dichten2
Vb.
‘literarische Werke, Verse verfassen, erfinden’.
Ahd.
tihtōn
‘sprachlich gestalten, abfassen’
(9. Jh.;
daneben auch Formen mit inlautendem
-ct-,
dem
lat. Lautstand entsprechend),
mhd.
tihten
‘schreiben, schriftlich abfassen, erfinden, schaffen, erlügen’,
mnd.
mnl.
nl.
dichten,
aengl.
dihtan
‘einrichten, verfügen, anordnen, befehlen, verfassen, schreiben, veranlassen’,
anord.
schwed.
dikta
gelten allgemein als Entlehnungen von
lat.
dictāre
‘vorsagen, verfassen’
(s.
↗
diktieren).
Der
nhd.
d-Anlaut
beruht auf der binnendeutschen Konsonantenschwächung.
Fraglich ist,
ob die
westgerm. Verben
möglicherweise erst sekundär unter den Einfluß von
lat.
dictāre
geraten,
in Wirklichkeit aber
germ. Ursprungs sind.
Unter Berufung auf die Bedeutungsbreite der genannten Verben
erwägt man Zusammenhang mit stark flektierendem
mhd.
tīchen
‘schaffen, treiben, ins Werk setzen’
(auch von Gesang und Tanz),
‘die Stimme erschallen lassen’
und will dieses
(sehr unsicher)
auf eine Variante
ie.
*dheig̑-
der unter
↗
Teig
(s. d.)
genannten Wurzel
ie.
*dheig̑h-
‘kneten’
zurückführen.
Dichter
m.
‘Verfasser von Versen, literarischen Werken’,
mhd.
tihtære
‘Verfasser, Erdichter’.
Im
Nhd. bleibt
Dichter
selten
und setzt sich erst seit dem 18. Jh.
gegen das im 15. bis 17. Jh. üblichere
↗
Poet
(s. d.)
durch,
das im 18. Jh. einen abschätzigen Sinn erhält.
Dichter
bezeichnet heute vorwiegend den Verfasser von Lyrik
gegenüber dem allgemeineren
↗
Schriftsteller
(s. d.).
Dichtung2
f.
‘literarisches Kunstwerk’
(15. Jh.).
Gedicht
f.
‘lyrische Dichtung (in Versen)’,
mhd.
getiht(e)
‘schriftliche Aufzeichnung, Erdichtung, Kunstwerk’.