Ei
n.
aus Schale, Eiweiß und Eigelb bestehendes Hühner-, Vogelei,
ahd.
(8. Jh.),
mhd.
asächs.
mnl.
nl.
ei,
mnd.
ey,
aengl.
ǣg
(
engl.
egg
aus dem
Anord.),
anord.
egg,
schwed.
ägg
führen auf
germ.
*ajjam
bzw.
(wegen des
r-Plurals
im
Aengl. und im
Hd.)
auf
*ajjaz.
Der anlautende Vokal kann auf eine schwundstufige Form
(
ie.
ə)
zurückgehen oder Kürzung des im
Germ. zu
ā
gewordenen
ie.
ō
sein,
das sich in den Formen verwandter Sprachen findet,
griech.
ōón
(
ᾠόν),
lat.
ōvum,
kymr.
wy,
aslaw.
ajьce,
russ.
jajcó
(
яйцо).
Als Ausgangsformen können für diese Sprachen im wesentlichen
ie.
*ōu̯i̯om,
daraus gekürztes
*ōi̯om,
und wohl auch
*ōu̯om
angesetzt werden.
Zweifellos besteht eine Verbindung zu
ie.
*əu̯ei-
(oder
*au̯(e)i-?),
*u̯(e)i-
‘Vogel’
in
aind.
vḗḥ,
vī́ḥ,
lat.
avis
‘Vogel’,
wahrscheinlich auch
griech.
aietós
(
αἰετός)
‘Adler’.
Je nach Beurteilung des Ablautverhältnisses
im Rahmen der
ie. Wortbildung
wäre danach
Ei
ursprünglich
‘das zum Vogel Gehörige’
oder der Vogel das
‘Eiertier’.
Anders
Schindler
in: Die Sprache
15 (1969) 166,
der für seinen Ansatz
ie.
*ō-ə̯ui̯-óm
‘Ei’,
eigentlich
‘das beim Vogel Befindliche’,
von einer präpositionalen Verbindung
(mit
ie.
*ō
‘nahe bei’,
s.
Ohnmacht)
ausgeht.
Schon früh wird
‘Vogelei’
auf die Eier anderer Tiere
(Insekten, Reptilien, Fische)
sowie allgemein auf die weibliche Keimzelle übertragen.
Eigelb
n.
‘Dotter’
(18. Jh.),
älter
Eiergelb
(
Ayer-gelb,
17. Jh.).
Eiweiß
n.
(18. Jh.),
frühnhd.
Eierweiß
(
ayger wys,
15. Jh.),
ursprünglich
‘das Weiße im gekochten Ei’,
dagegen
mhd.
eierklār
‘das Weiße im rohen Ei’;
in der Chemie für eine organische Verbindung
aus Kohlen-, Wasser-, Sauer-, Stickstoff
(19. Jh.).
Eierkopf
m.
länglich ovale Kopfform,
Person mit eiförmigem Kopf,
auch Schimpfwort
‘Dummkopf’
(19. Jh.);
spöttisch
‘Akademiker, Intellektueller’,
Übersetzungswort von gleichbed.
amerik.-engl.
egghead
(Mitte 20. Jh.).
Eierkuchen
m.
‘in der Pfanne gebackener Teig aus Eiern, Mehl und Milch, Omelett’
(
nordd.),
mhd.
eierkuoche.
Eierstock
m.
‘weibliche Keimdrüse’
(1. Hälfte 16. Jh.)
für gleichbed.
mlat.
ovarium.
Stock
hier im Sinne von
‘Menge, Masse, Vorrat’
(s. d.).
Eiertanz
m.
‘Tanz mit verbundenen Augen zwischen ausgelegten Eiern’
(17. Jh.),
heute übertragen
‘vorsichtiges, gewundenes Verhalten in heikler Situation’.
eiern1
Vb.
‘Eier legen’,
spätmhd.
aiern.
eiern2
Vb.
‘unregelmäßig rotieren’
(20. Jh.).