Draht
m.
‘gezogener oder gewalzter Metallfaden’,
ahd.
thrāt
(11. Jh.),
mhd.
drāt
‘Faden, Schnur’,
mnd.
drāt,
asächs.
thrād,
aengl.
þrǣd,
engl.
thread
‘Faden, Zwirn, Garn’,
mnl.
draet,
nl.
draad
‘Faden, Draht’,
anord.
þrāðr
‘Faden, Leine’,
schwed.
tråd
setzen
germ.
*þrēðu-
voraus,
das auf eine mit
ie.
*tu-Suffix
versehene langvokalische Form
ie.
*trē-
der Wurzel
ie.
*ter(ə)-
‘drehend reiben’
(s.
↗
drehen)
zurückgeht.
Draht
ist ursprünglich das aus Flachs, Wolle u. dgl.
‘Gedrehte’.
Die
dt. Bedeutungsspezialisierung
‘gezogener Metallfaden’
setzt bereits im
Mhd. ein,
als man in Stoffe eingewebte Gold- und Silberfäden mit
mhd.
golt-,
silberdrāt
bezeichnet;
die alte Bedeutung wird dagegen
im
Engl. und
Nl. bewahrt,
im
Dt. noch in
Schuster-
oder
Pechdraht
‘Nähfaden des Schusters’
(17. Jh.).
Aus
Telegraphendraht
verkürztes
Draht
tritt in der 2. Hälfte des 19. Jhs. ein für
‘Telegraf-, telegrafisch’
in Bildungen wie
Drahtantwort,
-bericht
(für
Depesche),
-meldung.
Daher stammt wohl auch die Wendung
auf Draht sein
‘schnell, tüchtig sein’
(20. Jh.).
An
Telefondraht
anknüpfend
heißer Draht
‘direkte Telefonleitung für dringende Fälle’,
zuerst
(in der Übersetzung von
amerik.-engl.
hotline
bzw.
hot-wire)
für die unmittelbare Verbindung
zwischen den führenden Staatsmännern der UdSSR und der USA
(um 1960).
drahten
Vb.
‘telegrafieren’
(19. Jh.);
drahtlos
Adj.
‘durch Funkverkehr’
(20. Jh.).
drahtig
Adj.
‘kräftig, sehnig, gewandt’,
eigentlich
‘fest und biegsam wie Draht’
(20. Jh.).
Drahtzieher
m.
‘Drahthersteller’
(14. Jh.),
‘geheimer Lenker politischer Aktionen’
(18. Jh.),
im Vergleich mit dem unsichtbaren Marionettenspieler,
der die Puppen an Drähten agieren läßt.