Chaos
n.
‘ungeordneter Urzustand der Welt, völliges Durcheinander’;
griech.
cháos
(
χάος)
‘leerer Raum, Luftraum, Kluft’.
Chaos
ist in
dt. Texten
(nach einem Einzelbeleg
mhd.
kaos,
13. Jh.)
seit dem Anfang des 16. Jhs. belegt.
Es erscheint zuerst als unveränderte Wiedergabe von
lat.
chaos
(Luk. 16, 26),
wofür
griech.
chásma
(
χάσμα),
bei
Keisersberg
(ca. 1510)
im Sinne von
‘Kluft, Spalt’,
von
Luther
mit
Kluft
übersetzt.
Die heute übliche Bedeutung
(s. oben)
geht zurück auf Vorstellungen der griechischen Kosmogonie,
die
Chaos
im Sinne einer
‘vor allen Dingen vorhandenen klaffenden Leere des Weltraumes’
versteht
(
Hesiod)
oder als
‘ungeordnete Urmasse der Welt’
interpretiert
(
Platon).
Letztere Vorstellung
liegt seit der 1. Hälfte des 16. Jhs.
der
dt. Verwendung von
Chaos
zugrunde;
aus ihr entwickelt sich bereits zu Anfang des 17. Jhs.
die allgemeine Bedeutung
‘Durcheinander’.
Daneben wird es im 16./17. Jh.,
ebenfalls nach
griech. Vorbild,
auch im Sinne von
‘Luft, Äther’
gebraucht.
Dazu
chaotisch
Adj.
‘ungeordnet, wirr’
(1676
Francisci
chaotische Massen),
das vielleicht eine Bildung
nlat.
caoticus
voraussetzt.
Aus dem Adjektiv rückgebildet
Chaot
m.
‘wer Unruhe, Verwirrung stiftet, radikaler Anarchist’
(20. Jh.).