Elle
f.
‘Unterarmknochen’,
seit alters eines der gebräuchlichsten natürlichen Längenmaße.
Die
germ. Wortformen
weisen auf einen ursprünglich kurzen Mittelvokal in
ahd.
(8. Jh.),
asächs.
elina
‘Unterarm’,
mhd.
el(li)ne,
el(le)n,
el(l)e,
mnd.
ēle,
mnl.
elle,
elne,
nl.
el,
aengl.
eln,
engl.
ell
(nur Längenmaß),
anord.
alin,
ǫln;
Länge des Vokals begegnet in
got.
aleina,
so daß sich für das
Germ. eine Ausgangsform
ie.
*olī̌nā
erschließen läßt.
Auf diese bzw. eine modifizierte Form gehen auch
griech.
ōlénē
(
ὠλένη)
‘Ellenbogen’,
lat.
ulna
‘Ellenbogen, der ganze Arm’,
air.
uilenn
‘Winkel’
zurück.
Zugrunde liegt die Wurzel
ie.
*el-
‘gebogen, biegsam’
bzw. eine Erweiterung
ie.
*elē̌(i)-,
*lē̌i-
(s.
Glied),
wobei der anlautende Vokalmeist der
o-Stufe
angehört.
Hierher auch
(mit anderer Bildungsweise)
aind.
aratníḥ
‘Ellenbogen’.
Der Vergleich mit den außergerm. Sprachen erweist
‘Ellenbogen’
als die ursprüngliche Bedeutung von
ie.
*olī̌nā;
der Unterarm ist in den germ. Sprachen
also nach dem mit ihm verbundenen Gelenk benannt.
In dem mit dem Sing. gleichlautenden Plur.
mhd.
ellen
wird das auslautende
-n
als Pluralzeichen empfunden,
so daß ein neuer Sing.
mhd.
elle,
nhd.
Elle
entsteht.
Die alte Form setzt sich fort in
Ellenbogen
neben
Ellbogen
m.
‘Gelenk zwischen Ober- und Unterarm’,
ahd.
elinbogo
‘Ellenbogen, Unterarm’
(8. Jh.),
mhd.
el(l)enboge,
mnd.
ēlenbōge,
nl.
elleboog,
aengl.
el(n)boga,
engl.
elbow,
anord.
ǫl(n)bogi,
eigentlich
‘Unterarmbiegung, -krümmung’
(s.
Bogen).
Ell(en)bogenfreiheit
f.
‘genügend Spielraum, um die Ellenbogen frei bewegen zu können’
(um 1800),
übertragen
Ellbogenfreiheit (‘Durchsetzungsvermögen’)
haben
(Mitte 19. Jh.).
ellenlang
Adj.
‘sehr lang’,
mhd.
ellenlanc.