bildungssprachlich, gelegentlich abwertend Synonym zu Deutungsmuster, siehe auch Interpretationsrahmen, Narrativ (1, 1 ●)
Beispiele:
Bald sollte sich auch in unserem Projekt zeigen, dass das gewählte
Deutungsschema der vorgefundenen Realität nicht
entsprach und die Theorie nicht für die Untersuchung des Sachverhaltes
geeignet war. Unsere Aufgabe bestand jetzt darin, die Wirklichkeit so zu
interpretieren, dass sie in das vorgegebene
Deutungsschema passte. Dies machte meinen
Kollegen allergrösste Sorgen. [Neue Zürcher Zeitung, 20.08.2009]
Es ist mehr als dreißig Jahre her, dass Thomas Kuhn diesen Ausdruck
[Paradigmenwechsel] eingeführt hat, um
abrupte Brüche in der Wissenschaftsgeschichte zu beschreiben: altgewohnte,
bestens etablierte Deutungsschemata werden plötzlich
durch neue zu Fall gebracht. [Süddeutsche Zeitung, 05.04.2004]
Vorhandene Konflikte werden in ein
Deutungsschema gepresst und nur eindimensional
gesehen. Dieses Deutungsschema leistet aber keinen
Beitrag zur Lösung der Probleme, denn nur der, der seine Sicht auf die Dinge
immer wieder hinterfragt und […] Fehler sucht, die
man korrigieren kann, kommt der Wahrheit am nächsten. [LAIM online – Alle News aus München, 18.07.2020, aufgerufen am 01.09.2020]
Nicht von ungefähr agiert der Mensch mit Hilfe von
Normalitätserwartungen und von Deutungsschemen, mit
denen er die Erscheinungen seiner Umwelt als typisch erfasst. [Gute Gründe für das Gemäßigtsein?, 04.04.2014, aufgerufen am 01.09.2020]
Eindimensionalen Deutungsschemata vermochte er
weiterhin nichts abzugewinnen – und so ärgerte er Protagonisten der »68er«
unter anderem mit der Feststellung, eine klassenkämpferisch intonierte
Leidensgeschichte des Proletariats sei so »langweilig wie hundert Meter
Verbandsstoff«. [Neue Zürcher Zeitung, 23.05.2012]
Um die Bedeutung und Funktion von Religion und Kultur für den Aufbau
von kollektiven und individuellen Identitäten erschließen zu können, reichen
einfache Deutungsschemata nicht aus. [Saarbrücker Zeitung, 28.12.2010]
[Der Film] »Land und Freiheit« (»Land
and Freedom«) verzichtet auf ein Deutungsschema des
spanischen Bürgerkriegs, das seine Anziehungskraft aus der retrospektiven
Sehnsucht nach der gemeinsamen antifaschistischen Aktion zöge, nach der
Einheit von Kommunisten, Sozialisten, Anarchisten, linken Christen und
Liberalen im Kampf um die Republik. Diese Einheit hat es nie
gegeben[…]. [die tageszeitung, 12.10.1995]