet
n.
‘über den Bug hinausragende Segelstange’
(17. Jh.),
mnd.
bōchsprēt,
nl.
boegspriet,
engl.
bowsprit.
Verwendungsbeispiele für ›Bugspriet‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Bei strahlendem Wetter sitze ich vorn auf dem Bugspriet und zoome mich in den pastellfarbenen Steinhaufen von einer Stadt hinein.
[Die Zeit, 25.11.2012, Nr. 46]
Unter dem Bugspriet hing ein menschliches Skelett – offenbar als Galionsfigur.
[Süddeutsche Zeitung, 31.10.1995]
Zwischen den Steven misst sie über 36 Meter, mit Bugspriet und Hecklaterne sind es 45.
[Die Zeit, 14.05.2001, Nr. 20]
Mit dem herabgeflehten Segen des blinden Homer bestieg Pound als zweiter Odysseus das Schiff, »Bugspriet aufs heilige Meer«.
[Die Zeit, 17.04.1992, Nr. 17]
Am Bugspriet weist die Galionsfigur des Namensgebers und italienischen Kaufmanns Vespucci stolz den Weg.
[Die Welt, 06.08.1999]
Zitationshilfe
„Bugspriet“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Bugspriet>.
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