Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Dissidenz, die

Grammatik Substantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Dissidenz · Nominativ Plural: Dissidenzen · wird meist im Singular verwendet
Aussprache  [dɪsiˈdɛnʦ]
Worttrennung Dis-si-denz
Duden, GWDS, 1999 und DWDS

Bedeutungen

1.
Widerstandsgeist, Widerständigkeit, Opposition (1)DWDS
Beispiele:
Als ein Teil der Jugendkultur hatte Jazz eine Weile den Status eines Universalzeichens für gehobene Dissidenz und kreative Rebellion. [Neue Zürcher Zeitung, 06.01.2017]
Er hat […] in einem Interview sich für das Priestertum der Frau und für das Ende des Zölibats ausgesprochen: »Wir wollen in Glaubensdingen überzeugt werden und nicht gehorchen.« Erzbischof Robert Z[…] weiß, dass viele Katholiken so denken. Er kennt dieses Miteinander von Glaube und Dissidenz. [Süddeutsche Zeitung, 26.09.2011]
Das Fach Frauen‑ und Geschlechterforschung hat sich mittlerweile institutionalisiert, es ist zur Disziplin geworden. […] Weil es sich als prinzipiell widerständige Bewegung versteht, tun sich die Protagonisten mit diesem Prozeß der akademischen Normalisierung teilweise schwer und bestehen auf Dissidenz, ihrem Anders‑Denken. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.07.2006]
Was der Staat an kritischer Kultur zulässt, schürt womöglich keine Dissidenz, sondern sediert sie. In eingehegten Freiräumen kann die Unzufriedenheit kurz Luft holen, danach reicht der Atem für den nächsten Duldungsschub. [Die Zeit, 24.07.2003, Nr. 31]
Allein einzelne »catchphrases«, Reizwörter des Slang, gliedern lyrische Linearität. Die erschöpft sich aber zumeist in populärer Prahlerei: Ich bin der Beste, der Stärkste, der Ausdauerndste. Die erhoffte »Dissidenz«, die strategische Abweichung vom kulturellen Mainstream, beschränkt sich dann auf ein »Dissing«. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.06.1995]
2.
Widerstandsbewegung, Opposition (2)
Beispiele:
Heute gilt es, diesen Pazifismus wieder zu beleben und eine digitale Friedensbewegung zu formieren, eine Dissidenz gegen das anonyme Morden im Informationszeitalter, die in den globalen Pazifismus mündet, um endlich nationale Grenzen zu überwinden. [Bruno Kramm, 01.09.2015, aufgerufen am 14.09.2018]
Die Formel »Veränderung: Ja – Systemwechsel: Nein« ist der große gemeinsame Nenner, auf den sich die Partei mit weiten Teilen der Bevölkerung, selbst der Dissidenz, einigen kann. [Die Welt, 28.05.2011]
Der Diktator hatte das Land voll unter Kontrolle gehalten, eine Dissidenz innerhalb der Partei konnte es nicht geben. [Neue Zürcher Zeitung, 04.01.1999]
Die [Revolutionäre] diskutierten im Rahmen des Sanssouci Colloquiums über die Rolle der digitalen Medien in der globalen Demokratiebewegung. Weil dieses Thema nur einen der zahlreichen Aspekte der Aufstände, Umstürze und Dissidenzen der letzten Jahrzehnte erfasste, wurde hier natürlich kein allumfassender Blick auf den Freiheitskampf des 21. Jahrhunderts geboten. [Süddeutsche Zeitung, 12.09.2011] ungewöhnl. Pl.

letzte Änderung:

Typische Verbindungen zu ›Dissidenz‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Dissidenz‹.

Zitationshilfe
„Dissidenz“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Dissidenz>.

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