Dienstag
m.
Die
nhd. Form des Wochentagnamens
entwickelt sich am Niederrhein.
Mnd.
mnl.
dinstach
(13. Jh.)
dringt nach Osten vor
(14. Jh.),
gelangt dann allmählich nach Süden,
die älteren
obd. Formen
alem.
Zistig,
bair.
Ertag
verdrängend.
Erst seit der 2. Hälfte des 17. Jhs. gilt
nhd.
Dienstag
in der Schriftsprache allgemein.
Die Deutung des Wochentagnamens beruht auf Vermutungen
(vgl.
de Vries
Nl.
118).
Vorbild der Benennung
ist der bei den Römern nach dem Kriegsgott
Mārs
benannte Wochentag
(
lat.
Mārtis diēs,
woraus
frz.
mardi,
ital.
martedì);
in
germ. Interpretation wird
Mārs
mit dem germanischen Kriegsgott
*Tīwaz
(bzw.
*Þingsaz)
identifiziert.
Geht man von den am Niederrhein bezeugten Formen
mnd.
dingesdach,
dinstag,
mnl.
dinx(en)dach,
dinsendach,
südmnl.
dīs(en)dach
aus,
kann deren erstes Kompositionsglied
auf einen in Inschriften belegten
germ. Götternamen
Thingsus
‘das Thing, die Thingversammlung beschützender Gott’
zurückgeführt werden.
Latinisiertes
Thingsus
(
germ.
*Þingsaz)
ist als Beiname des germanischen Himmels- und Kriegsgottes
*Tīwaz
anzusehen,
der in
ahd.
Ziu,
aengl.
Tīw,
anord.
Tȳr
begegnet
und in die (wohl ursprünglicheren) Wochentagnamen
germ.
*tīwas-dagaz,
ahd.
ziestag
(Hs. 12. Jh.),
mhd.
ziestac,
nhd.
alem.
Zistig,
aengl.
Tīwesdæg,
engl.
Tuesday,
anord.
tȳsdagr,
schwed.
tisdag
eingegangen ist.
Vielleicht ist angesichts dieser guten Überlieferung ohnehin die Anknüpfung an
*Þingsaz
aufzugeben
und auch für die
niederrhein. Namen besser von
germ.
*tīwas-dagaz
auszugehen.
Um aus kirchlichem Bestreben den heidnischen Götternamen zu tilgen,
wird anlautendes
t-
durch
d-
ersetzt;
dadurch entstandenes
dīsdach
führt
(unter Angleichung an
sonnendach,
mānendach)
zu
dīsendach
bzw.
(unter Angleichung an
woensdach)
zu
dinsdach,
das die Grundlage der heute gültigen Namensform bildet.