jmd., der etw. ohne Auflehnung, Klagen still, mit Geduld erträgt
Dulder, der
Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Dulders · Nominativ Plural: Dulder
Aussprache
Worttrennung Dul-der (computergeneriert)
Wortbildung
mit ›Dulder‹ als Erstglied:
Dulderin · Duldermiene
eWDG
Bedeutung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
dulden · Dulder · duldsam · Duldsamkeit · Geduld · geduldig · gedulden
dulden
Vb.
‘leiden, ertragen’,
besonders
‘zulassen’,
ahd.
thulten
(8. Jh.),
mhd.
dulten,
dulden
ist wie
mnd.
dülden,
mnl.
nl.
dulden,
afries.
thelda
(westgerm.
*þuldjan)
abgeleitet von dem nur im Westgerm. existierenden Verbalabstraktum
ahd.
thult
(9. Jh.),
mhd.
frühnhd.
mnd.
dult,
aengl.
þyld
(gleichbed. mit den präfigierten,
unter
Geduld,
s. unten,
genannten Formen).
Es gehört zu den schwachen Verben
ahd.
tholēn
‘erleiden, ertragen, büßen’
(8. Jh.),
tholōn
‘leiden, geduldig erwarten’
(9. Jh.),
mhd.
doln,
frühnhd.
dolen
(bis ins 16. Jh.),
asächs.
tholon,
mnd.
mnl.
dōlen,
aengl.
þolian,
anord.
þola,
schwed.
tåla,
got.
þulan
(germ.
*þulēn,
*þulōn).
Diese Verben gehen mit
lat.
tollere
‘aufheben, auf sich nehmen, wegschaffen’,
tolerāre
‘ertragen, erdulden’
(s.
tolerieren)
und
griech.
tlḗnai
(τλῆναι)
‘ertragen, erdulden’
auf die Wurzel
ie.
*tel(ə)-
‘aufheben, wägen, tragen, ertragen, dulden’
zurück.
In ahd. Zeit nur im südwestd. Raum belegt,
dehnt sich
dulden,
auch als Wiedergabe des christlichen Leidensbegriffs,
über das gesamte hd. Sprachgebiet aus
und verdrängt das alte
ēn-
bzw.
ōn-Verb
schließlich ganz.
dulden
(mit durch
-l-
zu
-d-
erweichtem
-t-)
meint heute vorwiegend
‘etw. zulassen, gegen etw. nichts unternehmen’,
während es in der Bedeutung
‘Unangenehmes durchstehen’
durch
erdulden
oder
ertragen
ersetzt wird.
–
Dulder
m.
‘wer Unangenehmes erträgt’,
zuerst von dem sein Leiden klaglos ertragenden Christus
(18. Jh.
Klopstock),
dann (18. Jh.) auch von einem
‘der Widerwärtiges mit Ergebung trägt’.
duldsam
Adj.
‘geduldig, nachsichtig, tolerant’
(17. Jh.);
dazu
Duldsamkeit
f.
‘Nachsicht, Toleranz’
(17. Jh.).
Geduld
f.
‘Ausdauer, Nachsicht’,
ahd.
githult
(8. Jh.),
mhd.
gedult,
gedulde,
asächs.
githuld,
mnd.
gedult,
mnl.
ghedout,
selten
ghedult,
nl.
geduld,
aengl.
geþyld,
präfigierte Form des unter
dulden
(s. oben)
behandelten Verbalabstraktums
ahd.
thult
und seiner Entsprechungen.
Davon abgeleitet
geduldig
Adj.
‘ausdauernd, nachsichtig, ruhig’,
ahd.
githultīg
(8. Jh.),
mhd.
gedultec.
gedulden
Vb.
‘ruhig abwarten’,
durch Präfix verstärktes
dulden,
mhd.
gedulden,
vgl.
mnd.
gedülden,
aengl.
geþyldian;
heute wird das Verb als Ableitung von
Geduld
empfunden
und nur reflexiv verwendet.
Typische Verbindungen zu ›Dulder‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Dulder‹.
Verwendungsbeispiele für ›Dulder‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Fürwahr, er war ein Mann, ein lauterer Mann, ein Kämpfer, ein stiller Dulder.
[Archiv der Gegenwart, 2001 [1964]]
Kaum einer der jüngeren Politiker mag sich so etwas vorstellen, kaum ein Partner sieht sich heute noch als stiller Dulder.
[Die Zeit, 16.05.2011, Nr. 20]
In New York ist jetzt einer ausgestiegen aus dem Heer der Dulder.
[Die Zeit, 02.03.1970, Nr. 09]
Plötzlich wirkt er nicht mehr souverän, nicht mehr als Macher, sondern als Dulder.
[Der Tagesspiegel, 19.12.2000]
Sie, die Musiker und die Herren von der bildenden Kunst sind gar verschämte Dulder.
[Die Fackel [Elektronische Ressource], 2002 [1899]]
Zitationshilfe
„Dulder“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Dulder>.
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