jüdische Religion, christliche Religion, islamische Religion von Gott erschaffenes Geistwesen, das in Menschengestalt und mit Flügeln versehen als Bote zwischen Gott und den Menschen wirkt
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein rettender, rächender, feuriger Engel
als Akkusativobjekt: einen Engel erschaffen, senden, schicken, grüßen, anrufen, bitten
als Dativobjekt: einem Engel begegnen
mit Genitivattribut: der Engel der Apokalypse, Verkündigung, Barmherzigkeit; der Engel des Lichts, des Himmels
hat Präpositionalgruppe/-objekt: ein Engel mit Flammenschwert
als Genitivattribut: der Chor, Gesang, die Schar der Engel; die Erscheinung, die Offenbarung, die Botschaft, die Gebete des Engels
Beispiele:
Was keinen Körper hat, existiert nicht; also muss Gott einen Körper haben – so der Kirchenvater Tertullian[…]. Wurde über die körperliche Beschaffenheit der Götter, der Seele, der Engel oder auch des einen Gottes nachgedacht, war allerdings oft von einer ganz besonderen Materialität die Rede – etwa von zarter Feinstofflichkeit oder von der »astralen«, den Sternen eigenen Materialität. [Neue Zürcher Zeitung, 30.04.2016]
Alle Religionen kennen Engel, die Boten Gottes, die den Menschen seine heilende Nähe verkünden. Engel sind in den meisten Religionen helfende und heilende Mächte, die Gott den Menschen sendet. [Bild, 20.04.2011]
Mein Eindruck ist, daß heute die meisten Theologen verlegen werden, wenn es um Wunder geht. Aber die großen monotheistischen Glaubenssysteme sind auf Wundergeschichten gegründet – den brennenden Busch, das leere Grab, den Engel, der Mohammed den Koran diktiert hat […]. [Bild der Wissenschaft auf CD-ROM, 2000 [1999]]
Doch auch die Ordnung des Jenseits wurde als Hierarchie vorgestellt: eine andere Ordnung konnte man sich [im Mittelalter] überhaupt nicht denken. An der Spitze stand natürlich Gott mit Christus, Maria, den Aposteln und seinen obersten Engeln. [Schwanitz, Dietrich: Bildung, Frankfurt a. M.: Eichborn 1999, S. 83]
»Friede auf Erden« singen die Engel in der biblischen Weihnachtsgeschichte, »Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen«. [Berliner Zeitung, 22.12.1984]
Das Weihnachtsevangelium des Lukas ist die einzige Bibelstelle, an der beide Engel‑Typen (der »Engel des Herrn« als Bote und die Gott verherrlichenden »himmlischen Heerscharen«) gemeinsam auftreten. Die katholische Kirche hat die These von der personalen Existenz der Engel in einer Reihe von Konzilsbeschlüssen und Lehräußerungen sanktioniert. [Engel. In: Aktuelles Lexikon 1974–2000, München: DIZ 2000 [1983]]
Diese Boten [Gottes] […] können entweder selber göttlich sein (z. B. der griechische Hermes) oder übernatürliche Wesen niedrigeren Ranges (wie die Engel des Judentums) oder bloß Menschen, Propheten oder Seher. [Walton, F. R.: Götterbote. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1958], S. 11848]
a)
bildliche, meist künstlerische Darstellung eines Engels (1)
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein steinerner, vergoldeter, blonder, musizierender, singender Engel
in Koordination: die Madonna, Engel und Putten
hat Präpositionalgruppe/-objekt: ein Engel mit Flügeln, Posaune, Trompete
als Genitivattribut: die Figur des Engels
Beispiele:
In barocken Festsälen und Rokokokirchen wirkten Maler und Stuckateure zusammen, um beispielsweise einen gemalten Putto durch ein plastisch ausgebildetes Bein tatsächlich anfassbar zu machen. Es ist, als ob der gemalte Engel aus dem Gemälde in den wirklichen Raum gelangen, oder umgekehrt in die Weite des Gemäldes schlüpfen könnte. [Süddeutsche Zeitung, 08.09.2018]
Weihnachts‑ und Schneemänner, Rentiere und Engel – das sind Figuren, mit denen Weihnachten in Verbindung gebracht wird. [Schweriner Volkszeitung, 23.11.2013]
Im späten Mittelalter werden Engel dann zu Frauen und Kindern, welche mit unterschiedlicher Kleidung und ausgeprägten Gefühlsregungen versehen sind. Es gab jedoch auch androgyne sowie geschlechts‑ und alterslose Engel, denn als »Geistwesen« konnte man sie sich in allen Gestalten vorstellen. Weibliche Engel kommen jedoch nur in der Kunst vor; die Theologie kennt sie nicht. [Welt am Sonntag, 31.10.2010]
In einer Ecke neben dem Eingang [der Kirche] stand die Figur eines Engels, ein Flügel war abgebrochen und über den anderen hatte einer […] seine schwarze Jacke gehängt. [Funke, Cornelia: Tintenherz, Hamburg: Cecilie Dressler Verlag 2003, S. 173]
Staunend blicken wir in die barocke Fülle des Kirchenschiffs. 1996 wurde das Innere in den ursprünglichen Farben restauriert. Hier ist tatsächlich alles Gold, was glänzt. Putten und Engel musizieren und turnen waghalsig auf Brüstungen und Simsen herum. [Neue Zürcher Zeitung, 07.06.2001]
Sie fuhren durch Straßen von halb dörflichem, halb kleinstädtischem Charakter[…] und hielten […] am Friedhof, durch dessen Gitter man die Kapelle unter ernsten dunklen Tannen sah und Kreuze auf eingesunkenen Grabhügeln und einen sechs Fuß hohen Engel mit tragisch gefalteten Schwingen. [Reimann, Brigitte: Franziska Linkerhand, Berlin: Neues Leben 1974, S. 133]
b)
Phrasem:
⟨gefallener Engel (= Abtrünniger, häufig als Satan oder Teufel personifiziert)⟩
Beispiele:
Sie [die Jesiden] beten der Sonne zugewandt zu ihrem Gott und verehren seine sieben Engel. Der wichtigste ist Melek Taus, auch »Engel Pfau« genannt. Vielen Muslimen gelten sie deshalb als Sekte und »Teufelsanbeter«, da der »Engel Pfau« im Koran als gefallener Engel bezeichnet wird. [Die Welt, 09.08.2014]
So sah die Hölle aus [wie das dunkle, trostlose Spielzimmer im Keller des Klosters]. Keineswegs, sagten die […] Nonnen, die Hölle ist noch schlimmer als alles, was ihr euch ausdenken könnt mit euren unartigen und schmutzigen Kinderseelen. Die Hölle hat der Teufel erdacht, der gefallene Engel, der Satan, der Fürst des Feuers. [Der Standard, 23.11.2013]
übertragenDer frühere Fußballprofi […] steht vor Gericht: Er soll 78‑mal Kokain gekauft und keinen Unterhalt gezahlt haben. […] Es ist die Geschichte eines gefallenen Engels, von denen es im Sport so viele gibt. Vorbilder, Helden der Jugendzimmer – sie gelten plötzlich als Betrüger, […] als Gescheiterte. [Süddeutsche Zeitung, 24.10.2012]
Der Teufel ist nach deren Lehre [den Lehren der katholischen Kirche] ein gefallener Engel. Der wurde von Gott seiner Natur nach gut geschaffen, aber er wurde selbst durch sich böse. Nicht ganz leicht zu verstehen und deshalb auch von der Kirche als grosses Geheimnis bezeichnet. [Neue Zürcher Zeitung, 18.03.2012]
Engel sind Boten Gottes, Mittler zwischen ihm und der Menschheit. Sie heißen Gabriel, Michael, Raphael, Uriel oder Phanuel. In der katholischen Glaubenslehre gibt es aber auch den gefallenen Engel Luzifer, der sich von Gott abgewandt hat und verdammt wurde und nun als böser Dämon die Erdenbewohner quält und zur Sünde verführt. [Süddeutsche Zeitung, 28.11.1997]
Erst im Spätjudentum tauchen Vorstellungen eines Dualismus von Gut – Böse auf. Der Kampf zweier Reiche (Licht – Finsternis) wird mythologisch ausgesponnen. So entsteht auch die Sage, der Satan sei ein gefallener Engel. [Die Zeit, 31.03.1978]
c)
Phrasem:
⟨(schon) die Engel (im Himmel) singen hören (= schon fast tot sein, starke Schmerzen empfinden)⟩
Beispiele:
Am frühen Morgen begann der Parforceritt [die Geburt]. Oder wie eine Freundin es formuliert hatte: Du hörst die Engel im Himmel singen. Nach zehn oder zwölf Stunden hätte ich jede Droge genommen, die die Schulmedizin anzubieten hat. Ein Kind im Geburtskanal, das keinen Schritt vorwärts oder rückwärts macht, stellt einen auf die Probe. [Neue Zürcher Zeitung, 03.10.2016]
Der [Boxer] hat einen wahnsinnigen Punch. Landet er einen richtigen Treffer aufs Kinn von D[…] [seines Gegners], wird der die Engel singen hören. [Süddeutsche Zeitung, 10.09.1994]
Ich werde auch keine große Rede halten, denn ich lasse gerade meine Zähne in Ordnung bringen und höre zur Zeit die Engel im Himmel singen. [Der Spiegel, 14.03.1966]
Der Bär rennt mir direkt vor die Füße. Ich haue von oben auf ihn ein und er klebt mir von unten eine waschechte Ohrfeige. Ich höre bereits die Engel im Himmel singen. [Berliner Zeitung, 13.03.1955]
d)
Phrasem:
⟨ein Engel geht, schwebt durch den Raum, das Zimmer (= es wird plötzlich ganz still)⟩
Beispiele:
Das letzte Wort [der Theatervorstellung] ist verklungen, doch es hallt noch etwas nach. Das gemeinsame Schweigen bricht aus: Ein Engel geht durch den Raum. Man kann dieses Innehalten nicht beschreiben, nur spüren, wenn man dabei ist. Die Zeit bleibt für einen Atemzug stehen, und zweihundert oder zweitausend Leute teilen diesen besonderen Moment. Das ist großartiger, als es jeder Applaus sein könnte. [Süddeutsche Zeitung, 24.12.2018]
Wenn in Momenten von plötzlicher Stille »ein Engel durch den Raum geht«, benennen wir damit unser leichtes Unbehagen vor dem Unerfüllten, dem Ungesagten, dem Unerklärlichen. Auch in Filmen kommen manchmal solche Augenblicke vor, in denen für eine kleine Weile nichts geschieht, außer dass der Flügelschlag eines Engels über die Leinwand huscht. Dann ist das Kino der Himmel auf Erden. [Die Welt, 05.12.2003]
Letzterer [der RIAS Kammerchor Berlin] bot am Sonntag nachmittag in der
sonnendurchfluteten Matthäikirche eine Interpretation der
»Lamentationes« (= Vertonung der Klagelieder des Propheten Jeremias), die über alle Maßen gelang. Ein
Engel ging durch den Raum. Und noch einer.
Wer dabei war, hat sie gesehen und wird das hoffentlich nicht mehr
vergessen. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.09.2000]
Wenn die Gespräche verstummen und der berühmte Engel durchs Zimmer schwebt – hilft das Anbieten eines Drinks, einer Zigarette oder Zigarre. Dabei ergeben sich Anknüpfungspunkte zu neuen Gesprächen. [Schwarz, Peter-Paul (Hg.), Gepflegte Gastlichkeit, Wiesbaden: Falken-Verl. Sicker 1967, S. 63]