Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Ergebenheit, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Ergebenheit · Nominativ Plural: Ergebenheiten · wird meist im Singular verwendet
Aussprache 
Worttrennung Er-ge-ben-heit
Wortzerlegung ergeben2 -heit
Wortbildung  mit ›Ergebenheit‹ als Erstglied: Ergebenheitsadresse · Ergebenheitsbekundung · Ergebenheitsbeweis
 ·  mit ›Ergebenheit‹ als Letztglied: Gottergebenheit · Schicksalsergebenheit
eWDG

Bedeutungen

1.
demütige, rückhaltlose Hingabe
Beispiele:
jmdm. seine freundliche, treue, bedingungslose Ergebenheit ausdrücken
in stiller, stummer Ergebenheit für jmdn. sorgen
voller Ergebenheit blickte sie zu ihm auf
gehobenvoll (dankbarer) Ergebenheit Ihr … (= Höflichkeitsformel) (= Briefschluss)
Er stand bescheiden und ohne falsche Ergebenheit am Tisch [ A. ZweigEinsetzung318]
2.
das Sichfügen in etw.
entsprechend der Bedeutung von ergeben¹ (3 c)
Beispiele:
die Ergebenheit in sein Schicksal, Geschick
in dumpfer Ergebenheit in ihr schweres Los fristeten die Gefangenen ihr Leben
Mit innigster Ergebenheit in Gott [ LessingNathanIII 7]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
geben · abgeben · Abgabe · angeben · Angabe · Angeber · angeblich · aufgeben · Aufgabe · ausgeben · Ausgabe · ausgiebig · begeben · Begebenheit · beigeben · Beigabe · eingeben · Eingabe · Eingebung · ergeben · Ergebung · ergeben · Ergebenheit · Ergebnis · ergiebig · freigebig · Freigebigkeit · hingeben · Hingabe · Hingebung · hingebungsvoll · nachgeben · nachgiebig · übergeben · Übergabe · umgeben · Umgebung · Untergebener · vergeben · Vergebung · vergebens · vergeblich · zugeben · Zugabe
geben Vb. ‘(hin-, dar)reichen, schenken, überlassen’. Das gemeingerm. Verb ahd. geban (8. Jh.), mhd. geben, asächs. geƀan, mnd. gēven, mnl. ghēven, nl. geven, aengl. giefan (engl. to give ist aus dem Nord. entlehnt), anord. gefa, schwed. giva, got. giban (germ. *geban). Herkunft ungesichert. Das Verb wird allgemein mit lat. habēre ‘halten, haben, besitzen’, habilis ‘handlich, geeignet’, air. gaibid ‘nimmt, ergreift, erhält’, lit. gabénti ‘fördern, transportieren, herbei-, fortschaffen’, aruss. gabati ‘bedrängen, verfolgen (?)’, tschech. (älter) habati ‘raffen’, poln. gebać ‘anfechten, reizen, beunruhigen’ zu der in mehreren Varianten vorliegenden Wurzel ie. *ghabh-, *ghab-, *ghap- ‘fassen, nehmen’ (die letzte Variante wohl unter Einfluß der Wurzel ie. *kap- ‘fassen’, s. heben) gestellt. Der auffallende Bedeutungsunterschied zwischen den germ. Vertretern und dem ie. Wurzelansatz (‘geben’ – ‘nehmen’) wird damit erklärt, daß hier eine germ. Eigenbildung als Ersatz für ie. *dō- ‘geben’ vorliegt, die sowohl lautlich (im Vokalismus der Stammsilbe) wie inhaltlich unter dem Einfluß von germ. *neman (s. nehmen) als Gegenwort steht (was man hat, auswählend ergreift, „nimmt“, kann man darreichen, schenken, „geben“). – Die reiche Bedeutungsentfaltung des Verbs führt zu zahlreichen Präfixbildungen mit weiteren Ableitungen. abgeben Vb. ‘(einen Teil) hergeben, abtreten, überlassen, darstellen, sein’ reflexiv ‘sich beschäftigen, befassen’, frühnhd. ab(e)geben, vgl. ahd. abageban ‘verlassen, im Stich lassen’ (9. Jh.); Abgabe f. ‘zu entrichtende Leistung, Überlassung’ (2. Hälfte 17. Jh.). angeben Vb. ‘(aus)sagen, anzeigen, verraten, bestimmen, prahlen, aufschneiden’, mhd. an(e)geben, auch ‘(ein Kleid) anlegen’; Angabe f. ‘Aussage, Prahlerei, Aufschneiderei’ (Anfang 16. Jh.); Angeber m. ‘Denunziant, Aufschneider’, frühnhd. angeber ‘Anfänger, Anstifter’; angeblich Adj. ‘vermeintlich’ (1. Hälfte 18. Jh.). aufgeben Vb. ‘zur Weiterleitung übergeben, erledigen lassen, verzichten, zurücktreten’, mhd. ūfgeben; Aufgabe f. ‘Übergabe zur Weiterleitung, Auftrag, Verzicht’, mhd. ūfgābe. ausgeben Vb. ‘austeilen, aushändigen, verkünden, Geld verbrauchen, spendieren’, reflexiv ‘seine Kräfte verbrauchen, verausgaben’, ahd. ūʒgeban ‘(her)ausgeben, ausschütten’ (9. Jh.), mhd. ūʒgeben; Ausgabe f. ‘Austeilung, Aushändigung, Verkündigung, Verbrauch an Geld, Edition, Nummer einer Zeitung, Zeitschrift’, spätmhd. ūʒgābe; ausgiebig Adj. ‘reichlich’ (Mitte 18. Jh.). begeben Vb. reflexiv ‘sich aufmachen, gehen, sich ereignen, geschehen’, sich einer Sache begeben ‘auf etw. verzichten’, ahd. bigeban ‘verlassen, aufgeben’ (10. Jh.), mhd. begeben; Begebenheit f. ‘Ereignis, Geschehen’ (1. Hälfte 17. Jh.). beigeben Vb. ‘mitgeben, hinzufügen, zur Verfügung stellen, nachgeben, sich fügen’ (1. Hälfte 16. Jh.); Beigabe f. (1. Hälfte 19. Jh.). eingeben Vb. ‘einflößen, einreichen’, mhd. īngeben ‘übergeben, überweisen’; Eingabe f. ‘das Einflößen, schriftlicher Vorschlag, Gesuch’, spätmhd. ingābe; Eingebung f. ‘plötzlich auftauchender Gedanke, Intuition’ (1. Hälfte 15. Jh.). ergeben Vb. ‘als Ergebnis hervorbringen’, reflexiv ‘zustande kommen, sich hingeben, widmen, die Waffen strecken, sich dem Feind ausliefern’, ahd. irgeban ‘(von sich) geben, heraus-, übergeben, sich jmdm. ausliefern, Rechenschaft ablegen’ (8. Jh.), mhd. ergeben ‘zeigen, herausgeben, übergeben, anheimgeben, einträglich sein’, reflexiv ‘sich in jmds. Gewalt geben, sich fügen’; Ergebung f. ‘das Sichergeben, Unterwerfung, Ergebenheit’ (14. Jh.); ergeben Part.adj. ‘gefügig, hingebungsvoll, wohlgeneigt’, in frühnhd. Zeit aus dem Part. Prät. mhd. ergeben ‘sich durch Gelübde dem Mönchsleben ergeben habend’; Ergebenheit f. ‘demütige Hingabe, Fügsamkeit’, mhd. ergebenheit ‘Klostergelübde’; Ergebnis n. ‘Resultat’ (um 1800); ergiebig Adj. ‘ertragreich, fruchtbar’ (16. Jh.). freigebig Adj. ‘gern gebend, großzügig’, Freigebigkeit f. (1. Hälfte 16. Jh.). hingeben Vb. ‘weg-, fortgeben, verschenken’ (15. Jh.), reflexiv ‘sich aufopfern, sich widmen’ (18. Jh.); vgl. schon ahd. hinageban ‘hingeben, übergeben, preisgeben’ (um 1000); Hingabe f. ‘Opferbereitschaft, Leidenschaft’ und gleichbed. Hingebung f. (1. Hälfte 19. Jh.), älter im Sinne von ‘das Weg-, Fortgeben’ (Hingebung seit dem 17. Jh., Hingabe seit dem 18. Jh.); hingebungsvoll Adj. ‘voll Eifer, Aufopferung’ (1. Hälfte 19. Jh.). nachgeben Vb. ‘nicht standhalten, Widerstand aufgeben, sich fügen, erschlaffen, locker werden’, spätmhd. nāchgeben ‘zulassen, einräumen’; nachgiebig Adj. ‘nicht standhaltend, keinen Widerstand entgegensetzend, schlaff, leicht umzustimmen, fügsam’ (18. Jh.). übergeben Vb. ‘aushändigen, überantworten, ausliefern, für etw. freigeben’, reflexiv ‘sich erbrechen’, mhd. übergeben ‘übertreffen, beeinträchtigen, verletzen, verzichten’, reflexiv ‘sich aufgeben, schuldig bekennen’; Übergabe f. ‘Aushändigung, Auslieferung’ (Ende 15. Jh.). umgeben Vb. ‘ein-, umschließen’, ahd. umbigeban ‘umgeben, umstellen’ (8. Jh.), mhd. umbegeben; Umgebung f. ‘einen Ort umgebende Landschaft, jmdn. umgebender Kreis von Menschen’ (um 1800; vorher dafür Environs, nach gleichbed. frz. environs Plur.), älter im Sinne von ‘das Herumgeben, Umhängen’ (Ende 15. Jh.). Untergebener m. ‘wer einem Vorgesetzten dienstlich unterstellt ist’ (um 1600), substantivierte Form zum Part.adj. untergeben ‘einem Vorgesetzten dienstlich unterstellt’, eigentlich Part. Prät. zu heute nicht mehr üblichem untergeben ‘unter Aufsicht stellen’, ahd. untargeban ‘unterwerfen, unterstellen’ (um 800), spätmhd. undergeben. vergeben Vb. ‘weggeben, austeilen, verschenken, verzeihen’, meist reflexiv ‘seinem Ansehen schaden’, nur reflexiv ‘sich beim Austeilen (der Spielkarten) irren, falsch geben’, ahd. firgeban ‘vergeben, schenken, einräumen’ (8. Jh.), mhd. vergeben; Vergebung f. ‘das Vergeben, Vergabe, Verzeihung’, spätmhd. vergebunge ‘Verzeihung’; vergebens Adv. ‘vergeblich, erfolglos, umsonst, nutzlos’, spätmhd. vergeben(e)s, mit sekundärem s für gleichbed. mhd. vergebene ‘geschenkweise, unentgeltlich, umsonst, unnütz, vergeblich’, Adverb zum Part. Prät. mhd. vergeben; vgl. ahd. firgebano Adv. ‘umsonst, ohne Gegenleistung’ (um 1000). vergeblich Adj. ‘erfolglos, nutzlos, umsonst’, zuerst md. vergebelich (15. Jh.), vgl. mhd. frühnhd. vergebenlich (wohl gekürzt aus vergebendlich). zugeben Vb. ‘hinzufügen, dazugeben, für richtig erklären, einräumen, gestehen’ (15. Jh.), vgl. schon ahd. zuogeban ‘hinzufügen, zuteilen, verteilen’ (9. Jh.), dagegen mhd. zuogeben ‘tapfer auf jmdn. eindringen, jmdm. zusetzen’; Zugabe f. ‘was zusätzlich über die pflichtgemäße Leistung oder Menge hinaus gegeben wird’, spätmhd. zuogābe ‘Zugabe, Mitgift’.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Oberbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Ergebenheit‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Ergebenheit‹.

Verwendungsbeispiele für ›Ergebenheit‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Sie hat einen Sinn nur in ihrer Disziplin, in ihrem Gehorsam gegenüber der Regierung, in ihrer Ergebenheit gegenüber der Nation. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1960]]
Alter Ego: Soviel Ergebenheit ins Schicksal ist mir dann doch suspekt. [Die Zeit, 11.02.2008, Nr. 06]
Hier sind die Armen am ärmsten, doch ihr Schicksal tragen sie mit höchster Ergebenheit. [Die Zeit, 14.10.2004, Nr. 43]
Ihre Ergebenheit ist nicht sklavisch, sonst taugte sie auch nichts. [Die Welt, 28.06.2001]
Da sie sehr eifersüchtig über ihre Ehe wacht, erwartet sie von ihrem Mann Treue und Ergebenheit. [Klemz, Willy: Praktische Menschenkunde, Düsseldorf: Greif 1963, S. 88]
Zitationshilfe
„Ergebenheit“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Ergebenheit>.

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