Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Dragoman, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Dragomans · Nominativ Plural: Dragomane
Nebenform Dragomane · Substantiv · Genitiv Singular: Dragomanen · Nominativ Plural: Dragomanen
Aussprache [ˈdʀaːgomaːn] · [dʀagoˈmaːn] · [dʀagoˈmaːnə]
Worttrennung Dra-go-man ● Dra-go-ma-ne
Herkunft aus tarǧumānarab (ترجمان) ‘Dolmetscher’ < gleichbedeutend targumannuakkad, dieses möglicherweise aus einer altanatolischen Sprache (tarkummāe‑hethit ‘melden, erklären, übersetzen’)
DWDS-Vollartikel

Bedeutung

besonders in Bezug auf die Betreuung von Europäern in Vorderasien   (oft einheimischer) Übersetzer oder Dolmetscher
Beispiele:
Ein Dragoman war mehr als ein Dolmetscher. Als unersetzlicher einheimischer Reisebegleiter kannte er den Weg, hielt den Sonnenschirm über die schnell rötenden Gesichter, füllte die Wasserflasche nach und zog die Lady auf die Pyramiden hoch […]. [Süddeutsche Zeitung, 02.02.2006]
So sahen sie aus im wilden Kurdistan – zumindest die Dragomanen. Womit nicht etwa ein orientalischer Volksstamm gemeint ist. Sondern ein Fremdenführer, in diesem Fall einer aus den 1860er‑Jahren, der europäischen Orientschwärmern die Orientierung erleichterte. [Basler Zeitung, 22.09.2020]
Ich selbst beschäftige mich gerade mit der Geschichte von iranischen Dragomanen, Dolmetschern, Diplomaten, die zwischen Russland und Iran operierten, etwa zwischen 1850 und 1930. [Der Standard, 16.03.2010]
1881 fand ein Dragomane, ein Dolmetscher, in der Nähe des Hatschepsut‑Tempels mehr als 40 Mumien von Pharaonen und Verwandten, aufeinander gestapelt wie Stoffballen. [Süddeutsche Zeitung, 23.02.2006]
Der »Ägypten«‑Baedeker von 1898 warnt eindringlich vor Dragomanen, die »gebildete und denkende Touristen« mit einem »leeren Geschwätz unsinniger Erklärungen« hinhalten. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.08.2004]
Zu seinem politischen Ratgeber hat Negus Menelik von Abessinien den bisherigen Dragoman der dortigen deutschen Gesandtschaft, Dr. Zintgraff ernannt, der infolgedessen aus dem Reichsdienst ausgeschieden ist. [Berliner Tageblatt (Morgen-Ausgabe), 04.03.1909]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Dragoman m. ‘Übersetzer (orientalischer Sprachen), Dolmetscher’, auch ‘sprachkundiger Reiseführer’, frühnhd. trützelman, entlehnt über (wohl während der Kreuzzüge aufgenommenes) afrz. drugemant (12. Jh.), droguement, drogeman (13. Jh.), mfrz. trucheman (Ende 14. Jh.) und mgriech. dragoúman (δραγούμαν) aus türk. tercüman, arab. tarǧumān. Vgl. auch mhd. Tragemunt, Trougemunt, eine als Eigenname aufgefaßte Bezeichnung eines Sprachkundigen (13. Jh.).
Zitationshilfe
„Dragoman“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Dragoman>.

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